Liebe ohne Skrupel
Mühe machte, das Werk in der Burg zu suchen. Es wäre soviel einfacher gewesen, wenn Ihr das Buch den Nonnen gegeben hättet, Clare.«
»Sie hatten kein Interesse daran«, sagte Clare. »Also habe ich es behalten.«
»Idiotinnen.« Lucretius warf einen Blick auf das Buch, das neben dem Beutel auf dem Boden lag. »Die größten Geheimnisse der Alten sind darin enthalten. Euer Vater hat sie in den arabischen Abhandlungen entdeckt, die er übersetzt hat. Vielleicht enthält es sogar das Rezept für Unsterblichkeit.«
»Wollt Ihr etwa die Insel ohne Euer kostbares Buch verlassen, Magier?« Gareth stieß mit dem Fuß gegen den Ledereinband.
»Anscheinend bin ich gezwungen, es heute zurückzulassen, aber Ihr dürft sicher sein, daß ich zurückkommen werde.« Lucretius setzte erneut sein strahlendes, kaltes Lächeln auf. »Und Ihr werdet nicht wissen, wann und wo ich das nächste Mal auftauche. Ihr werdet also nachts wohl kaum noch ein Auge zubekommen, was, Höllenhund?«
»Ich habe Euch dieses Mal aufgehalten, nicht wahr? Und wenn es nötig ist, werde ich es noch einmal tun.«
»Bah! Dieses Mal hattet Ihr einfach Glück, das ist alles. Aber nächstes Mal wird die Sache anders aussehen.«
»Dann geht, wenn das Eure Absicht ist. Nehmt Euer widerliches Elixier und verschwindet.«
»Wie Ihr wollt, Höllenhund. Aber ich werde Euch etwas da lassen, das Euch auf ewig an mich erinnern wird.« Lucretius schleuderte Gareth die Flasche direkt ins Gesicht.
»Nein«, schrie Dallan. Er sprang vor und streckte die nackten Hände nach der Flasche aus.
»Dallan«, rief Clare.
Gareth handelte sofort, ohne nachzudenken. Es war eine spontane, körperliche Reaktion, die ihm schon häufig das Leben gerettet hatte.
Mit einer Hand schnappte er sich Dallan und schleuderte ihn beiseite. Mit der anderen zog er in einer schnellen Bewegung sein Schwert und fing die Flasche mit der Klinge ab.
Er nutzte diesen Moment, um das Gefäß zur Seite zu stoßen. Es flog auf einen Stein und zerbarst in tausend Einzelteile. Es zischte leise.
»Großer Gott«, keuchte Clare. »Es frißt den Stein.«
»Ihr habt wirklich teuflisches Glück, Höllenhund.« Lucretius stürzte in Richtung des schmalen Pfades, der die Klippen hinabführte. »Aber es wird nicht ewig währen.«
»Dort unten in der Höhle liegt kein Boot mehr, Magier«, sagte Gareth leise. »Meine Männer haben es bereits entdeckt.«
»Das ist unmöglich.« Lucretius' Umhang flatterte wild, als er am oberen Ende des Pfades stehenblieb. »Ihr lügt. Ich habe diese Höhlen entdeckt. Niemand sonst weiß etwas davon.«
Gareth lächelte. »Ihr habt keine besondere Erfahrung mit kleinen Jungen. Sie sind unendlich neugierig. William hat die Höhlen schon vor langer Zeit entdeckt.«
»Zur Hölle mit Euch, Höllenhund.« Lucretius hob sein Schwert in die Luft und machte einen Satz auf ihn zu.
Gareth wehrte den Hieb mit Leichtigkeit ab. Lucretius machte einen Schritt zurück, täuschte und kam erneut näher.
Der Magier war wirklich gut. Das mußte sich Gareth insgeheim eingestehen, als sie einander umkreisten. Er war sowohl schnell als auch clever. Lucretius mochte behaupten, daß er die Magie dem Kampf vorzog, aber es war offensichtlich, daß er einiges Talent im Umgang mit dem Schwert besaß.
Da Gareth sich der steil abfallenden Klippen bewußt war, manövrierte er so, daß Lucretius mit dem Rücken zum Meer stand und nicht er. Aus den Augenwinkeln sah er, daß Clare Dallan in Sicherheit brachte.
Lucretius versuchte einen erneuten Angriff, dem Gareth knapp auswich.
Der Magier wirbelte herum und dieses Mal fand sich Gareth in der Position wieder, die er versucht hatte zu vermeiden. Nun stand er mit dem Rücken zu den Klippen.
Lucretius kam näher. Sein Schwert schimmerte matt im grauen Licht der Dämmerung. Gareth spürte, wie der Boden unter seinem linken Fuß nachgab. Der Rand der Klippe begann unter seinem Gewicht abzubröckeln. Die Wellen unter ihm schlugen mit voller Macht ans Ufer.
Mit aller Kraft sprang er nach vorne, den Kopf zuerst, um unter Lucretius' Waffe hindurchzutauchen.
Lucretius hatte zum Schlag ausgeholt. Mit wutverzerrtem Gesicht sah er, wie Gareth knapp unter der Klinge hindurchfegte, mit der Schulter auf die Erde prallte und zur Seite rollte.
»Stirb, Höllenhund.« Lucretius wirbelte herum, als Gareth wieder auf die Füße sprang. »Stirb und fahr zur Hölle, wo du hingehörst.«
Gareth sah eine ungeschützte Stelle seines Gegners und holte aus. Lucretius konnte
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