Liebe ohne Skrupel
Übung bekommt. Wir wollen nämlich nicht, daß der Höllenhund von Wyckmere verweichlicht.«
Die Männer brachen erneut in dröhnendes Gelächter aus, und Joanna und die anderen Frauen scheuchten sie aus dem Raum.
Es dauerte ein, zwei Minuten, bis alle das Zimmer verlassen hatten, doch schließlich schloß sich die Tür hinter dem letzten Eindringling.
Endlich waren Clare und Gareth allein.
Cläre zog sich das weiße Leinenlaken über die Brust und sah Gareth an.
Während sie sich in die parfümierten Kissen zurücklehnte, bedachte er sie mit einem derart besitzergreifenden Blick, daß ihr der Atem stockte.
Doch schließlich brach Gareth das kurze, angespannte Schweigen. Er sah sich suchend um. »Wo ist mein Schwert?«
»Da drüben.« Clare fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. »Auf der Bank am Fenster.«
»Ah, ja. Sicher und wohlbehalten.« Er ging jedoch nicht hinüber, um die Waffe an sich zu nehmen.
Statt dessen ging er zu dem kleinen Tisch vor dem Kamin, nahm die Weinbecher und kam zurück zum Bett.
Cläre merkte, daß sie die Laken so fest an ihren Körper preßte, daß ihre Knöchel vor Anspannung weiß hervortraten. Vorsichtig löste sie ihre Finger und überlegte fieberhaft, was sie sagen sollte.
Dies war schließlich keine echte Hochzeitsnacht.
»Nun, ich bin froh, daß alles überstanden ist.« Sie schob das Laken zur Seite und sprang aus dem massiven Bett.
Gareth sah sie reglos an, als sie nach ihrem Umhang griff und ihn um ihre Schultern legte. Sie hielt das Kleidungsstück an ihrem Hals zusammen und setzte ein Lächeln auf, von dem sie hoffte, daß es kameradschaftlich wirkte. »Ich nehme an, Hochzeiten sind immer eine mühselige Angelegenheit, oder?«
»Ich weiß nicht.« Gareth musterte sie eingehend, während er ihr einen der Becher reichte. »Ich habe bisher noch nie geheiratet.«
Cläre errötete. »Nein, natürlich nicht. Ich wollte damit auch nicht sagen, daß Ihr das schon einmal getan hättet.« Sie nahm ihm den Becher ab und setzte ihn an ihre Lippen. Sie hatte den ganzen Tag lang so gut wie nichts gegessen oder getrunken. Aus irgendeinem Grund war sie viel zu angespannt gewesen, um an dem Festmahl teilzunehmen. »Ich weiß wirklich nicht, warum ich mich heute abend so eigenartig fühle. Ich frage mich, ob ich krank werde.«
»Vielleicht fühlt Ihr einfach dasselbe wie ich.« Gareth nippte ebenfalls an seinem Wein. Dann nahm er Clare ihren Becher ab und stellte ihn neben seinen auf den Tisch.
»Mylord?« Clare merkte, daß ihre Stimme ein klägliches Quietschen war. »Seid Ihr etwa auch unruhig?«
»Ja.«
»Vielleicht sollten wir einen Kamillen- oder Pfefferminztee trinken«, schlug sie beflissen vor. »Das ist das beste Mittel gegen Nervosität. Ich werde einen der Bediensteten rufen.«
»Nein, ich kenne ein wesentlich besseres Mittel.«
Gareth zog sie sanft, aber unerbittlich in seine Arme. Als sie zitternd vor ihm stand, den Umhang immer noch fest umklammert, als sei er ein Talisman, umschloß er ihre Lippen mit seinem Mund.
8. KAPITEL
Gareth spürte Clares Überraschung; sie war verwirrt, und deshalb zitterte sie. Er preßte seinen Mund weiter auf ihre Lippen und hoffte, daß sie wie beim letzten Mal auf seinen Kuß reagieren würde.
Er wußte, daß sie ihn begehrte. Er hatte ihre Leidenschaft bereits am ersten Tag gespürt. Alles, was er tun mußte, war, den Schutzwall logischer Gründe gegen eine Liebesbeziehung zu durchbrechen, den sie errichtet hatte.
Erleichterung wallte in ihm auf, als er ihren leisen, halberstickten Aufschrei hörte.
Sie würde ihm eine wahre Frau sein. Der Bastard von Wyckmere hatte endlich eine Braut.
Und eine Zukunft.
Ihr Mund zögerte zuerst, doch dann wurden ihre Lippen zart und weich. Gareth wußte mit Bestimmtheit, daß er sie richtig eingeschätzt hatte. Er hatte die weibliche Neugier in ihrem Blick nicht fehlinterpretiert, hatte die Bedeutung ihrer zitternden Finger nicht falsch verstanden.
Das Glück, das ihn während der jahrelangen Jagd nach Banditen am Leben erhalten hatte, war ihm in sein neues Leben als Blumengärtner gefolgt. Er hatte durch diese Verbindung weit mehr gewonnen, als er zu hoffen gewagt hatte.
Cläre keuchte unhörbar. Ihre Finger umklammerten seine Schultern. Gareth stöhnte. Den ganzen Tag hatte er die Qual seiner mühsam unterdrückten Erregung erdulden müssen. Jetzt war es an der Zeit, ihr freien Lauf zu lassen, und er war gespannt auf das, was ihn erwartete. Der Moment war gekommen, Clare
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