Liebe ohne Schuld
wenn es sein muß, werde ich notfalls auch tapfer sein!«
Knight war von Arielles blasser Miene mindestens so überrascht wie von Burkes überschwenglicher Rede und zog es vor, ein ausdruckloses Gesicht zu machen.
Arielle schüttelte lächelnd den Kopf. »Nein, ich habe keine scheußliche Medizin für dich.«
»Umso besser, dann komm und setz dich zu mir. Ich habe Kopfschmerzen.«
Als Arielle seinen mitleiderregenden Tonfall hörte, eilte sie rasch an seine Seite. »Schließ die Augen. Ich werde dir die Schläfen reiben.«
»Das schmerzt«, beklagte sich Burke.
»Dann werde ich Sie jetzt Ihrem Schicksal überlassen«, verkündete Knight und grinste innerlich, während er das Zimmer verließ. Bald konnte er Ravensworth Abbey in aller Ruhe verlassen.
»Tut das gut?« Ihre Stimme hatte einen warmen, weichen Klang und der sanfte Druck ihrer Finger wirkte wahre Wunder, obwohl Burke überhaupt keine Kopfschmerzen hatte. »Oh, ja!«
»Ich habe gehört, daß du dich mit Knight über Dorcas und ihre Motive unterhalten hast. Ich wünschte, du hättest nicht ganz so – nun, nicht ganz so offen gesprochen!«
Burke riskierte ein Auge. »Bitte, sei nicht ärgerlich. Knight und ich kennen uns schon so lange. Wir sind sogar zusammen zur Armee gegangen.«
»Demnach weiß er alles über mich? Hast du ihm alles erzählt?«
»Ja, jedenfalls eine ganze Menge. Natürlich schätzt er dich sehr. Einige Einzelheiten über Dorcas hat er sich schon selbst zusammengereimt. Ich schätze seine Meinung sehr und hoffe, daß dir das eines Tages ähnlich gehen wird.«
»Deiner Meinung nach konnte Dorcas es also nicht akzeptieren, daß ich das Liebesspiel genossen habe und kein wehrloses Opfer war.«
»Genau das denke ich. Nein, hör nicht auf! Es ist ein wunderschönes Gefühl.«
Arielle lächelte ihn an, obwohl sie sich erst an den Gedanken gewöhnen mußte, daß Knight soviel wußte. Während sie ihre Augen von seinen dunklen, lockigen Haaren über die weiße Bandage auf seinen nackten Oberkörper gleiten ließ, fühlte sie plötzlich heftige Sehnsucht in ihrem Bauch. Das Gefühl kam völlig überraschend. Während der beiden vergangenen Tage hatte sie Burke zusammen mit Joshua versorgt und eigentlich nur als Patienten betrachtet und nicht als Mann. Doch jetzt … Sie atmete hörbar ein und versuchte, sich auf die Massage zu konzentrieren.
»Arielle, würdest du mir auch meinen Bauch kratzen?«
Sie zuckte zurück und fragte sich, ob er sie während der letzten Sekunden beobachtet hatte. Doch das war unmöglich, denn seine Augen waren fest geschlossen. Aufreizend langsam legte sie ihre Hand auf Burkes Bauch und begann, ihn zu kratzen.
»Weiter unten.«
Ihre Finger schlüpften unter die Decke.
»Ja, da ist es genau richtig. Nur ein wenig fester. Hör ja nicht auf!«
Seine Haut war so wunderbar weich und glatt. Ihre Finger rutschten noch ein wenig tiefer, spielten mit den dichten Haaren und streichelten ihn mehr, als daß sie ihn kratzten.
»Oh, das fühlt sich wundervoll an!« Er seufzte tief. »Aber ich schaffe es nicht.«
Langsam zog Arielle ihre Hand zurück und sah besorgt auf sein schmerzverzerrtes Gesicht. »Obgleich ich dich so sehr begehre, ist dieser Teil meines Körpers doch klüger als ich. Bei seinem nächsten Besuch werden wir Doktor Brody fragen, wann ich meine Frau wohl wieder lieben kann.«
Die Schmerzen hatten sich verstärkt, und Burke wußte, daß er sich ein wenig zuviel zugemutet hatte und doch noch viel Schlaf und Ruhe brauchte. Er bat Arielle um ein Schlafmittel, und nachdem sie es ihm, in Limonade aufgelöst, gereicht hatte, schmiegte er sich an sie und bat: »Bis ich einschlafe, kannst du mir eigentlich noch ein bißchen erzählen, was unsere Gäste so treiben.«
Arielle berichtete ihm von Alecs Spielstunden im Kinderzimmer, von Virgies und Poppets Entzücken, von Knights gnadenlosen Spötteleien und seinem guten Rat, die Kinder nach Möglichkeit zu ignorieren, so daß sie nicht die schlechten Eigenschaften ihrer Eltern übernähmen. Lannie und Percy kamen einander immer näher, weil sie sich völlig allein überlassen waren. Zu Burkes großer Erleichterung wurde Dorcas mit keinem Wort erwähnt.
Während er Arielles sanfter Stimme lauschte und die zarte Berührung ihrer Finger auf seiner Wange spürte, war er plötzlich eingeschlafen.
Am Mittwoch vormittag kam Arielle gerade dazu, als Joshua leise Burkes Schlafzimmertür hinter sich zuzog und sehr bedrückt wirkte. »Was ist los, Joshua? Geht es ihm
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