Liebe ohne Skrupel
erwartungsvoll verfolgten, nahm sie das Schwert und sah Gareth an.
»Ich werde mich jetzt zurückziehen, um meinen Mann im Ehegemach zu erwarten«, sagte sie laut und vernehmlich.
Die Leute jubelten und prosteten ihr zu.
Gareth hob erneut seinen Becher. »Ich werde Euch nicht lange warten lassen, Mylady. Als Gärtnerin wißt Ihr, daß einige Kräuter am stärksten sind, wenn sie zermahlen und getrocknet sind. Aber es gibt andere, die ihre volle Wirkung am besten entfalten, wenn ihr Stiel noch stark und aufgerichtet ist. Ich werde Euch heute nacht etwas von dieser Sorte bringen.«
Die Anwesenden brachen in Gelächter aus.
Cläre riß die Augen auf, als sie die Bedeutung seiner Worte erfaßte. »Für einen Mann, der behauptet, niemals zu scherzen, Mylord, habt Ihr eine recht ungewöhnliche Ausdrucksweise.«
»Ja, nun, eine Hochzeit ist ja auch ein ungewöhnliches Ereignis, Madam.«
Joanna zupfte Clare ungeduldig am Ärmel. »Komm. Wir müssen uns beeilen.«
Cläre warf Gareth einen vielsagenden Blick zu, doch dann ließ sie sich von der Tafel führen.
»Seid vorsichtig mit meinem Schwert«, rief Gareth ihr nach. »Ich habe nur das eine.«
Erneut lachten die Umsitzenden.
»Ich verspreche Euch, ich werde es gut einzusetzen wissen.« Clare umklammerte den Griff des Schwertes, während Joanna sie in Richtung der Treppe zog. »Es wird einen hervorragenden Stock für die Erbsen in meinem Garten abgeben.«
Von aufmunternden Rufen begleitet rafften Clare und Joanna ihre Röcke und eilten die Treppe hinauf.
»Hier, nimm das«, flüsterte Joanna ihrer Freundin zu, als sie den Flur hinabgingen. »Versteck es irgendwo. Weder Lord Gareth noch sonst irgendwer darf es sehen.«
Cläres Finger schlossen sich um einen weiteren kleinen Gegenstand. »Laß mich raten. Hühnerblut?«
»Ja. Spritz ein wenig davon auf das Laken und alles wird gut werden.«
Mehrere andere Frauen kamen aus der Halle hinauf. Kichernd und lachend drängten sie hinter Clare in das Schlafzimmer, um der Braut beim Umziehen behilflich zu sein.
Innerhalb weniger Minuten hatten sie Clare das Kleid ausgezogen und ihr ein herrlich besticktes Nachtgewand aus feinem Leinen über den Kopf gestreift. Plötzlich fand sie sich in dem duftenden Bett wieder.
»Also, Ihr seht wunderbar aus«, sagte Eunice, während sie Clare die Haare kämmte. Sie beugte sich näher zu ihr und senkte die Stimme. »Und vergeßt nicht das Hühnerblut.«
»Glaub mir, das werde ich bestimmt nicht vergessen.«
Joanna ging zur Tür und horchte. »Ich höre Lord Gareth und seine Männer auf der Treppe.«
»Frisch verheiratete Männer haben's immer besonders eilig.« Agnes schob sich an den anderen Frauen vorbei ans Bett. »Als dein altes Kindermädchen habe ich das Recht, dem Kind gute Nacht zu sagen, das ich mit aufgezogen habe. Morgen früh werde ich dann die Frau begrüßen, die sich aus diesem Bett erhebt.«
»Beeilt Euch«, sagte Joanna. »Sie sind fast da.«
Männerstimmen und dröhnendes Gelächter hallten zwischen den Steinwänden des Flurs. Die Mädchen gossen eilig Wein in die beiden Becher, die auf dem Tisch in der Nähe des Kamins standen. Eunice wischte sich eine Träne fort und lächelte gütig.
Während alle zur Tür blickten und darauf warteten, daß sie geöffnet wurde, beugte sich Agnes über das Bett.
»Hier, nehmt das, M'lady.“ Sie drückte Clare einen kleinen Gegenstand in die Hand.
Mit einem Gefühl der Resignation blickte Clare auf ein weiteres kleines Fläschchen. »Vielen Dank, Agnes. Du weißt nicht, wieviel mir deine Aufmerksamkeit bedeutet.«
»Pst.« Agnes blickte sich verstohlen um, um sicherzugehen, daß niemand sie hörte. »Vergiß nicht, ein paar Tropfen davon auf das Laken zu geben. Dann wird alles gut werden.«
»Aber Agnes -«
»Es ist einfach eine Vorsichtsmaßnahme.» Agnes rückte die Bettdecke zurecht. »Wenn du erst einmal so alt bist wie ich, dann weißt du, daß es hin und wieder ganz nützlich ist, der Natur ein wenig nachzuhelfen. Vor allem, wenn die Ehre eines Mannes im Spiel ist.«
Noch ehe Clare etwas erwidern konnte, flog krachend die Tür auf.
Ulrich und die anderen Männer stießen Gareth in das Zimmer, und die Dienstmädchen wichen kreischend zurück.
»Hier ist Euer Ehemann, Mylady.« Ulrich machte eine tiefe, spöttische Verbeugung vor Clare. Als er sich wieder erhob, bedachte er sie mit einem lüsternen Grinsen. »Er ist gekommen, um mit seinem Schwert zu üben. Ich hoffe, Ihr sorgt dafür, daß er eine Menge
Weitere Kostenlose Bücher