Liebe ohne Schuld
Unterwäsche gefunden. Allerdings habe ich nur ein Nachthemd gekauft, und das hast du während deiner Krankheit getragen. Ich weiß nicht, ob Mrs. Ringlestone es inzwischen gewaschen hat.«
Er wußte nicht, was in ihrem Kopf vorging, denn sie schwieg.
Als er aus dem Bett stieg, wandte sie den Kopf ab und drehte sich auch nicht um, als er bereits längst angezogen war. Von der Tür her warf er ihr einen langen, liebevollen Blick zu. Er wußte, daß er die Wahrheit nicht mehr lange geheimhalten konnte. Mrs. Ringlestone und Ruby konnten sich nur allzu leicht versprechen. Er mußte es ihr jetzt endlich sagen und ihr dann auch den schmalen Goldreif an den Finger stecken.
Als er wieder ins Zimmer trat, hatte sie sich an den Kamin gesetzt und eine Decke über ihre Beine gebreitet. Sie hatte ihre Haare gekämmt und sie mit einer dicken Strähne zusammengefaßt. In ihrem schmalen Gesicht wirkten die Augen noch größer als sonst. Für ihn war sie die schönste Frau, die er jemals geliebt hatte, dachte er und lächelte über seine Gedanken. »Mrs. Ringlestone wird dir bald das Frühstück bringen. Hast du Hunger?«
»Ja.«
»Na, wunderbar. Außerdem müssen wir etwas miteinander besprechen.«
»Ich möchte nur weg.«
»Uber etwas anderes.«
»Ich will aber über nichts anderes sprechen.«
»Das tut mir leid, aber es muß sein. Erinnerst du dich, daß ich versprochen habe, mit dir nach Boston zu deiner Schwester zu fahren, wenn du mich heiratest?«
Sie runzelte mißtrauisch die Stirn, doch die Frage hatte ihre Neugier geweckt. »Ja, weshalb?«
Er atmete tief ein und holte den Ehering aus seiner Tasche. Dann nahm er ihre Hand, und bevor sie noch begriff, was geschah, hatte er ihn ihr über den Knöchel des Mittelfingers geschoben. Der Ring saß ein wenig eng, doch das konnte ihm nur recht sein. »Wir sind verheiratet«, erklärte er.
Fassungslos starrte Arielle auf den Ring. Dann zerrte sie an ihm, doch sie konnte ihn nicht abziehen. »Das ist ja lächerlich! Natürlich sind wir nicht verheiratet! Ich …« Plötzlich wirkte sie unsicher und irgendwie betroffen. »Dieser kleine, schmächtige Mann – und der andere, mit dem seltsamen Akzent …«
»Der schmächtige Mann ist der Pfarrer. Er hat uns getraut. Der andere ist Doktor Armbruster. Er ist Schotte, daher der Akzent.«
»Aber trotzdem ist es unmöglich. Eine Frau muß einverstanden sein! Das weiß ich doch genau!«
Burke beugte sich hinunter und legte seine Hände auf die Armlehnen ihres Sessels, so daß sein Gesicht dem ihren ganz nahe war. »Ich werde dir alles erklären, Liebes.« Dann richtete er sich auf und lehnte sich an den Kamin. »Im Grund ist alles ganz einfach gewesen. Du lagst im Delirium, und ich hatte große Angst, daß du es nicht überleben würdest. Du hast im Delirium geredet, und immer und immer wieder hast du gesagt, daß du mich willst. Du könntest dein Leben nicht mehr ertragen, und als ich dich gefragt habe, ob du mich heiraten willst, hast du ja gesagt.«
»Das ist eine Lüge! Niemals …«
»Doch, im Delirium, Arielle. Jedenfalls habe ich ge spürt, daß tief in dir dieser Wunsch existierte. Ich habe mit dem Pfarrer darüber geredet, und er hat zugestimmt. Er hat uns getraut, und ich habe später vom Bischof die Erlaubnis eingeholt und die Papiere bekommen. Wir sind also ganz legal verheiratet.«
»Ich kann mich an nichts erinnern.«
Die Angst in ihrer Stimme schmerzte ihn zutiefst, und er haßte es, daß er sie belog. »Arielle, ich konnte dich doch nicht zwingen, mich zu heiraten! Du hast klar und deutlich ›Ja, ich will‹ gesagt, als der Pfarrer dich gefragt hat, ob du mich heiraten willst. Außerdem gab es drei Zeugen und du hast die Heiratsurkunde unterschrieben. Es ist wirklich wahr.«
»Es kann einfach nicht wahr sein!«
»Du wirst sehen, es wird wunderbar werden!«
Bitterböse sah sie ihn an. »Hast du denn keine Angst, daß ich dich umbringe, wie ich es mit meinem Mann gemacht habe?«
»Nein. Hast du – hast du ihn tatsächlich umgebracht?«
»Ja«, erwiderte sie giftig. »Und mit dir werde ich es genauso machen.«
Gar zu gern hätte er ihr etwas Tröstliches gesagt. »Ich werde versuchen, dich glücklich zu machen, Arielle!«
»Tatsächlich?«
»Aber natürlich! Ich liebe dich doch.«
In diesem Augenblick klopfte es, und eine glücklich strahlende Mrs. Ringlestone betrat das Zimmer. »O, ich wußte, daß es Ihnen heute viel besser gehen würde, Mylady! Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich mich freue!
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