Liebe ohne Skrupel
verwundert auf das Durcheinander. »Das ist Lord
Gareths Schwefel- und Holzkohlerezept, Mylady. Wir haben Euch doch gesagt, daß es funktioniert.«
»Ja«, entgegnete Clare. »Das habt ihr. Ihr habt nur nicht erwähnt, daß ihr auch eine Verwendung dafür gefunden habt.«
Erneut ertönte eine Reihe donnernder Explosionen im Hof. Die schwarzgekleideten Kerle wurden von Panik ergriffen, und ihre Rufe übertönten noch das Getöse der zerberstenden Pfeile.
»Dieser verdammte Höllenhund ist der wahre Magier«, schrie einer der Männer. »Rennt um euer Leben.«
Noch mehr Rauch erfüllte den Hof. Plötzlich tauchte Lucretius neben ihnen auf. Er sprang die Stufen hinauf und streckte die Hand aus, um Clare zu packen.
»Wagt ja nicht, sie anzurühren.« Dallan ergriff Clares Hand und zerrte sie außer Reichweite.
»Ja, hört auf das, was er sagt, Magier.« Gareths Stimme durchdrang den Nebel wie ein dunkler, körperloser Befehl, der direkt aus der Hölle zu kommen schien. »Wagt es nicht, meine Frau auch nur anzurühren.«
Im Licht der Fackeln sah Clare, daß die Rauchwolken aufstiegen und zerstoben. Gareth kam auf die Treppe zugerannt. Er teilte die Schwaden infernalischen Rauches, als sei er wirklich der Höllenhund, der er von allen genannt wurde.
Lucretius starrte ihn an. »Was für eine Alchemie ist das? Was für Geheimnisse habt Ihr dem Buch entlockt, Bastard? Was habt Ihr getan!«
Gareths Zähne blitzten, als er ein Lächeln aufsetzte, das des Teufels würdig gewesen wäre. »Was ist los, Magier? Dachtet Ihr, Ihr wärt der einzige Ritter, der lesen kann?«
18. KAPITEL
Es wäre nichts weiter passiert, wenn nicht genau in diesem Augenblick William aus der Burg gerannt gekommen wäre, dicht gefolgt von Joanna.
»William, komm sofort zurück«, schrie sie.
Noch ehe Gareth eingreifen konnte, stieß der Junge unversehens mit Lucretius zusammen.
Der Magier zeigte sofort, daß er zumindest einen Teil seines außerordentlichen Rufes seiner schnellen Reaktionsfähigkeit zu verdanken hatte. Mit einer geschickten Bewegung schnappte er sich William.
»Ein Schutzschild ist so gut wie der andere.« Mit einer Hand zerrte Lucretius sein zappelndes Opfer zu sich herüber, und mit der anderen zog er sein Schwert. »Bleibt, wo Ihr seid, Höllenhund von Wyckmere.«
Joanna schrie auf und fiel in Ohnmacht, doch niemand achtete darauf. Aus den Augenwinkeln heraus sah Gareth, daß Clare unbewußt einen Schritt in Richtung von Lucretius machte.
»Tut, was er sagt«, befahl Gareth. »Bleibt, wo Ihr seid.«
Cläre blieb stehen und warf ihm einen verzweifelten Blick zu. »Gareth -«
Gareth blickte Lucretius an. »Das Beste, worauf Ihr hoffen könnt, ist, daß es Euch gelingt, die Insel mit dem verdammten Buch zu verlassen.«
Lucretius lächelte grimmig. »Das ist alles, was ich wollte. Dallan, du dämlicher Schweinehund, wirf mir den Beutel rüber.«
Dallan blickte Gareth an.
»Tu es«, sagte dieser.
Dallan nahm den Lederbeutel und warf ihn Lucretius zu, der ihn auffing, ohne William dabei auch nur eine Sekunde lang loszulassen.
Lucretius hängte sich den Riemen des Beutels über die Schulter, so daß er quer vor seinem Körper hing. >>So. Jetzt habe ich alles, was ich brauche. Ich muß nur noch verschwinden.«
»Durch die Geheimtür in dem alten Holzzaun, die einer der Steinmetze für Euch gebaut hat?« fragte Gareth leise.
»Also habt Ihr auch das herausgefunden, he?« Lucretius lachte leise. »Der Mann schuldete mir einen Gefallen. Sein Leben, um genau zu sein. Und dafür habe ich gefordert, daß er mir die Geheimtür baut.«
»Sehr clever, Magier. Aber Ihr beeilt Euch besser. Meine Männer haben inzwischen fast all Eure Ritter bezwungen. Ihr habt also nur noch den Rauch und den Nebel, um Eure Flucht zu sichern.«
Lucretius überflog den raucherfüllten Hof mit einem schnellen Blick. Es war unmöglich, viel zu erkennen, aber die Geräusche sich kreuzender Schwerter wurde immer weniger. Ulrichs Stimme war in dem Getöse deutlich zu hören. Er forderte die Eindringlinge auf, sich zu ergeben.
Lucretius warf einen Blick auf Clare. »Ich hätte lieber einen etwas sichereren Schutzschild. Kommt her, Clare. Ich werde den jungen William gegen Euch eintauschen.«
»Nein«, sagte Gareth. »Ihr braucht sie nicht. Ihr habt mein Wort, daß ich Euch nicht davon abhalten werde, den Hof zu verlassen.«
»Verzeiht mir, wenn ich der Tiefe Eurer Gefühle für den Jungen mißtraue«, sagte Lucretius. »Aber ich weiß, daß Ihr es
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