Liebe ohne Skrupel
Desire bedeckt waren. Seine Miene zeigte sowohl etwas Besitzergreifendes als auch ehrliches Interesse. »Wie sollte mich auch nur das kleinste Detail langweilen? Ich bin verantwortlich für die Sicherheit und den Schutz der Insel. Also muß ich soviel wie möglich darüber wissen.«
Cläre streichelte den Hals ihres Pferdes. »Also gut. Aber bitte sagt mir, wenn es Euch reicht. Mir wurde schon ein paarmal gesagt, daß ich dazu neige, allzu begeistert über mein Lieblingsthema zu reden.«
Sie begann zu erzählen, erst langsam, unsicher, wieviel er wirklich wissen wollte. Bisher hatte nur ein Mann jemals ehrliches Interesse an ihrer Arbeit gezeigt - Raymond de Coleville.
Doch bald stellte sie fest, daß Gareth alles andere als gelangweilt war. Seine vernünftigen Fragen ließen sie bald all den Unsinn vergessen, den Beatrice über Geister und gezogene Schwerter erzählt hatte.
»Dann werden die Blumen und Kräuter gesammelt und entweder getrocknet oder mit Öl übergossen, je nach Rezept«, schloß sie eine Ewigkeit später. »Man braucht Unmengen von Blütenblättern für die Herstellung der Parfümöle.«
»Und die Öle sind die Grundlage für die verschiedenen Parfüms und Seifen, die Ihr herstellt?«
Cläre nickte. »Sie werden mit anderen Zutaten wie zum Beispiel Bienenwachs und Honig gemischt, und daraus werden dann die verschiedenen Lotionen und Cremes gemacht.«
»Eine faszinierende Arbeit.«
Cläre lächelte schüchtern. »Ich schreibe gerade ein Rezeptbuch, in dem die Herstellung der profitabelsten Parfüms von Desire beschrieben wird.«
»Ihr seid eine Frau mit vielen Talenten.<< Gareths Blick wurde ernst. »Ich kann mich wirklich glücklich schätzen.«
Cläres Begeisterung legte sich und ihr alter Argwohn kehrte zurück. »Es freut mich, daß Ihr so denkt.«
»Sagt mir, Clare, habt Ihr eigentlich für alles ein Rezept?«
Cläre trommelte mit den Fingern auf den Sattelknauf. »Das fragt Ihr wegen Sir Nicholas' idiotischer Bemerkung über mein Rezept für einen Ehemann, nicht wahr?«
»Ich wußte, daß Ihr ein Rezept für den idealen Ehemann zusammengestellt hattet. Aber ich wußte nicht, daß Ihr dabei einen Mann aus Fleisch und Blut als Vorbild hattet. Ich glaube, Nicholas sagte, sein Name sei Raymond de Coleville.«
Cläre zögerte. »Kennt Ihr ihn, Sir?«
»Nein. Aber ich bin daran interessiert, mehr über dieses perfekte Vorbild an Tilgend und Ritterlichkeit zu erfahren.«
»Er ist nicht gerade perfekt.«
»Und wo ist sein Fehler?«
»Er ist verheiratet.«
»Ah.« Gareth schwieg einen Augenblick. »Und wann habt Ihr ihn zum letzten Mal gesehen?«
»Es ist fast ein Jahr her, seit er zum letzten Mal hier war.« Clare starrte über das Meer in Richtung des Festlands. »Er kam ein letztes Mal, um mir zu sagen, daß sein Vater eine Ehe für ihn arrangiert hatte.«
»Ich verstehe.«
»Er sagte, er müsse eine reiche Erbin heiraten, eine, die ihm zahlreiche Güter und große Ländereien in der Normandie einbrächte. Ich hatte einem Ehemann nichts zu bieten außer einer abgelegenen kleinen Insel voller Blumen.«
»Und das war für Raymond de Coleville nicht genug?«
Cläre sah Gareth verblüfft an. »Wie sollte es einem Vergleich mit dem standhalten, was eine reiche Erbin zu bieten hatte? Ihr selbst wärt auch nicht hier auf Desire, wenn Ihr eine bessere Verbindung hättet eingehen können.« »»Und Ihr wärt überhaupt keine Verbindung eingegangen, wenn Ihr die Wahl gehabt hättet. Stimmt das?»
»Ja.»
»»Es sei denn, Ihr hättet Raymond de Coleville heiraten können.«
Cläre mißfiel die Schärfe in Gareths Ton. Sie beschloß, daß es an der Zeit war, das Thema zu wechseln. »Bald ist Frühlingsmarkt in Seabern. Dort verkaufen wir einen Großteil unserer Lotionen und Parfüms. Die reichen Händler aus London und York kommen extra deswegen hierher. Würde es Euch interessieren, mehr über diesen Teil der Geschäfte zu erfahren?«
»Später. Im Augenblick würde es mich interessieren zu erfahren, wie Ihr Raymond de Coleville kennengelernt habt.«
Cläre seufzte. »Er war ein Freund meines Vaters, ein Gelehrter. Sie lernten sich vor zwei Jahren kennen, als mein Vater nach Paris fuhr, um die Vorlesungen zu hören, die dort über arabische Forschungen gehalten werden.«
»Raymond de Coleville hat also auch in Paris studiert?«
»Ja. Obwohl er ein Ritter war, ist er ein sehr gebildeter Mann.«
»Erstaunlich.«
»Er interessiert sich viel mehr für Bücher und wissenschaftliche
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