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Liebe oder so

Liebe oder so

Titel: Liebe oder so Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Montag
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wieder zum Wagen zurückging. Warum auch immer, die Kleine hatte mir was vorgemacht, und ich Idiot hatte ihr auch noch meine Jacke überlassen. Geschah mir recht, warum hatte ich auch nicht auf meinen Bauch gehört? Während der Anlasser sich warmlief und meine Hände am Lenkrad festfroren, versuchte ich mich zu erinnern, ob ich was Wertvolles in den Taschen gelassen hatte.

 
    9
     
    Zwei weitere Tage später - ich hatte eben den langen Donnerstag hinter mich gebracht und entspannte mich in der Badewanne - läutete endlich wieder das Telefon. Mit einem Satz war ich raus aus der Wanne. Falls es Johanna war, konnte sie sich auf was gefasst machen.
    „Ja?“ Ich war über und über mit Schaum bede ckt und tropfte den Boden voll.
    „Wer ist da? Alex?“, fragte eine Männerstimme.
    „Am Apparat.“
    „Hör mal, ich weiß nicht, was zwischen dir und Marie läuft, aber vielleicht kannst du mich da mal aufklären. Sie selbst will nämlich nicht drüber reden.“
    „ Marie?“
    „Was?“
    „Wer soll das sein, Marie?“ Mindestens einer von uns stand auf dem Schlauch.
    „Wie, wer soll das sein?“
    „Und wer bist du ?“
    „Wer ich bin? Ich bin Jochen.“ Er sagte es, als müsse alle Welt seinen Namen kennen.
    „Hör mal, Jochen, ich kenne keine Marie. Du hast dich verwählt.“
    „Ach ja? Und woher hat sie dann deine Nummer? Und deine Adresse?“
    Mir dämmerte etwas. „Meine Adresse? Auf einem kle inen Zettel aus einem Notizbuch?“
    „Ja.“ Er war noch immer ungeduldig, sich seiner Sache aber anscheinend nicht mehr so sicher.
    „Und der war in einer Wolljacke?“
    Pause. „Ist das etwa deine Jacke?“
    „Allerdings“, sagte ich.
    „Wieso hat Marie deine Jacke, wenn du sie gar nicht kennst?“, fragte er.
    „Das ist ne lange Geschichte.“
    „Ach ja? Vielleicht sollte ich einfach mal bei dir vorbe ikommen, und du erzählst sie mir.“
    „Wir haben uns am Samstag getroffen -“
    „Ihr habt euch getroffen?“
    „Na ja, nicht direkt. Wir kannten uns nicht und sind uns nur zufällig über den Weg gelaufen.“
    Ich hatte das Gefühl, dass der Typ auf jedes meiner Worte achtete. „Ich kenne sie wirklich nicht, ich hab sie bloß heim gefahren.“
    „Und ihr deine Jacke geschenkt .“
    „Geliehen“, verbesserte ich . „Und ihr meine Nummer gegeben, damit sie sie mir am nächsten Tag zurückgeben kann.“
    „Und den Schwachsinn soll ich dir glauben?“
    „Kannst es auch lassen. Jedenfalls will ich meine Jacke wiederhaben.“
    „Oh, die kannst du kriegen, jederzeit. Am besten, ich komm gleich bei dir vorbei.“
    „Hör mal -“
    Es klickte in der Leitung, er hatte aufg elegt. Ich sah an mir herunter, der Badeschaum hatte sich verflüchtigt, dafür stand ich nackt in einer Lache Seifenwasser. Unschlüssig, was ich tun sollte, entschied ich mich für meine Badewanne, so lange das Wasser noch lauwarm war.
    Der Donnerstag war immer der schlimmste Tag für mich. Ich hatte eine Nonstop-Schicht von dreizehn Stunden hinter mir, weil mein Chef sich beharrlich weigerte, eine zweite Kraft einzustellen. Aber wenn ich den Job schmiss, würde mich das Arbeitsamt bei der derzeitigen Konjunkturlage vermutlich als Hilfskraft nach Tadschikistan schicken. Was waren dagegen dreizehn Stunden am Stück?
    Ich war gerade am Eindösen, als es erneut klingelte, die smal an der Tür. Irgendwas sagte mir, dass dies dieser Jochen sein musste und dass ich gut daran täte, ihn nicht hereinzulassen. Ich feuchtete einen Waschlappen an und legte ihn mir über die Augen, ehe ich wieder ins Wasser zurück glitt.
    Der Typ ließ nicht locker. Seit bestimmt fünf Minuten terrorisierte er mich nun schon mit meiner eigenen Wohnungsklingel. Schließlich gab ich nach und stieg wieder aus der Wanne. Da ich mich in meinem Handtuch nicht besonders gut geschützt fühlte, suchte ich die Wohnung in aller Eile nach etwas ab, was mir im Notfall als Waffe dienen konnte.
    Ich gehöre nicht zu den sportlichen Menschen und b esitze weder Baseball- noch Tennisschläger, aber mein alter Vespahelm würde es auch tun. Ich drückte auf den Türöffner und erwartete Jochen, doch als ich die Wohnungstür aufriss, starrte mich bloß Carolin an. Sie schien genauso überrascht zu sein wie ich.
    „Was soll das?“, fragte sie schließlich.
    „Nichts. Ich komm grad aus der Badewanne.“
    „Scheinst ziemlich aus der Form zu sein. Ic h bin da draußen überm Klingeln fast erfroren. Bei dir hat Licht gebrannt, da wollte ich mal reinschauen. Wenn ich gewusst

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