Liebe ohne Schuld
beruhigt. »Nein, nein, ihm geht es gut, Mylady.«
»Lassen Sie Geordie holen. Wir müssen Dorcas unbedingt finden. Da Charlie noch ohnmächtig war, als Sie es entdeckt haben, kann sie noch nicht allzu weit sein. In zwanzig Minuten möchte ich Geordie im Wohnzimmer sprechen.«
Rasch kleidete sich Arielle in ihrem eigenen Zimmer an und war eine Viertelstunde später unten, um auf Geordie zu warten. Kurze Zeit später betrat er in Begleitung von Joshua und Montague den Wohnraum. Arielle berichtete den Männern in kurzen Worten von der Flucht. »Wir müssen sie unbedingt finden, denn sie ist sehr krank. Womöglich tut sie sich oder auch anderen etwas an!«
Geordie murmelte etwas, doch Arielle unterbrach ihn. »Sie darf keinesfalls verletzt werden! Ihre Krankheit ist schließlich nicht ihre Schuld! Bitte, beeilen Sie sich!«
Als sie aufblickte, sah sie Burke unter der Tür stehen. Lächelnd hob er die Hand, um ihren Tadel zu bremsen. »Heute darf ich endlich dieses verdammte Bett verlassen. Wie wäre es mit einem schönen Frühstück?«
Während sie Eier und Schinken aßen, berichtete Arielle die Neuigkeit. »Ich nehme an, daß Geordie und Joshua sie rasch finden werden. Ich hoffe es zumindest!«
Ein Hüsteln von der Tür ließ sie sich umwenden. »Was gibt es, Mrs. Pepperall?«
»Agnes hat dies hier gefunden, Mylady.« Das Zimmermädchen hielt sich schüchtern hinter Mrs. Pepperall, die Arielle ein altes, hübsches Goldkettchen übergab.
»Wo haben Sie es gefunden? Und wem gehört es?«
»Agnes hat es bei Dorcas‘ Sachen gefunden. Es gehörte Mellie. Das weiß ich mit Sicherheit!«
Arielle schloß die Augen, »o, nein!« flüsterte sie.
»Mellie hat es von ihrer Großmutter bekommen und war sehr stolz darauf. Sie hat es immer als ihre Aussteuer bezeichnet.«
Arielle stiegen die Tränen in die Augen, und sie hörte, wie Burke Mrs. Pepperall dankte. »Soviel ich weiß, hat Mellie noch eine Tante. Ich werde dafür sorgen, daß sie die Kette bekommt.« Dann erhob er sich und trat neben Arielles Stuhl. »Es tut mir wirklich leid, mein Liebes.«
Arielle sah zu ihm auf. »Wahrscheinlich hat also Dorcas Mellie getötet. Sie muß alle diese entsetzlichen Klatschgeschichten geglaubt haben! Ich erinnere mich noch, daß sie auch mir gegenüber einmal so abfällige Bemerkungen gemacht hat! Ich war damals wütend auf sie, daß sie so engstirnig war. O du lieber Himmel!«
»Pst, mein Liebes!« beruhigte sie Burke. »Wir werden sie finden, und dann …«
»Was soll dann werden? Sie ist doch krank. Und jetzt irrt sie hilflos draußen herum!«
»Wir werden sie finden, Arielle«, versprach er noch einmal, worauf Arielle trostsuchend den Kopf an seine Seite lehnte.
»Was, zum Teufel, ist denn los?« fragte Alec, als er mit Nesta das Eßzimmer betrat, »Montague ringt seine arthritischen Hände und Mrs. Pepperall ist leichenblaß!«
»Setzt euch, dann werde ich es euch erzählen!« sagte Arielle.
»Dürfen Sie denn überhaupt schon aufstehen, Burke?« wollte Nesta wissen.
Burke grinste. »Wissen Sie, Nesta, meine Frau hat mich heute an den Ohren aus dem Bett gezerrt. Im Grunde bin ich ja noch sehr schwach, doch sie hat mich beschimpft, ich sei faul und zu nichts nütze …«
»Du bist scheußlich! Erzähl lieber, was geschehen ist!«
Als er geendet hatte, war allen das fröhliche Lächeln gründlich vergangen.
Einundzwanzigstes Kapitel
Alec und Nesta verließen Ravensworth Abbey am Freitag vormittag. Es war ein klarer, nicht allzu warmer Tag und somit geschaffen für eine längere Fahrt. Burke und Arielle standen auf der obersten Treppenstufe vor dem Haus und winkten, bis der Wagen um die erste Kurve der Auffahrt verschwunden war.
»Alec schien ganz zufrieden zu sein, nicht wahr?« bemerkte Arielle.
»Zufrieden womit?«
»Oh, mit allem. Mit Nesta, mit ihrer Schwangerschaft, mit seinem ganzen Leben.«
Burke legte den Arm um Arielles Taille und drückte seine Frau an sich. »Ich will dir sagen, was ich denke. Alec ist rastlos. Er beschäftigt sich gern mit möglichst verschiedenen Dingen und reist gern in der Weltgeschichte umher. Er ist sehr aktiv, und ich kann ihn mir wirklich nicht als Philosophen hinter den Büchern seiner Bibliothek vorstellen.«
»So wie mein Vater war?«
»Ja, genau. Alec hat sich auf Ravensworth gründlich umgesehen und, zugegebenermaßen, Geordie manch guten Rat gegeben, während ich mich erholt habe. Ich bin überzeugt, daß er jetzt all seine Energie darauf verwenden wird, Carrick
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