Liebe ohne Schuld
mußte husten, als sich seine wilde Hitze in ihrem Körper ausbreitete.
»Und jetzt – jetzt erkläre mir bitte, weshalb du das gemacht hast.«
Sie starrte ihn an, als ob er irre wäre. »Ich dachte, daß du sicher nicht wolltest, daß ich dich ausziehe, denn es war doch so schrecklich kalt im Stall. Ich wollte nur tun, was dir gefällt, und da du es mir nicht gesagt hast, habe ich eben versucht – hätte ich dich ausziehen sollen?«
Gepeinigt schloß er die Augen und wollte nichts mehr hören. »Genug, Arielle!«
Sie schauderte bei seinem scharfen Ton, doch Burke bemerkte es nicht, weil er in die Flammen starrte. »Ich habe dich nicht um diesen Dienst gebeten.«
Sie sah ihn merkwürdig an.
»Weshalb hast du es getan?«
»Du hattest doch die Peitsche in der Hand«, sagte sie, so als ob sie einem absoluten Idioten die größte Selbstverständlichkeit der Welt mitteilte. Dabei knoteten sich ihre Finger in den Samt des Morgenmantels.
»Nein, das stimmt nicht. Du hattest die Peitsche und du hast mich sogar damit geschlagen. Ich habe nichts dergleichen getan.« Unbewußt rieb er seinen linken Oberarm, wo ihn der Peitschenhieb getroffen hatte. Die Haut war zwar unverletzt, doch sie brannte wie Feuer.
Plötzlich sah sie sehr jung und sehr verloren aus. »Ich glaube dir nicht. Du hättest mich bestimmt geschlagen. Du willst mich nur hereinlegen, aber ich gehe nicht in die Falle. Hast du mich verstanden?« Sie sprang auf, machte zwei Schritte und stolperte dann über den viel zu langen Morgenmantel. Burke fing sie auf und drückte sie an sich.
»Du kannst endlich aufhören, vor mir davonzulaufen. Ich werde dich immer wieder einholen! Und jetzt bringe ich dich ins Bett.«
Sie wurde steif wie ein Brett.
»Nein, keine Angst. Heute nacht werde ich dich nicht lieben. Du brauchst Schlaf, Arielle. Morgen werden wir uns weiter unterhalten.«
Sie glaubte ihm kein Wort. »Ich möchte in mein Zimmer.«
»Die Bettwäsche ist doch abgezogen.«
»Das macht mir nichts aus.«
»Kommt überhaupt nicht in Frage.« Er führte sie zum Bett hinüber und schlug die Decken zurück. »Los, jetzt! Hinein mit dir!« Dann deckte er sie wie ein Kind zu, während sie jeden seiner Handgriffe mißtrauisch beobachtete und sich die Decke bis unter das Kinn hochzog. »Wir werden über alles reden, wenn du dich ausgeruht hast. Gute Nacht!« Dann löschte er die Kerze und kehrte zum Kamin zurück. Und wenn ich ausgeruht bin, fügte er im stillen hinzu. Er stand noch einmal auf, um die Tür abzuschließen, bevor er es sich in einem Sessel vor dem Kamin bequem machte. Wie eine erfahrene Dirne hatte sie ihn befriedigen wollen, dachte er, und die Erinnerung ließ ihn zornig werden. Diese verdammte Peitsche.
Bis auf den Regen, der vernehmlich gegen die Fenster trommelte, war alles still. In einiger Entfernung donnerte es, und wenige Augenblicke später erhellte ein weißer Blitz den Raum.
Was, zum Teufel, sollte er nur tun? Er war schon beinahe eingeschlafen, als er plötzlich unterdrücktes Schluchzen hörte. Er bewegte keinen Muskel. Wieder ein Schluchzer, und dann noch einer. Und schließlich vernahm er leises Stöhnen und einen kleinen, erstickten Aufschrei.
Blitzartig sprang er auf und lief zum Bett hinüber.
Neuntes Kapitel
Hastig zündete Burke die Kerze neben dem Bett an. Er hatte angenommen, daß Arielle einen Alptraum durchlitt, doch sie schien ruhig zu schlafen. Plötzlich stöhnte sie jedoch leise und bewegte ihren Kopf unruhig auf dem Kissen hin und her. Ihr Gesicht war leicht gerötet, und ihr Atem ging hart und stoßweise. Als Burke ihre Stirn befühlte, fluchte er leise. Zweifellos hatte sie Fieber.
»Arielle!« Er schüttelte sie vorsichtig. »Wach auf, du träumst!«
Sie erkannte die Stimme des Mannes, der im Schatten des Stalls stand. Ihren Namen hatte sie verstanden, aber nicht das, was er sonst noch gemurmelt hatte. Er lächelte sie an und streckte ihr die Hand entgegen, doch seine andere Hand war hinter seinem Rücken verborgen.
»Arielle.«
Wieder hatte er gerufen. Nur zu gern hätte sie ihm geglaubt und wäre zu ihm gelaufen. Doch plötzlich erschien die zweite Hand, und die hielt die Reitpeitsche. Lachend erklärte er ihr, daß er sie für ihre Ungeschicklichkeit bestrafen müsse.
Weshalb lachst du?
rief sie, doch es kam kein Laut aus ihrer Kehle. Sie sah die Peitsche niedersausen, sah ihren nackten Körper wie aus weiter Ferne, doch sie fühlte nichts. Die schneidende Qual blieb aus, aber dennoch krümmte sie
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