Liebe, nichts als Liebe
Gedanken zu fassen. Es fiel ihr nicht leicht, sich einzugestehen, dass sie sich all die Jahre in Bezug auf Rafael Santisos Schuld geirrt haben sollte. Aber hier wurden ihnen freimütig höchst vertrauliche Informationen angeboten, die keinen Zweifel an der Richtigkeit des Dargestellten mehr zulassen konnten. Zu viele Beweise deuteten darauf hin, dass Santiso nicht in den Mord an Laurens verwickelt war - unwiderlegbare Beweise und keine bloßen Verdächtigungen.
Jared räusperte sich. „Darf ich aus Ihren Äußerungen entnehmen, dass alle Umstände, die zu Laurens Krugers Tod geführt haben, noch zu Lebzeiten von Bernhard Kruger aufgedeckt und die entsprechenden Maßnahmen ergriffen wurden?"
„Ja, die Konspiration wurde unverzüglich und höchst effektiv ausgeräumt", antwortete Hans Vogel.
„Die Umstrukturierung des Konzerns brauchte etwas länger, aber alles war bereits zu Bernhards Zufriedenheit in die Wege geleitet, bevor er starb", bestätigte Pieter Wissmann.
„Danke, meine Herren. Wir wissen Ihre Offenheit und Kooperation zu schätzen", versicherte Jared ihnen, bevor er sich vorbeugte und Rafael Santiso ansah. „Ich habe noch zwei Fragen."
„Nur zu", erwiderte Rafael selbstbewusst.
„Wenn wir uns einig sind, dass die Konspiration vollständig ausgeräumt wurde, warum war es dann für Christabel und Alicia so gefährlich, dass Sie sich zu ihrem
,Gefängniswärter' aufspielen mussten, als Sie nach Bernhards Tod die Treuhandschaft übernahmen? Und angesichts Christabels offensichtlichem Wunsch, von Ihnen und allem, wofür Sie stehen, frei zu sein ... warum haben Sie ihre Entscheidung nicht respektiert, wie Sie es taten, als sie Laurens Kruger heiratete?"
Nach einer kurzen Pause fügte Jared ruhig hinzu: „Und bedenken Sie, dass Christabel das Recht hat, sich für ein Leben zu entscheiden, wie sie es will. Und als Alicias Mutter hat sie auch das Recht, zu entscheiden, was für ihre Tochter das Beste ist. Das ist unser Anliegen hier. Ihr Anliegen müssen Sie uns erst noch verständlich machen ... welchen Zweck Sie nämlich mit diesem ungebetenen und unwillkommenen Eindringen in ein Leben verfolgen, das Sie nichts angeht."
Christabel hatte voller Liebe zugehört, wie überzeugend Jared für ihre Sache eingetreten war. Als sie jetzt Rafael Santiso anblickte, fragte sie sich, ob er spürte, dass ihm kein Ausweg mehr blieb. Kein Ausweg, dachte sie erstaunt. Nie hätte sie geglaubt, diese Worte einmal auf den mächtigen Mann anzuwenden, vor dem sie all die Jahre geflohen war. Vielleicht waren sie und Alicia ja doch hier sicher. Oder freute sie sich schon zu früh?
14. KAPITEL
Jared wusste, dass er vor der schwierigsten Aufgabe seines Lebens stand. Er hatte im Perlengeschäft schon mit einigen skrupellosen Geschäftsleuten zu tun gehabt, aber diese drei Herren rangierten auf einer ganz anderen Ebene. Es verriet genug, dass sie offenbar ohne Frage akzeptiert hatten, wie rücksichtslos Bernhard Kruger sämtliche Verschwörer ausgelöscht hatte, die für den Tod seines Sohnes in irgendeiner Weise verantwortlich gewesen waren.
Christabel hatte zwar damals von diesen Einzelheiten nichts geahnt, aber sie hatte instinktiv gespürt, wie gefährlich diese Männer waren. Mochte Rafael Santiso auch für den Tod ihres Ehemannes nicht verantwortlich sein, so bestand immer noch die Möglichkeit, dass sie sich in seiner Gefährlichkeit, was Alicia betraf, nicht täuschte.
Würde er zugestehen, dass er das Leben des Kindes nicht nach seinem Belieben bestimmen konnte? Und wenn er dazu bereit war, konnte man ihm glauben?
Jared beobachtete aufmerksam, wie der Argentinier über seine Fragen nachdachte.
Seine Mutter fühlte sich zu diesem Mann hingezogen. Vikki Chan hatte keinen Grund gesehen, vor ihm zu warnen. Normalerweise konnte man dem Urteil dieser beiden klugen Frauen vertrauen. Aber für Jared stand zu viel auf dem Spiel, als dass er sich blindes Vertrauen hätte leisten können.
„Vielleicht war ich übereifrig in meinem Bemühen, Christabel und Alicia zu beschützen, aber ich bedauere nicht, was ich getan habe", räumte Rafael jetzt freimütig ein. „Meine Vorsichtsmaßnahmen waren nur deshalb so extrem, weil die Verantwortung für die Sicherheit der beiden so schwer auf meinen Schultern lastete -
den ich wusste ja, was mit Laurens geschehen war, und war mir überdies bewusst, dass mir Bernhards Schuhe eine Nummer zu groß waren. Diejenigen, die seine Macht fraglos respektiert hatten, waren nur allzu
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