Liebe, nichts als Liebe
wie aus der Pistole geschossen.
„Nur dass Sie es auf falsche Voraussetzungen gründen", entgegnete er scharf. „Ich hatte nichts mit Laurens' Tod zu tun, Christabel."
„Dann beweisen Sie es!"
Christabels Forderung hallte in der nachfolgenden Stille wider.
Es war Rafael Santiso anzusehen, wie wütend er war, als er schließlich wieder das Wort ergriff. „Sind Sie jetzt endlich bereit, mir zuzuhören?"
„O ja, legen Sie endlich Ihren ,Gang der Ereignisse' offen!" antwortete Christabel heftig.
Rafael wandte sich zunächst ausdrücklich an die Kings. „Ich kann verstehen, dass Christabel ihren Verdächtigungen, die sie so lange gequält haben, Ausdruck verleihen musste. Aber es sind bloße Verdächtigungen, entschuldbar in ihrer Lage, aber durch keinen Beweis zu belegen. Bitte behalten Sie das im Hinterkopf."
Dann wandte er sich an den Rechtsanwalt an seiner Seite. „Hans, geben Sie ihnen bitte eine Zusammenfassung der Ereignisse, die auf Laurens' Tod folgten."
Der Rechtsanwalt musste schon über siebzig sein, ein alter Weggefährte von Bernhard Kruger und zweifellos in viele Geheimnisse eingeweiht. Dass Rafael Santiso seine Verteidigung diesem alten Mann überlies, war angetan, Christabels Interesse erneut zu wecken.
„Bernhard vermutete sofort, dass das Boot, bei dessen Explosion Laurens ums Leben kam, sabotiert worden war", trug Hans Vogel in ausdruckslosem Ton vor. „Er setzte eine gewaltige Belohnung für die Ergreifung der Saboteure aus. Die Informationen ließen nicht lange auf sich warten. Und die Männer, die unmittelbar für Laurens' Tod verantwortlich waren, verrieten den Namen ihres Auftraggebers. Bernhard deckte eine Konspiration innerhalb des Kruger-Kartells auf. Gewisse Gruppen planten eine Aufsplittung der Interessen, die für die Beteiligten höchst profitabel gewesen wäre."
Der Anwalt richtete den Blick seiner hellblauen Augen direkt auf Christabel. „Diese Konspiration drehte sich um unsere Südafrika-Geschäfte und hatte nichts mit Südamerika zu tun."
„Aber das Boot ist in der Karibik explodiert", wandte Christabel rasch ein.
„Die Karibik ist ein internationaler Tummelplatz", lautete die prompte Antwort. „Der ideale Ort für Jetsetter, den neuesten internationalen Klatsch auszutauschen. Laurens hatte auf einer Party Gerüchte über diese Konspiration gehört und unklugerweise einige indiskrete Fragen gestellt, anstatt mit seinen Informationen zu seinem Vater zu gehen.
Sie waren mit ihm verheiratet und wissen, wie gern er sich wichtig machte. Es erwies sich als fataler Fehler."
Ja, Christabel musste einräumen, dass dies gut vorstellbar war. Laurens hätte es genossen, seinen Vater über etwas aufzuklären, was der noch nicht wusste. Er hatte jede Gelegenheit benutzt, zu beweisen, wie wichtig er war. „Kenne ich die Konspiratoren?"
fragte sie.
Hans Vogel zuckte die Schultern. „Das bezweifle ich. Ich habe die vollständige Liste nicht bei mir. Sie liegt in meinem Bürosafe. Aber ich versichere Ihnen, Rafael Santiso ist nicht darunter. Ich kann Ihnen allerdings die entsprechenden Berichte vorlegen, wenn Sie es wünschen. Nur leider wird es Ihnen nicht möglich sein, mit irgendeinem auf dieser Liste über die damaligen Vorfälle zu sprechen."
„Warum nicht?"
„Bedauerlicherweise sind sie inzwischen alle verstorben ... tragische Unfälle", fügte der Anwalt bezeichnend hinzu. „Der verlängerte Arm der Gerechtigkeit, nicht wahr?"
Oder der verlängerte Arm eines alten Mannes, der Vergeltung an jenen geübt hatte, die seinen einzigen Sohn ermordet hatten! Christabel hätte eigentlich schockiert sein müssen, aber das alles schien ihr jetzt so weit entfernt - ein anderes Leben, eine andere Welt, in die sie nicht mehr zurückkehren wollte.
Pieter Wissman, der Schweizer Steuerberater, beugte sich vor. Er war ein blasser, dünner Mann von Anfang fünfzig und wirkte durch und durch penibel. „Wenn Sie eine objektive Bestätigung der Ereignisse wollen, die auf Bernhards interne Untersuchung folgten ..." Er sah Nathan und Tommy und dann Jared an. „Als Geschäftsleute werden Sie wissen, dass Zahlen ihre eigene Geschichte erzählen. Damals erfolgte eine ziemlich drastische Umorganisation der Südafrika-Geschäfte, der Aufbau eines völlig neuen Netzes unter Eliminierung der korrupten Verbindungen. Wenn Sie die Bücher daraufhin überprüfen wollen, werde ich sie Ihnen gern offen legen."
Angesichts dieser unerwarteten Enthüllungen hatte Christabel Mühe, einen klaren
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