Liebe ohne Schuld
dem Boden und kam sich sehr sehr dumm vor.
»Arielle!«
Sie sah die Angst und die Sorge in seinen dunklen Augen und beruhigte ihn sofort. »Es ist nichts passiert. Ich fühle mich nur ein wenig schwindlig.« Sie hätte sich gern bedeckt, doch ihr fehlte die Kraft. Es war zuviel für sie. Also wandte sie nur den Kopf ab, während sie ein Schluchzen unterdrückte.
Burke hob sie auf, packte das Handtuch und trug sie zum Kamin hinüber. Dort setzte er sich in einen Sessel und begann, Arielle abzutrocknen. Offenbar hatte sie das Kämpfen aufgegeben, denn sie lehnte ganz friedlich den Kopf gegen seine Schulter. Mit größter Mühe versuchte er, sie so wenig wie möglich zu berühren, doch es gelang ihm nicht. Ganz leicht strichen seine Finger über ihre linke Brust. Nein, ich werde nicht hinsehen! dachte er. Ich will nicht darauf reagieren und mich wie ein Tier benehmen! Doch er konnte nicht widerstehen. Als er sah, daß sich ihre Brustwarze aufgerichtet hatte, brachte ihn dieser Anblick beinahe um den Verstand.
Mit aller Macht verdrängte er diese Gedanken und besann sich auf die kühle Nüchternheit, die ihm im Krieg so manches Mal das Leben gerettet hatte. Fast ein wenig grob rubbelte er sie ab, bis er zu den weniger gefährlichen Füßen kam. Er bewunderte ihre Schönheit, machte einige verlegene Bemerkungen, über die er sich insgeheim ärgerte und frottierte schließlich ihr Haar.
Trotz aller Bemühungen wuchs ihm die Situation über den Kopf. Das Handtuch, das er um sie geschlungen hatte, war nicht groß genug, so daß er wahre Folterqualen litt. Schließlich trug er sie zum Bett hinüber, wo er den Bademantel praktisch zweimal um sie herumwickelte und sorgfältig mit dem Gürtel verschnürte. Wenn sie genügend Kraft gehabt hätte, hätte sie mit Sicherheit protestiert, doch so sagte sie gar nichts und ließ sich auch wortlos wieder zum Kamin zurücktragen.
Dort machte es Burke beiden bequem und kämmte Arielles Haar, bis es schließlich fast trocken war. Das Kaminfeuer strahlte wohlige Wärme aus, und durch die gleichförmige Bewegung waren beide in kürzester Zeit tief und fest eingeschlafen.
Als Burke erwachte, war es bereits dunkel. Vom lodernden Feuer war nur noch ein wenig Glut übriggeblieben, und sein linker Arm war eingeschlafen. Arielle hat sich an ihn gekuschelt und schlief so entspannt, daß seine erotischen Phantasien augenblicklich erwachten. Er drückte sie näher an sich und atmete ihren lieblichen Duft ein. Endlich ist sie meine Frau, dachte er, während er auf das Rauschen der Blätter und auf die Geräusche des Hauses lauschte. Einige Zeit später nahm er Arielle auf die Arme und trug sie ins Bett.
Diesmal schlug Arielle als erste die Augen auf. Sie fühlte sich wunderbar warm, und es dauerte einige Zeit, bis sie merkte, daß diese Wärme von Burke ausstrahlte. Einer seiner Arme hielt sie gegen ihn gepreßt, ihr Kopf lag auf seiner Brust und eines ihrer Beine über seinen Schenkeln. Er atmete tief und regelmäßig, und als sie ihre Hand auf seiner Brust ausstreckte, fühlte sie störrische Haare und erstarrte. Er war nackt.
»Burke?«
Er murmelte im Schlaf und packte sie fester. Ganz langsam und vorsichtig entzog sie sich ihm und schloß erschrocken den Bademantel, der sich während der Nacht geöffnet hatte.
»Guten Morgen! Hast du gut geschlafen?« fragte er plötzlich, als sie es beinahe geschafft hatte.
Wortlos sahen sie einander an.
»Du hast Stoppeln im Gesicht«, stellte sie fest.
»Das pflegt bei Männern so zu sein.«
»Außerdem hast du Haare auf der Brust.«
»Ich fürchte, die wachsen überall. Nur auf dem Rücken habe ich keine.«
Eine lächerliche Unterhaltung! dachte Arielle. »Ich möchte jetzt gehen.«
»Sofort? So? In meinem Bademantel?«
Sie senkte den Kopf. Seine Scherze hörten sich wirklich harmlos an, doch ihre Furcht blieb. Die Realität war anders. Er lag hier nackt neben ihr und konnte jederzeit tun, was ihm gefiel. »Es geht mir viel besser«, sagte sie und rutschte ein wenig zur Seite.
»Na, wunderbar. Ich werde mich jetzt anziehen, und vielleicht kann ich auch ein Nachthemd für dich finden.«
»Ein Nachthemd? Wo willst du denn das finden?«
»Ich habe eines für dich gekauft.« Der erste Schritt auf dem Weg zur Wahrheit, dachte er. »Und zwar in London, als ich deine Entführung geplant habe. Ich konnte ja schlecht auch noch dein Gepäck entführen. Wenn du in den Schrank im anderen Zimmer gesehen hättest, hättest du einige Kleider, Schuhe und
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