Liebe ohne Skrupel
ließen Clare innehalten. Sie mußte akzeptieren, daß die Menschen auf Desire jetzt auch an Gareth gebunden waren. Sie wußte, daß er recht hatte, wenn er darauf bestand, daß sie Einigkeit demonstrieren mußten.
»Ihr habt mich schon wieder in einer Eurer Fallen gefangen, Mylord«, murmelte sie ein paar Sekunden, ehe Joanna sie erreichte. »Aber seid gewarnt. Eines Tages werde ich mich dafür rächen.«
»Ihr habt Euch bereits dafür gerächt. Und zwar nicht zu knapp. Ich bin ein Ehemann, der noch keine Hochzeitsnacht hatte.«
Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu, als Joanna aufgeregt vor ihnen zum Stehen kam.
»Cläre, warum hast du Ulrich nicht befohlen, mit dem Training aufzuhören? William könnte jeden Augenblick verletzt werden. Sieh nur, wie er mit diesem riesigen Holzschwert herumfuchtelt.«
Cläre holte tief Luft. »Lord Gareth ist der Meinung, daß ein solches Training sowohl William als auch Dallan guttut. Mylord und ich haben über die Angelegenheit gesprochen und ich bin zu dem Schluß gekommen, daß er recht hat. Ich bin vollkommen seiner Meinung.«
»Du bist seiner Meinung?« Joanna riß die Augen auf.
Cläre wagte es nicht, Gareth anzusehen. Falls er in diesem Moment triumphierend lächelte, würde sie sich wahrscheinlich nicht zurückhalten können und ihm an die Kehle gehen.
»Sei versichert, daß ich meine Zustimmung dazu gegeben habe, daß William und Dallan ein paar ritterliche Fertigkeiten erlernen«, sagte Clare. »Zum Zwecke der körperlichen Ertüchtigung.«
»Aber derartige Aktivitäten hast du noch nie gebilligt, noch nicht einmal aus gesundheitlichen Gründen«, hielt Joanna ihr entgegen. »Nach Edmunds Tod hast du zu mir gesagt, daß du nie wieder das Geräusch einer geschwungenen Lanze hören möchtest.«
Cläre zuckte zusammen. »Damals war ich außer mir vor Schmerz.«
»Die Trauer hat Mylady nach dem Tod ihres Bruders sicher den Blick für die Vorteile körperlicher Ertüchtigung getrübt«, sagte Gareth leichthin.
Joanna sah ihn zweifelnd an. »Sie war damals sehr traurig und neigte zur Melancholie. Trotzdem habe ich gehört, wie sie ausdrücklich gesagt hat, daß es idiotisch sei, einen Mann zum Ritter auszubilden.«
Cläre sah das Glitzern in Gareths Augen und errötete.
»Damals war meine Frau sich der zahlreichen gesundheitlichen Vorteile körperlichen Trainings für junge Männer nicht bewußt«, sagte Gareth. »Aber ich habe sie ihr erklärt und nun möchte sie gerne, daß William und Dallan davon profitieren.«
»Was für Vorteile?« Joanna warf ihm einen fragenden Blick zu. »William könnte sich dabei ernsthaft verletzen.«
»Er könnte sich auch verletzen, wenn er auf einen Apfelbaum klettert oder wenn er die Treppe hinunterfällt, aber das ist eher unwahrscheinlich«, erklärte Gareth mit überraschend sanfter Stimme. »Euer Sohn ist unter der Aufsicht von Sir Ulrich so sicher wie in seinem eigenen Bett.«
»William ist ein äußerst zartes Kind«, beharrte Joanna auf ihrer Meinung. »Ein derartiges Training wird ihn erschöpfen.«
»Gut durchdachte und sorgsam überwachte Übungen werden ihn kräftigen und seine Stimmung heben«, sagte Gareth. »Ich habe zahlreiche Beispiele schwächlicher Jungen gesehen, deren Gesundheit sich durch regelmäßige körperliche Anstrengung deutlich verbessert hat.«
»Da bin ich mir keineswegs sicher.« Joanna blickte hilfesuchend zu Clare hinüber.
Cläre setzte ein Lächeln auf, von dem sie hoffte, daß es ermutigend wirkte. »Wir müssen darauf vertrauen, daß mein Mann und Sir Ulrich wissen, was sie tun, Joanna. Sie haben beide eine Menge Erfahrung auf diesem Gebiet.«
»Sie haben Erfahrung in der Banditenjagd, nicht in der Erziehung unreifer Jungen«, sagte Joanna verzweifelt.
»Nein«, sagte Gareth. »Ich bilde seit Jahren die Männer aus, die unter meinem Kommando stehen. Genau wie Ulrich. Wir wissen, was wir tun.«
Joanna blickte von Gareth zu Clare und dann wieder zu Gareth. Ein Teil ihrer Erregung legte sich. Sie schien zwar nicht völlig beruhigt zu sein, aber offensichtlich wurde ihr klar, daß die beiden sich einig waren. Seltsamerweise schien diese Erkenntnis sie noch mehr zu beruhigen.
»Nun, wenn Ihr sicher seid, daß William nichts passiert, nehme ich an, daß es in Ordnung ist, wenn er ein Trainingsprogramm absolviert.«
»Warum besprichst du nicht beim Abendessen die Einzelheiten des Trainings mit Sir Ulrich?« schlug Clare ihrer Freundin vor. »Ich nehme an, er wird dir alle
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