Liebe ohne Schuld
Menschen …«
»So war das nicht!« schrie Arielle plötzlich laut.
»Nein, das weiß ich ja«, beruhigte sie Burke. »Pst, mein Liebes, du wirst gerade getraut!«
Der Pfarrer räusperte sich. »Nun – um diesen Mann und diese Frau in Gottes Namen zu vereinigen …«
»Vater, bitte, verlaß mich nicht!«
»Nein, Arielle, ich werde dich nicht verlassen. Niemals!«
«… und was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.«
»Amen«, ergänzte Burke.
»Jetzt müssen Sie mir nachsprechen, Lady Rendel: Ich, Arielle Leslie Cochrane, nehme dich, Burke Carlyle, ah, Beresford Drummond zu meinem Ehemann …«
»Das ist zu lang für sie, das schafft sie nicht«, sagte Burke. »Wenn sie mit »ja« antworten soll, dann sagen Sie es mir.«
»… bis daß der Tod uns scheidet. Jetzt muß die Antwort kommen, Mylord.«
»Arielle, hör zu!« Er packte ihr Kinn und befahl ihr mit energischer Stimme: »Sage: »Ja, ich will!«
»Ja, ich will.«
»Wunderbar! Das hast du sehr gut gemacht, mein Schatz!«
»Sehr seltsam«, meinte Doktor Armbruster. »Offensichtlich reagiert sie auf energische Töne!«
Der Pfarrer wunderte sich und überlegte, welches Verhältnis die beiden wohl miteinander hatten. »Nun zu Ihnen, Mylord. Oh, ich fürchte, das ist alles schrecklich unvorschriftsmäßig.«
Mrs. Ringlestone schnaubte, und Ruby hatte feuchte Augen.
Burke wiederholte seinen Schwur und lächelte auf Arielle hinunter, als er »Ja, ich will« sagte.
»Und hiermit erkläre ich Sie für Mann und Frau. Oh, ist sie überhaupt bei Bewußtsein?«
»Ja, so ziemlich«, erklärte Doktor Armbruster. »Das haben Sie großartig gemacht, Mylord!«
Mrs. Ringlestone und Ruby verließen den Raum, um eine kleine Erfrischung zu holen. »Kuchen und Wein ist zwar nicht gerade ein vorschriftsmäßiges Hochzeitsfrühstück, Mylord, aber irgend etwas mußten wir schließlich servieren!«
»Falls die junge Dame es nicht schaffen sollte, wird sie jetzt wenigstens als tugendhafte Frau vor unseren Herrn treten. Sie haben sehr großherzig gehandelt, Mylord!« Plötzlich fiel dem Pfarrer etwas ein. »Sie müssen noch die Heiratspapiere unterschreiben. Wie …«
»Geben Sie sie nur her«, sagte Burke. »Das werden wir auch noch schaffen.«
Doktor Armbruster zweifelte keine Sekunde, daß dem jungen Mann auch das gelingen würde. Er beobachtete, wie Burke seine Frau auf den Schoß nahm, ihr die Feder in die Hand drückte und ihr mit energischer Stimme befahl, ihren Namen zu schreiben. Der Pfarrer war überrascht, daß die junge Frau sofort tat, um was ihr Mann sie gebeten hatte. Nach der Unterschrift nahm er das Papier und stellte fest, daß der Name leidlich lesbar war. Wieder schüttelte er den Kopf. »Höchst ungewöhnlich …«
Burke hätte am liebsten gelacht, doch er tat es nicht. Arielle war gegen seine Brust gesunken, und er legte sie ganz sanft zurück auf ihr Kissen.
»Sie schläft«, bemerkte Doktor Armbruster sehr erleichtert. »Wahrscheinlich hatten Sie recht, daß ihr mangelnder Lebenswille tatsächlich darauf zurückzuführen war, daß sie nicht mit Ihnen verheiratet war. Als Ihre Geliebte fühlte sie sich schuldig, und als sie dann auch noch schwanger wurde, haben sich diese Schuldgefühle und die Hoffnungslosigkeit einander verstärkt. Durch die Eheschließung haben Sie diese Schuld von ihr genommen, und sie kann sich jetzt sicher und geborgen fühlen. Bestimmt wird sie ihren Lebenswillen wiederfinden. Eine sehr interessante Theorie, die ich unbedingt mit meinen Kollegen in London besprechen muß.«
Arielles angebliche Schwangerschaft war nach Burkes Ansicht genau das richtige gewesen, um den Pfarrer von der Notwendigkeit einer sofortigen Trauung zu überzeugen.
»Indem Sie diese junge Frau von der Sünde befreit haben, haben Sie sich bestimmt einen Platz im Himmel erobert. Wirklich, eine großherzige Tat«, betonte der Pfarrer.
»Dabei war ich es doch, der sie verführt hat«, wandte Burke ein, der diese Reden kaum ertragen konnte. »Muß ich denn dann nicht härter bestraft werden?«
»Sie sind ein Mann, Mylord«, entgegnete der Pfarrer ohne das geringste Zögern. »Bereits in der Bibel steht, daß die Frau als Versucherin die Quelle allen Übels ist. Ein Mann kann schwach sein, Mylord, aber nur wenige verhalten sich so nobel, wie Sie das heute getan haben. Ich werde für Sie beten.«
Als Ruby und Mrs. Ringlestone mit dem Tablett ins Zimmer traten und diese Unterhaltung unterbrachen, war Burke sehr erleichtert.
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