Liebe ohne Schuld
daß ich es ernst meine, und du wirst merken, daß du nicht ohne mich leben kannst. Du wirst schon noch lernen, mich zu lieben. Da du mir keine Chance dazu gegeben hast, habe ich sie mir eben genommen!«
»Dich lieben«, wiederholte sie langsam und starrte ihn dabei an.
»Genau das.«
»Das ist unmöglich!«
»Weshalb?«
Fast hätte sie herausgeschrien, daß Liebe nur eine Erfindung von Männern war, um Frauen in ihre Gewalt zu bekommen, doch sie beherrschte sich. Sie wollte ihn lieber überzeugen.
»Du erinnerst dich an eine ganz andere Arielle, Burke. Dieses Mädchen hat dir natürlich gefallen, weil sie dich verehrt hat, doch sie ist mittlerweile tot und gestorben! Suche dir lieber eine andere! Es tut mir leid, aber ich möchte dich nicht anlügen.«
»Dieses Mädchen, mein Schatz, sitzt augenblicklich genau neben mir. Sie ist nicht gestorben, sondern nur erwachsen geworden. Wenn du allerdings deine Jungfräulichkeit meinst, dann kann ich dir nur erwidern, daß mir das gleichgültig ist. Ich wünschte, ich hätte dich damals geheiratet, doch ich habe es nicht getan. Es lohnt sich nicht, über die Vergangenheit zu klagen und zu jammern, sondern ich möchte in Zukunft mit dir leben. Und genau das werde ich auch erreichen. Ich bin fest entschlossen.«
»Aber ich will dich doch nicht!«
»Das glaube ich nie und nimmer. Du hast mich damals geliebt, und dieses Gefühl wird wiederkommen.«
Am liebsten hätte sie aufgeschrien, doch statt dessen zog sie die Brauen zusammen und sagte finster: »Ich hatte nicht nur einen Mann, sondern viele. Wahrscheinlich zu viele. Vielleicht sogar mehr als manche dieser käuflichen Damen. Such dir lieber ein nettes, unschuldiges Mädchen, Burke!«
»Du hattest tatsächlich mehrere Liebhaber? Nun ja, dein Mann war alt, und sicher warst du oft einsam und wurdest verführt, nicht wahr?«
Das war der richtige Weg. Sie wollte ihn so lange abschrecken, bis er sie gern gehen ließ. »Nein, nicht verführt. Eher war es umgekehrt. Und in bezug auf seinen unehelichen Sohn, Etienne, hattest du recht. Er hat sehr viel Freude an mir gehabt.« Das war tatsächlich die Wahrheit, dachte sie, während Übelkeit in ihr aufstieg. »Und ich an ihm übrigens auch.« Die letzten Worte hatte sie kaum herausbringen können. Nie hätte sie gedacht, daß es ihr so schwerfallen würde, in diesem Ton zu reden.
»Hat dein Mann davon gewußt?« fragte er sanft, als ob es ihn nicht interessierte. Doch Arielle war so mit Lügen beschäftigt, daß sie sein Entsetzen gar nicht bemerkte.
»Natürlich wußte er es. Es – hat ihm gefallen.«
»Weshalb hast du ihn eigentlich geheiratet?«
Weil man mich dazu gezwungen hat, und ich nicht gewagt habe, mich zu widersetzen. Ich war erst sechzehn und noch sehr unschuldig. Und außerdem war ich nach dem Tod meines Vaters sehr verzweifelt und durcheinander …
Sie starrte auf die Schinkenreste auf ihrem Teller und wunderte sich, daß es ihr so leicht über die Lippen ging: »Er war reich.«
»So reich nun auch wieder nicht. Da hättest du lieber auf mich warten sollen! Ich habe doch gesagt, daß ich zurückkomme.«
»Nur eine Närrin hätte das geglaubt!«
Burke spürte sehr genau, daß sie Lüge mit Wahrheit mischte, doch er hätte das eine nicht vom anderen unterscheiden können. »Die Spatz-in-der-Hand-Methode?«
Ganz bestimmt hatte Evan so gedacht. Arielle nickte. Natürlich hatte sie mit ihrem Halbbruder niemals über den Earl of Ravensworth gesprochen, denn sie sprach fast nie mit ihm. Nachdem man sie mit Paisley Cochrane verheiratet und dieser ihr in der ersten Nacht das Nachthemd vom Leib gerissen hatte, hatte sie angefangen zu begreifen. – Sie seufzte gequält.
Burke tätschelte ihre Hand. »Was ist los? Woran denkst du?«
»Nichts ist los«, sagte sie, doch es hörte sich an wie ein Aufschrei.
»Also gut.« Er lehnte sich zurück. »Ich möchte, daß du ganz klar weißt, daß du heute nacht mit mir schlafen wirst.«
Sie hatte noch nie mit einem Mann geschlafen. »Weshalb möchtest du mit mir schlafen? Das hört sich seltsam an.«
Er war ein wenig verwirrt. »Soll das heißen … Ach, vergiß es! Du wirst bei mir schlafen, nachdem ich dich geliebt habe.«
Er wußte, daß sie reagieren würde, doch mit dem, was sie dann tat, hatte er nicht gerechnet. Sie warf ihm ihren Teller mit dem restlichen Schinkenstückchen mitten ins Gesicht und war bereits in der Halle, bevor er es richtig begriffen hatte.
»Arielle!« In der Eile warf er seinen Stuhl um
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