Liebe ohne Skrupel
mich jetzt nicht mehr.«
»Ruhe. Kein Wort mehr. Dieser verdammte Höllenhund ist uns sicher gefolgt.« Lucretius begann erneut zu niesen.
Gareth benutzte das Geräusch, um sich näher an sein Opfer heranzuschleichen. Er bedeutete Dallan zurückzubleiben.
Sie waren inzwischen nahe am Rand der Klippen. Gareth hörte das Echo der Wellen in der Bucht. Außerdem hörte er, wie Clare leise aufschrie, als sie über irgend etwas stolperte.
»Das Boot ist in der Höhle unterhalb der Klippen versteckt«, murmelte Lucretius. »Ihr werdet den kleinen Pfad vor mir hinuntergehen. Es ist nicht genug Platz, um plötzlich loszurennen, also denkt besser gar nicht erst daran zu fliehen. Ich bin direkt hinter Euch -«
Die Worte des Magiers wurden von mehrmaligem Niesen unterbrochen. Er fluchte erneut. Und nieste abermals.
Es folgte ein kurzes Handgemenge.
»Nein«, sagte Clare. »Ich werde nicht mitkommen.«
»Komm sofort zurück, du dummes Weibsstück. Wenn du nicht zurückkommst, werde ich dich mit meiner Magie töten.“ Ein neuerlicher Niesanfall unterbrach Lucretius. »Was hat das zu bedeuten?« keuchte er. »Was hast du mit mir gemacht? Verdammt, es ist das Buch.«
Etwas Schweres fiel auf den Boden. Gareth wußte, daß es der Lederbeutel war, den Lucretius sich über die Schulter geworfen hatte, und den er jetzt, außer sich vor Zorn, auf die Erde warf.
»Du hast versucht, mich zu vergiften«, kreischte er. »Dafür werde ich dich umbringen, genau wie ich deinen Vater umgebracht habe.«
»Verschwindet«, schrie Clare. »Wenn mein Mann Euch findet, wird er Euch töten.«
Gareth entdeckte Clare, deren Kleid im Nebel aufblitzte. Er wurde von neuer Furcht gepackt. Clare konnte nicht besser sehen als er. Wenn sie das Gleichgewicht verlor, stürzte sie vielleicht ins Meer.
»Cläre, hier entlang«, rief er. »Lauf nicht auf die Klippen zu. Komm zu mir.«
Auf dem feuchten Boden ertönten leise Schritte. Clare tauchte vor ihm auf. Sie rannte blind seiner Stimme nach, und dann entdeckte sie ihn.
»Gareth.«
»Bleib bei Dallan.« Gareth zückte sein Schwert und ging an ihr vorbei.
Beinahe wäre er über den Lederbeutel gestolpert, der auf dem Boden lag. Das Buch war herausgefallen. Überall waren getrocknete Blüten verstreut. Der vertraute Geruch von Beifuß hing schwer in der Luft.
Ein weiteres lautes Niesen ließ Gareth nach links herumfahren. Lucretius stand nicht weit von ihm entfernt, eingehüllt in die wabernden Nebelschwaden. Er hatte seinen schwarzen Umhang über die Schultern zurückgeworfen, so daß sein Kettenhemd deutlich zu erkennen war.
»Ihr glaubt also, daß Ihr ein gewiefterer Magier seid als ich, Höllenhund? «
Gareth antwortete nicht. Statt dessen trat er einen Schritt näher an seinen Gegner heran.
»Bleibt, wo Ihr seid.« Lucretius hob die Hand mit dem Schwert. Mit der anderen griff er in die Falten seines Umhanges und zog einen Gegenstand heraus. »Ich kann den Inhalt dieser Flasche weiter schleudern als Ihr mit einem Schwert kommt, Höllenhund.«
Gareth warf einen Blick auf die große Flasche, die mit einer grünen Flüssigkeit gefüllt war, die er nicht kannte. »Glaubt Ihr etwa, ich fürchte mich vor dem Gebräu?«
»Ihr würdet gut daran tun, Euch davor zu fürchten.« Lucretius' Grinsen war teuflisch. »Es ist ein ätzendes Elixier, das alles verbrennt, womit es in Berührung kommt, einschließlich der Haut und der Augen, Höllenhund.«
»Er hat recht, Mylord.« Dallan trat einen Schritt vor. Er starrte auf die Flasche. »Er hat dieses Gemisch entdeckt, als er versucht hat, Metall in Gold zu verwandeln. Es brennt wie Feuer.«
Lucretius lachte leise. »Hört auf den Jungen, Höllenhund. Oder riskiert Euer Augenlicht. Doch was nützt einem ein blinder Hund?«
»Gareth, ich glaube, er sagt die Wahrheit«, beschwor ihn Clare. »Geh nicht in seine Nähe.«
»Es stimmt, was er sagt«, wiederholte Dallan. »Seid vorsichtig, Mylord.«
Cläre wandte den Blick nicht ein einziges Mal von Lucretius. »Warum habt Ihr die Einsiedlerin getötet?«
Lucretius zuckte mit den Schultern. »Die verrückte Alte hat mich gesehen. Sie hielt mich für den Geist von Bruder Bartholomäus, der zurückgekommen war, um Schwester Maud zu holen. Aber aus irgendeinem Grund meinte sie, sie müßte ihre Beobachtung beweisen.«
»Sie ist Euch in die Bibliothek des Klosters gefolgt und Ihr habt sie umgebracht«, flüsterte Clare.
»Ich wollte sehen, ob Ihr die Bücher Eures Vaters dort aufbewahrt, ehe ich mir die
Weitere Kostenlose Bücher