Liebe ohne Schuld
Hier kommt das Frühstück …«
Arielle achtete überhaupt nicht auf Mrs. Ringlestones Gerede, sondern blickte Burke unverwandt an.
Ihr Ehemann! Jetzt gehörte sie ihm, wie sie einst Paisley gehört hatte. Er hatte jedes Recht, sie so zu behandeln, wie es ihm gerade gefiel. Und plötzlich erinnerte sie sich wieder an ihren Traum, als Burke sich nackt über sie gebeugt hatte. Und er war nicht impotent wie Paisley! Der Alptraum war wahr geworden, und sie bemerkte gar nicht, daß ihr unablässig die Tränen über das Gesicht liefen.
Mrs. Ringlestone verstummte abrupt, als ihr Blick auf die junge Ehefrau fiel.
»Bitte, lassen Sie uns allein, Mrs. Ringlestone«, sagte Burke.
Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, nahm er Arielle in die Arme und zog sie auf seinen Schoß. Sie protestierte nicht und schien weit weg zu sein. Er konnte es kaum ertragen. »Sag mir, weshalb du weinst!«
Sie schüttelte nur den Kopf.
»Du wirst es auf der Stelle sagen!« befahl er im schärfsten Ton, der ihm möglich war, und es wirkte.
»Ich werde es nicht tun! Ich werde es mir nicht gefallen lassen!« Sie zitterte vor Angst und Entsetzen.
»Was wirst du nicht tun? Antworte endlich!«
»Dieser schreckliche Traum ist wahr geworden, aber ich werde dir nicht erlauben, mir weh zu tun! Ich werde es nicht tun!«
»Erzähle mir deinen Traum!«
Es wäre ihr nicht eingefallen, das zu verweigern. Wenn er in diesem Ton mit ihr sprach, mußte sie gehorchen. »In der Nacht, nachdem wir uns am Bunberry Lake wiedergetroffen haben, habe ich einen Alptraum gehabt. Paisley war da und noch viele andere Männer – und dann warst du an Paisleys Stelle. Du warst in meinem Bett und wolltest mich zwingen. Ich konnte dich nicht hindern, denn du bist stärker als ich. Verstehst du mich jetzt?«
»Ja«, antwortete er, obwohl er nicht viel begriff. »Wes halb wollte ich dich denn zwingen? Das verstehe ich nicht.«
»Du bist doch ein Mann!«
»Ja, aber ein Mann, der dich liebt.«
»Ach, das gibt es doch gar nicht! Das ist dummes Zeug. Du erzählst mir Lügen.«
Burke legte den Kopf in den Nacken und schloß die Augen. Am liebsten hätte er ihr in diesem Augenblick anvertraut, daß er die Wahrheit kannte, doch er war nicht sicher, wie sie es aufnehmen würde. Die Wahrheit über ihre Eheschließung zu verdauen, war wahrscheinlich im Augenblick mehr als genug für sie! Niemals im Leben würde er den hilflosen Zorn vergessen, der ihn überkommen hatte, als er alles durchschaut hatte. Sein wunderschönes, unschuldiges Mädchen war von einem Monster mißbraucht worden.
Niemals würde er es vergessen. Alles stand ihm so deutlich vor Augen, als wenn es gerade erst geschehen wäre. In ihrer Hochzeitsnacht, die er sich wahrlich anders vorgestellt hatte, hatte er ihren fieberheißen Körper mit nassen Tüchern abgerieben. Dabei hatte er sie auch auf den Bauch gedreht und ihren dicken Zopf über die Schulter geschoben. Während er mit langen, gleichmäßigen Bewegungen ihren Rücken, die Schenkel und die Hüften abgerieben hatte, hatte er im hellen Licht einer neuen Kerze feine, weiße Linien entdeckt und ungläubig den Kopf geschüttelt. Doch es war keine Täuschung gewesen. Ganz vorsichtig hatte er eine Narbe berührt, dann eine andere – es waren so entsetzlich viele gewesen. Am liebsten hätte er laut geschrieen. Ganz offensichtlich hatte man sie häufig und brutal geschlagen. Doch wer konnte das getan haben? Ihr Vater? Oder ihr Halbbruder? Er hatte den Kopf geschüttelt. Nein, natürlich ihr Ehemann! Deshalb auch diese panische Angst vor Männern! Deshalb hatte sie ihn also nicht heiraten wollen.
Als das Fieber schließlich gesunken war, hatte er sie vorsichtig auf den Rücken gedreht und auch auf ihren Brüsten und ihrem Bauch die feinen, weißen Narben entdeckt. Es hatte ihn regelrecht gewürgt, und er war rasch zu ihr ins Bett gekrochen und hatte sie ganz fest an sich gedrückt. Ein sechzehn Jahre altes Mädchen so entsetzlich zu mißhandeln! Er hätte es mit Sicherheit nicht geglaubt, wenn er es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte. Während er sich in der Vergangenheit die wunderschönsten Geschichten ausgedacht und sie in seinen Träumen immer wieder zärtlich berührt hatte, war sie geschlagen worden, hatte vor ihrem Mann niederknien und ihn wie eine geübte Hure mit dem Mund befriedigen müssen!
Du lieber Himmel, er konnte es kaum aushalten, daran zu denken! Aber natürlich tat er es immer wieder. Die Reitpeitsche in seiner Hand hatte
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