Liebe ohne Skrupel
Anwalt.«
Cläre bedachte ihn mit ihrem strahlendsten, sanftesten Unschuldslächeln. »Was die anderen angeht, so werden sie nur sehen, daß wir uns jeden Abend in dasselbe Zimmer zurückziehen, wie jedes Ehepaar. Aber was in dem Zimmer vor sich geht, geht niemand außer uns beiden etwas an.«
»Was das betrifft«, setzte Gareth drohend an, »glaube ich kaum, daß —«
Cläre unterbrach ihn. »Es braucht ja niemand zu wissen, daß wir uns erst besser kennenIernen wollen, ehe wir die Ehe vollziehen. Das wird unser Geheimnis bleiben.«
»Ach ja?«
»Ja. Auf diese Art sind wir beide zufriedengestellt, Sir. Meine Leute werden denken, daß ich Euch den gehörigen Respekt entgegenbringe. Und ich werde genug Zeit haben, um Euch besser kennenzulernen.«
Ganz gegen seinen Willen mußte er ihre Cleverneß bewundern. »Ich habe das Gefühl, daß Nicholas of Seabern gar nicht weiß, was für ein Glück er hat, daß er einer Ehe mit Euch entkommen ist. Ihr hättet Hackfleisch aus ihm gemacht, Mylady.«
7. KAPITEL
Der silbrige Nebel, der Desire am Morgen von Clares Hochzeit einhüllte, wurde von fast allen Inselbewohnern als schlechtes Omen gesehen. Die kleine Gruppe von Dienstmädchen, die Clare beim Baden und Anziehen half, begann, besorgt zu murmeln.
»Die Einsiedlerin hat gesagt, daß dieser Tag von dem kalten Rauch der Feuer der Hölle getrübt würde«, flüsterte eine der Frauen. »Und sie hatte recht.«
»Es ist bloß ein bißchen Nebel«, sagte Clare. »Bis zum späten Vormittag wird er sich gelichtet haben.« Sie stand geduldig in der Mitte des Raumes, während ihr von einem der Mädchen ihr bestes Kleid, ein Traum in blaugrün, über den Kopf gezogen wurde. Die langen, weiten Ärmel des Kleides wurden umgeschlagen, damit das schimmernde, gelbe Futter zur Geltung kam. Kragen und Saum waren mit gelben und weißen Seidenfäden bestickt.
»Ich hoffe, Mylady haben recht.« Eunice gehörte bereits seit Clares Kindheit zum Haushalt. Sie zögerte nicht, ihre Meinung zu sagen. Sie schob einen silbernen Reif in Clares Haar und rückte das zarte goldene Netz zurecht.
»Es wird schon alles gut werden, Eunice.«
»Da wäre ich mir an Eurer Stelle nicht so sicher, Mylady. Alle wissen, daß Ihr gedroht habt, dem Höllenhund seine Rechte im Schlafzimmer zu verweigern. Und ich glaube kaum, daß er so etwas einfach hinnehmen wird. Ich fürchte ernsthaft um Euer Leben.«
»Falls du dich auf unseren kleinen Streit von gestern morgen beziehst, kann ich dich beruhigen«, sagte Clare unbekümmert. »Ich habe meine Drohung im Eifer des Gefechts ausgestoßen.
Aber ich habe durchaus die Absicht, Sir Gareth als meinen Ehemann zu akzeptieren, genau wie ich ihn als Herrn dieses Hauses akzeptiere. Das habe ich ihm auch schon gesagt.«
»Den Heiligen sei Dank.« Eunice seufzte erleichtert auf. »Da werden sich alle auf der Insel freuen, Madam. Es ist wirklich besser so, Ihr werdet sehen.«
»Das hat auch Sir Gareth gesagt«, sagte Clare trocken.
»Nun, denn.« Eunice räusperte sich. Sie blickte sich eilig um, offenbar, um sich zu vergewissern, daß die übrigen Bediensteten am anderen Ende des Zimmers eifrig mit dem Inhalt der herrlich geschnitzten Truhe beschäftigt waren. Dann beugte sie sich vor und senkte ihre Stimme zu einem kaum hörbaren Flüstern. »Nur für den Fall, daß es heute nacht ein kleines Problem gibt, möchte ich, daß Ihr das hier nehmt.«
Cläre blickte auf den kleinen, in Tuch eingewickelten Gegenstand, den Eunice ihr gab. »Was ist das?«
»Pst, nicht so laut. Es ist ein kleines Fläschchen mit Hühnerblut.«
»Oh, nein, nicht du auch noch, Eunice.«
»Also bitte, kein Wort mehr, Madam. Mich geht die ganze Sache nichts an. Was passiert ist, ist passiert, und es war nicht Eure Schuld, ob es nun Sir Nicholas oder dieser andere große Ritter war, an den Ihr letztes Jahr Euer Herz verloren habt.«
»Aber Eunice -«
»Die Sache ist die. Männer, die so stolz sind wie der Höllenhund von Wyckmere, neigen dazu, sich über solche Dinge furchtbar aufzuregen. Ein Mann wie er wird sicher sein wollen, daß die Ehre seiner Lady ebenso unbefleckt ist wie seine eigene.«
»Das ist ein interessanter Gedanke.« Clare grinste. »Vielleicht sollte ich auf dem Fest eine Rede halten, um allen zu versichern, daß ich mich mindestens ebenso jungfräulich in mein Ehebett begebe wie mein Mann.«
»Das ist nicht lustig«, knurrte Eunice. »Versprecht mir nur, daß Ihr das Hühnerblut heute nacht griffbereit habt. Spritzt vor
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