Liebe ohne Skrupel
Klosterbibliothek stammen nicht aus dem Femen Osten. Es handelt sich überwiegend um englische Werke über Kräuter und die Geschichte der Kirche. Sicher birgt keines von ihnen ein Geheimnis, das es wert wäre, jemanden umzubringen.«
»Aber was ist, wenn der Dieb nicht wußte, was er dort finden würde?« Gareth berührte den Rand der ungleichmäßig abgeschnittenen Pergamentseiten des Buches, das er in der Hand hielt. »Was ist, wenn er dachte, er würde in einem der Bände etwas sehr Wertvolles finden?«
»Was denn zum Beispiel?«
»Vielleicht das Rezept für die Umwandlung von Metall in Gold.«
»Ach, das. Seit Jahren sucht alle Welt danach«, spottete Clare. »Mein Vater hat immer behauptet, daß es dieses Rezept nicht gibt.«
Kurz vor Anbruch der Dämmerung klopfte es an der Tür des Schlafgemachs. Gareth wurde aus einem dunklen, beunruhigenden Traum gerissen, in dem es um Blut und ein aufgeschlagenes Buch ging.
In dem Traum hatte er versucht, das Rezept zu entziffern, das in dem Buch geschrieben stand. Aber noch ehe er die Worte erkennen konnte, floß plötzlich Blut über die Seite.
Das Klopfen weckte Gareth umgehend. Gewohnheitsmäßig griff er neben das Bett und legte die Hand um den Griff des Tors zur Hölle.
»Was ist los?« fragte Clare mit verschlafener Stimme. »Ist etwas nicht in Ordnung? <<
»Da ist jemand an der Tür.« Gareth schob die Bettvorhänge beiseite und stapfte, das Schwert in der Hand, hinüber zur Tür.
»Wer ist da?«
»Ulrich, Mylord.«
Gareth machte auf. Ulrich stand im Flur, eine Kerze in der Hand. Er war vollkommen bekleidet. Er musterte Gareth, der bis auf das Schwert völlig nackt war. »Es tut mir leid, Euch zu stören.«
»Was ist los?«
»Der Barde hat die Burg verlassen, genau wie Ihr gesagt habt.«
»Dallan?« Clare steckte ihren Kopf durch die schweren Vorhänge. »Sagtet Ihr gerade, er sei verschwunden?«
Gareth ignorierte sie. »Ist er mit leeren Händen gegangen?«
»Keine Ahnung. Aber die Tür zu Lady Clares Arbeitszimmer steht sperrangelweit offen.«
»So. Also hatte es der Junge doch darauf abgesehen, uns zu betrügen«, sagte Gareth leise.
»Ich habe Euch davor gewarnt, daß er uns noch gefährlich werden könnte«, entgegnete Ulrich ebenso leise.
»Ja.« Gareth war darauf vorbereitet gewesen, er hatte es sogar erwartet. Das eigenartige Verhalten, das der Barde während der letzten Tage gezeigt hatte, war ein deutliches Zeichen gewesen. Trotzdem machte ihn Dallans Verrat auf unerklärliche Weise traurig. Es war die Trauer, die man empfand, wenn man feststellte, daß man einem Freund nicht trauen konnte.
Gareth hatte sich eingeredet, daß er und Dallan wegen ihrer unehrenhaften Abstammung und ihres geteilten Interesses an wissenschaftlichen Experimenten etwas gemeinsam hatten. Offensichtlich hatte er sich geirrt.
»Ihr sagtet, wenn so etwas passieren sollte, wolltet Ihr Euch persönlich darum kümmern.« Ulrich blickte nicht ein einziges Mal in Richtung des Bettes.
»Ja. Ich ziehe mich nur schnell an. Laßt mir schon mal ein Pferd satteln.«
»Ich komme mit«, sagte Clare.
»Es hat angefangen zu stürmen, Mylord.« Ulrich sah höflicherweise immer noch in Gareths Richtung. »Es ist wirklich ungemütlich draußen.«
»Ich gehe allein«, sagte Gareth.
»Nein, Mylord.« Clare warf die Vorhänge beiseite. Ihr Nachthemd glitt ihr bis über die Knie, als sie die Beine über den Rand des Bettes schob. »Ich werde Euch begleiten.«
Gareth warf einen Blick über seine Schulter und runzelte die Stirn. »Geht sofort wieder ins Bett, Madam.« Dann wandte er sich erneut an Ulrich. »Kümmert Euch um das Pferd. Ich komme sofort.«
»Ja, Mylord.« Ulrich trat eilig hinaus auf den Flur.
Gareth schloß die Tür. Mit drei großen Schritten durchquerte er das Zimmer und beugte sich über die Kleidertruhe.
»Gareth, ich will mitkommen.« Clare stand auf und eilte zu der Truhe, die ihre Kleider enthielt. »Ihr müßt auf mich warten.«
»Nein. Ich werde mich um diese Angelegenheit kümmern.« Gareth hatte sich fertig angezogen und legte seinen Gürtel an. Dann griff er nach seinem Schwert und wandte sich zur Tür.
Cläre kämpfte immer noch mit ihrem Kleid. »Warum meint Ihr, schleicht sich Dallan einfach heimlich davon?«
»Vielleicht, weil er das Buch gefunden hat, das er stehlen wollte«, sagte Gareth durch die geöffnete Tür.
»Was?« Clare zerrte an dem Kleid. Sie starrte Gareth entsetzt an. »Ich kann einfach nicht glauben, daß er so etwas tun
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