Liebe ohne Skrupel
Stirn auf den Text. »Die Holzkohle dürfte kein Problem sein. Es ist ganz einfach, sie herzustellen.<<
»Habt Ihr ein interessantes Rezept gefunden?«
»In diesem Buch beschreibt Euer Vater ein paar sehr ungewöhnliche Rezepte aus dem Osten.«
»Rezepte, für die man Schwefel braucht?«
»Ja. Ich werde sie später ausprobieren.« Er klappte das dicke Buch zu und steckte es sich unter den Arm. »Und was macht Ihr gerade?«
»Ich arbeite an meinem eigenen Buch.«
»Ah, ja. Euer Buch mit Parfümrezepten.« Gareth betrachtete die Bücher, die auf den Regalen in ihrem Studierzimmer standen. »Eure Bibliothek ist beinahe so umfangreich wie die des Klosters.«
»Ich bin auch sehr stolz darauf. Natürlich stammt ein Großteil der Bücher aus der Sammlung meines Vaters, aber ein oder zwei habe ich selbst erworben. Besonders gefällt mir ein Buch, das von der Äbtissin Helen of Ainsley geschrieben wurde. Es ist ein äußerst gelehrtes Werk über Kräuter, in dem ich häufig etwas nachschlage.«
»Die Äbtissin Helen von Ainsley?« wiederholte Gareth mit eigenartig unbeteiligter Stimme.
»Ja.« Clare lächelte stolz. »Sie war so freundlich, mit mir in einen Briefwechsel zu treten.«
»Ihr tauscht Briefe mit einer Äbtissin aus?«
»Ja, und zwar regelmäßig. Sie erteilt mir Ratschläge von unschätzbarem Wert, was die Eigenschaften bestimmter Kräuter angeht. Sie wird uns in Kürze mit ihrem Besuch beehren.«
»Ach, ja?« Gareth wirkte ehrlich verblüfft.
Cläre nickte fröhlich. »Ich bin schon ganz aufgeregt. Die
Priorin Margaret hat es mir heute morgen mitgeteilt. Sie sagt, daß täglich mit der Ankunft der Äbtissin Helen gerechnet werden kann. Ihr werdet also die Gelegenheit haben, sie kennenzulernen, Mylord.«
»Das wird bestimmt sehr interessant.“
»Ja. Zweifellos wird sie hier bei uns auf der Burg wohnen. Zumindest hat sie das während ihres letzten Besuches getan. Das ist eine große Ehre.“
»Ich verstehe.“ Gareth nahm auf der Bank vor dem Fenster Platz. »Nun, aber darum geht es im Augenblick nicht. Ich möchte mit Euch über Dallan sprechen.«
»Was ist mit ihm?« Clare runzelte die Stirn. »Ich dachte, er erfülle seine Aufgabe als zukünftiger Knappe zu Eurer Zufriedenheit. Falls er irgendwelche Schwierigkeiten hat oder seine Sache nicht gut genug macht, bitte ich Euch um Geduld. Er braucht Zeit, Mylord.«
»Er erfüllt seine Aufgaben durchaus zu meiner Zufriedenheit. Darum geht es nicht. Ich mache mir Sorgen wegen seiner zunehmenden Melancholie.«
»Ich weiß, was Ihr meint.« Clare legte ihre Feder beiseite. »Es ist wirklich höchst beunruhigend. Beinahe so schlimm wie zu der Zeit, als er auf Desire auftauchte. Eine Zeitlang ging es ihm deutlich besser. Aber seit dem letzten Markttag scheint er wieder extrem ängstlich zu sein.«
»Was wißt Ihr über seine Vergangenheit?«
Cläre sah Gareth nachdenklich an. »Sehr wenig. Wie Ihr wißt, ist er ein Bastard. Er behauptet, daß er im Hause eines bedeutenden Mannes erzogen wurde. Wie wir bereits festgestellt haben, scheint er dort nicht besonders gut behandelt worden zu sein.«
»Und das ist alles, was Ihr über ihn wißt?«
Cläre dachte über die Frage nach. »Ja, ich glaube. Er spricht nie über seine Vergangenheit.«
»Auch nicht über den Mann, bei dem er aufgewachsen ist?« "Nein. Ich habe den Eindruck, daß er es vorzieht, das alles zu vergessen.«
»Vielleicht gelingt ihm das nicht, obwohl er es versucht.«
»Ja. Manche Dinge kann man nicht so leicht vergessen.«
»Stimmt. Aber ein Mann, der nicht vergessen kann, muß lernen, mit den Dingen, die ihn plagen, fertigzuwerden.«
»Laßt ihm Zeit, Mylord. Er ist noch nicht lange bei uns.«
»Was mich beunruhigt, ist, daß dieser neue Schub von Melancholie so plötzlich gekommen ist. Er war fröhlich und zufrieden bis zum letzten Markttag. Ich dachte anfangs, er hätte Liebeskummer.«
Cläre lächelte. »Die kleine Alison?«
»Ja. Ich habe mit ihm darüber gesprochen, aber er behauptet, daß er nicht an dieser Krankheit leidet.« Gareth verzog das Gesicht. »Wofür ich den Heiligen danke. Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie man ein solches Leiden schnell heilt, und ich habe auch noch nie davon gehört, daß es je einem Arzt gelungen wäre, ein Mittel dagegen zu finden.«
»Ich glaube, Ihr habt mir einmal erzählt, daß Ihr selbst seit Jahren nicht mehr darunter gelitten habt«, murmelte Clare.
»Nein.« Gareth zuckte mit den Schultern. »Liebeskummer ist etwas für
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