Liebe ohne Skrupel
irgendwelche Gedanken darüber gemacht hat, was es heißt, der Herr über eine Blumeninsel zu sein.«
»Du hoffst also, daß ein Mann, der seinen Lebensunterhalt bisher mit der Jagd nach Mördern und Banditen verdient hat, zu dem Schluß kommen könnte, daß das Leben als Gärtner vielleicht etwas langweilig ist?«
»Es wäre immerhin möglich.«
Joanna schüttelte den Kopf. »Das wage ich zu bezweifeln. Im Augenblick nehme ich an, daß alles, woran Sir Gareth denken kann, die Aussicht ist, Herr über reiche Ländereien zu werden.«
»Aber was wäre, wenn es mir gelänge, ihn davon zu überzeugen, daß er zumindest ein wenig Zeit zum Nachdenken braucht?« Clare wirbelte zu ihrer Freundin herum. Sie war begeistert von ihrer neuen Idee. »Er ist schließlich ein intelligenter Mann, der sorgfältig überlegt und plant, ehe er handelt.«
»Bist du dir da sicher?«
»Oh, ja, absolut.« Clare machte sich gar nicht erst die Mühe, darüber nachzudenken, weshalb sie sich ihrer Sache so sicher war. »Wenn ich ihn davon überzeugen kann, daß er sich diese Ehe noch einmal reiflich überlegen sollte, habe ich die Zeit gewonnen, die ich brauche.«
»Und was willst du in der Zeit machen?«
»Zuerst einmal will ich ihn besser kennenIernen«, sagte Clare. »Das wäre gewiß recht nützlich, falls wir dann tatsächlich heiraten. Ich wüßte zumindest etwas mehr über meinen Ehemann, ehe ich gezwungen bin, mit ihm das Schlafzimmer zu teilen. Zweitens, wenn ich feststelle, daß ich den Gedanken, mich für den Rest meines Lebens an Sir Gareth zu binden, einfach nicht ertrage, gibt mir mein Plan die Möglichkeit, mir einen Ausweg aus meinem Dilemma zu suchen.«
»Es wird nicht funktionieren, Clare. Nach allem, was ich bis jetzt gehört habe, ist der Höllenhund von Wyckmere ganz versessen auf diese Heirat. Er will seine Braut und seine neuen Ländereien umgehend in Besitz nehmen.«
»Aber vielleicht kann ich ihn ja überreden, noch ein Weilchen zu warten.«
»Wie willst du das machen?«
»Ich werde ihm sagen, daß ich ihm noch mal die Möglichkeit geben werde, darüber nachzudenken, ob er mich tatsächlich heiraten will, und daß ich mir währenddessen keinen anderen Mann suchen werde.«
»Du hast keine Ahnung von den Männern, Clare. Glaub mir, dein Plan ist aussichtslos.«
»Das kann man nie wissen«, beharrte Clare auf ihrer Meinung. »Im Augenblick ist der Höllenhund von Wyckmere vor allem deshalb so versessen auf eine umgehende Heirat, weil er glaubt, ich mache mir Sorgen wegen der geringen Auswahl an Kandidaten, die man mir angeboten hat. Aber wenn ich ihn davon überzeugen kann, daß ich nicht versuchen werde, jemand anderen zu finden, bis er sich die Sache überlegt hat, ist er vielleicht bereit, die Hochzeit zu verschieben.«
»Das halte ich für sehr unwahrscheinlich.«
»Warum mußt du nur so pessimistisch sein, Joanna?« Clare unterbrach sich, als sie entferntes Hufgetrappel hörte. Sie ging zurück ans Fenster.
»Was ist los?« fragte Joanna.
»Eine kleine Gruppe von Männern kommt vom Dorf herauf.« Clare spähte zu der Staubwolke hinüber, die in einiger Entfernung aufgewirbelt wurde. Dann sah sie ein vertrautes gelbes Banner. »Oh, nein.«
»Cläre?«
»Beim Saum des Kleides der heiligen Hermione, ich kenne nur einen Mann, der garantiert immer zum falschen Zeitpunkt irgendwo auftaucht. Was für ein Idiot.«
»Wer?«
»Sir Nicholas.«
»Oh, nein, das darf doch nicht wahr sein.« Joanna sprang von ihrem Hocker und eilte zum Fenster. Mit zusammengekniffenen Augen beobachtete sie den berittenen Trupp, der sich der Burg näherte. »Das macht die Situation nicht gerade einfacher.«
»Das ist noch milde ausgedrückt.“
»Glaubst du, daß Sir Gareth etwas von der Entführung weiß?«
»Wie sollte er?« Clare runzelte die Stirn. »Wir haben die ganze Geschichte bestmöglichst vertuscht. Ich habe allen Leuten deutlich zu verstehen gegeben, daß ich auf Seabern nur zu Besuch war. Und ich habe den Zwischenfall in meinem Schreiben an Lord Thurston mit keinem Wort erwähnt. Sir Gareth kann also nichts davon wissen.«
»Ich hoffe, du hast recht«, sagte Joanna mit grimmiger Miene. »Denn wenn der Höllenhund von Wyckmere Grund zu der Annahme hat, daß seine Braut von einem anderen Mann geschändet wurde, fürchte ich, daß er dafür blutige Rache nehmen wird.«
Plötzlich kam Clare ein Gedanke. »Glaubst du, er würde mir nicht länger den Hof machen, wenn er erführe, daß ich entführt wurde?«
Joanna
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