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Liebe ohne Schuld

Liebe ohne Schuld

Titel: Liebe ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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der Kamine stieg Rauch auf, nirgendwo bewegte sich etwas und nichts war zu hören. Wenn das Haus nicht an Wert verlieren sollte, durfte man mit dem Verkauf nicht länger warten, dachte Arielle, während sie vom Pferd stieg. Dann band sie Mindle an einen Eibenbusch und strich ihr sanft über die Nase. »Es wird nicht lange dauern.«
    Sie lächelte leise, weil ihr das eigene Benehmen plötzlich ziemlich dumm vorkam, doch andererseits lag ihr sehr viel daran, mit diesem elenden Haus und allen unerfreulichen Erinnerungen Schluß zu machen. Sie wußte, daß Burke diese Einstellung gefallen hätte.
    Die Haustür war zwar verschlossen, doch das konnte sie nicht lang aufhalten. Mit geschickten Fingern tastete sie unter dem Sims eines Bibliothekfensters entlang und fand prompt einen verrosteten Schlüssel, den sie an ihrem Reitkleid abwischte. Nach einigen Versuchen gab das Schloß tatsächlich nach, und Arielle konnte die Tür öffnen. Kalte, feuchte Luft schlug ihr aus der Halle entgegen, so daß sie zögerte, doch dann rieb sie entschlossen ihre fröstelnden Arme und betrat das Haus. Sie mußte endgültig die Geister der Vergangenheit bannen, dachte sie, während sie die Halle durchquerte und die Schiebetür zum Wohnraum öffnete.
    Im ersten Augenblick erschrak Arielle, weil man die Möbel mit weißen Tüchern verhängt hatte, was sehr gespenstisch wirkte. Sekundenlang meinte sie, Paisley vor dem Kamin stehen zu sehen, doch dann schüttelte sie entschlossen den Kopf. Ihr drohte keinerlei Gefahr, denn Paisley war tot und sein böser Geist war mit ihm gestorben. In diesem Augenblick ließ sie ein leise scharrendes Geräusch aus dem oberen Stockwerk erstarren. Langsam ging sie zum Fuß der Treppe hinüber und horchte. Bestimmt waren es Mäuse, doch je länger sie zögerte, desto klarer wurde, daß sie sich fürchtete, in den ersten Stock hinaufzusteigen.
    »So ein Unsinn!« Der Klang ihrer eigenen Stimme brachte Arielle wieder zur Vernunft. Schließlich befand sie sich in ihrem eigenen Haus und wollte lediglich nach oben gehen, um nachzuprüfen, ob sich dort Mäuse eingenistet hatten.
    Doch Rendel Hall war niemals ihr Haus gewesen. Es war Paisleys Haus gewesen! Allein seines!
»Aber du bist tot, du schrecklicher Alter!«
    Rasch lief sie die Stufen hinauf und ging dann den Gang entlang, an dessen Ende ihr Schlafzimmer lag. Hin und wieder blieb sie stehen und lauschte, ob sie das Geräusch noch einmal hörte, doch alles blieb ruhig. Dann öffnete sie beherzt ihre ehemalige Schlafzimmertür. Auch hier hatte man alle Möbel mit Tüchern verhängt, wodurch der Raum sehr fremd und irgendwie beängstigend wirkte. Wenn Burke bei ihr gewesen wäre, hätte sie das bestimmt nicht so empfunden, und das ärgerte Arielle sehr. Sie war doch kein schwaches, hilfloses Dummerchen!
    Als sie schließlich geräuschvoll die Tür zu Paisleys Schlafzimmer aufstieß und hineinschaute, erkannte sie im ersten Augenblick nur seltsame Umrisse und dunkle Schatten. Doch im selben Augenblick hörte sie wieder das seltsame Geräusch und hielt inne.
    »Ach, was! Das sind nur die Mäuse!«
    Doch als sie über die Schwelle trat, klopfte ihr das Herz bis zum Hals. Solche Ängste, solche Hoffnungslosigkeiten und soviel Schmerz hatte sie hier ertragen müssen! Doch dieser Raum konnte nichts dafür. Es war ganz allein Paisleys Schuld. Dann bemerkte sie etwas vor dem Kamin, nein, es war eine Gestalt, die in lange, schleierartige Gewänder gehüllt war und ihr verstohlen zuwinkte.
    »Wer sind Sie? Was machen Sie hier?«
    Als sich die Gestalt bewegte, streckte Arielle abwehrend die Hand aus und schrie aus Leibeskräften. Als die Gestalt jedoch plötzlich auf sie zusprang, dachte sie nur noch an Flucht. Sie fuhr herum und versuchte, durch die Verbindungstür zu entkommen. Doch als sie fühlte, wie Finger sich um ihren Oberarm legten, schrie sie wieder laut und drehte sich um, um ihrem Angreifer ins Gesicht zu sehen. Bevor sie richtig aufblicken konnte, fühlte sie etwas Hartes auf ihrem Kopf. Dann tanzten nur noch Sterne vor ihren Augen, und schließlich war es Nacht um sie. Bewußtlos sank sie zu Boden.
    Sie hatten zwar weder Hannibal noch seine beiden Damen zu Gesicht bekommen, aber trotzdem waren sie bester Stimmung. George Cerlew, der normalerweise sehr zurückhaltend war, amüsierte sich köstlich über die Geschichten, die Joshua in einem fort zum besten gab. Selbst Burke lächelte immer noch, als sie wieder in Ravensworth ankamen.
    »Wir hatten kein Glück!«

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