Liebe ohne Skrupel
»Aber davon abgesehen muß ich sagen, daß ich Euch einfach besser kennenIernen möchte, ehe wir die Ehe vollziehen.«
»Wir kennen uns so gut wie die meisten Eheleute sich vor der Hochzeit kennen.«
»Das mag sein, aber das hat nichts zu sagen. Ich möchte, daß wir mehr übereinander erfahren. Ich möchte, daß wir Freunde werden, Sir.«
»Ihr wart mit Raymond de Coleville befreundet, nicht wahr?«
»Ja, aber das hat damit nichts zu tun.« Clare wurde immer verärgerter. Der Kerl war aalglatt. »Laßt uns lieber aufs Thema zurückkommen. Es tut mir leid, wenn ich Euch in Verlegenheit gebracht habe, aber es war mein Emst. Ich möchte warten, ehe wir die Ehe vollziehen. Versteht Ihr mich?«
Gareth sah sie lange schweigend an. Dann wandte er sich ab und ließ den Blick über die Felder voller Frühlingsblumen wandern. »Ich verstehe Euren Wunsch, Mylady. Und ich respektiere ihn.«
»Hervorragend.« Erleichterung wallte in ihr auf. Sie bedachte ihn mit einem warmen Lächeln. »Dann brauchen wir ja nicht weiter darüber zu sprechen.«
»Ich frage mich nur, ob Ihr die Probleme bedacht habt, vor die uns Euer Gefühlsausbruch von heute morgen stellt.«
Cläres Erleichterung schwand. »Was für Probleme?«
»Die Leute werden mich nicht als ihren neuen Herrn akzeptieren, solange Ihr es nicht tut. Die Herausforderung, die Ihr heute morgen ausgesprochen habt, wird es mir wahrscheinlich sehr schwer machen, meine Pflichten als Herr von Desire zu erfüllen.«
»Nein, das stimmt nicht, Sir.«
»Ich kann mich natürlich mit den üblichen Methoden durchsetzen«, stimmte Gareth ihr zu. »Schließlich stehen die Männer, die ich mitgebracht habe, in meinen Diensten, und sie sind alle hervorragend ausgebildet. Außerdem sind sie die einzigen bewaffneten Männer auf der Insel. Sie sollten keine Probleme haben, dafür zu sorgen, daß meine Befehle ausgeführt werden. Aber ich bezweifle, daß Euch die Methoden gefallen würden, die sie dazu anwenden müßten.«
Einen Augenblick lang war Clare von dieser Drohung so schockiert, daß sie nichts sagen konnte. Dann jedoch wurde sie von Zorn gepackt. »Sir, ich versichere Euch, daß keine Notwendigkeit besteht, Eure Autorität mit Hilfe bewaffneter Männer durchzusetzen. Das werde ich nicht zulassen. Dies ist eine friedliche Insel, und so wird es auch bleiben.«
Gareths Augen hatten die Farbe von Silber und Rauch. »Logik und Vernunft sagen mir, daß der Frieden eines Anwesens im Haushalt des Lords und der Lady anfangen müssen. Habe ich recht?«
»Ja, aber -«
»Wenn Ihr wollt, daß die Leute mir vertrauen und mich als Herrn akzeptieren, dann müssen sie sehen, daß ich auch Euren Respekt genieße.«
Cläre saß wieder einmal in der Falle. So schwer es ihr auch fiel, mußte sie doch zugeben, daß Gareth recht hatte. Der Frieden und das Wohlergehen der Menschen auf der Insel waren das wichtigste.
Als Lady of Desire blieb ihr keine andere Wahl als wieder einmal ihre Pflicht zu erfüllen.
»Ihr habt mich mal wieder in die Falle gelockt, Sir.«
»Nein«, sagte Gareth sanft. »Ich versuche nur, Euch meine Sicht der Dinge klarzumachen. Ich weiß, daß Ihr eine höchst intelligente Frau seid, die gewiß die richtigen Schlüsse aus meinen Argumenten ziehen wird.«
Cläre schnaubte undamenhaft. »Wie konnte ich mir nur einen Ehemann wünschen, der sich auf seinen Verstand verläßt statt auf seine Muskeln. Irgend etwas sagt mir, daß ich mit Sir Nicholas leichter fertig geworden wäre.«
Gareth sah sie fragend an. »Wolltet Ihr etwa einen Mann, mit dem Ihr leicht fertig werdet? Soweit ich mich erinnere, stand das aber nicht in dem Rezept.«
Cläre starrte ihn böse an. »Macht Euch nicht über mich lustig, Sir.«
»Ich habe Euch bereits gesagt, daß ich niemals Witze mache.«
»Doch, das tut Ihr, und zwar auf eine ziemlich unschöne Art. Aber darum geht es jetzt nicht. Ich gebe zu, daß Ihr mit Eurem Argument recht habt.« Sie dachte eilig nach. »Wahrscheinlich wäre es das beste, wenn wir so täten, als teilten wir das Ehebett.«
Jetzt war die Reihe an Gareth, sie argwöhnisch anzusehen. »Wenn wir so täten?«
»Ja.« Clare lächelte, höchst zufrieden mit ihrer Idee. »Ich sehe keinen Grund, weshalb wir nicht ein Schlafzimmer teilen sollten.«
»Es freut mich, daß Ihr mir zustimmt.«
»Aber«, beendete sie ihren Gedankengang triumphierend, »ich sehe absolut keinen Grund, weshalb wir auch ein Bett teilen sollten.«
»Verdammt, Madam, Ihr klingt wie ein
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