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Liebe stand nicht auf dem Plan

Liebe stand nicht auf dem Plan

Titel: Liebe stand nicht auf dem Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Rapp
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warnt Maika. »Wieso gehst du nicht heim unter deine Bettdecke und knackst?«
    »Muss’ne Box reparieren, Befehl vom Chef.« Mehmet ist hundemüde und braucht ihre Hilfe, damit er die defekte Frequenzweiche ausbauen und eine neue einlöten kann. Außerdem muss sie von Noras Verfolgung wissen, wenn sie keinen Schlaf nötig hat, stattdessen im Club abhängt und irgendwann allein nach Hause spaziert. Also beginnt er zu erzählen.
    »Hat sie den Typen gesehen?«
    »Nein.«
    »Den Hund?«
    »Sie ist gerannt. Er war dicht hinter ihr her, da hat sie sich nicht umgedreht.«
    Maika sieht den Glatzkopf mit Hund unten am Hauseingang plötzlich in einem anderen Licht. Sie ist nachdenklich, lässt sich einspannen und verrichtet Handlangerdienste. Ohne zu murren, holt sie Kabel, hält Teile, reicht Schrauben.
    Auch der Chef meckert nicht, als er das Büro betritt. Er steigt vorsichtig über die herumliegenden Teile und klingt angenehm überrascht: »Hoho, Maika, zu so später Stunde?«
    »Ich bin Nachtschwester und assistiere Professor Dr. Gündür. Hilfsbereit wie immer«, grinst sie.
    »Nachtschwester. Soso.«
    Leif verzieht keine Miene und kramt zerstreut in einer Schreibtischschublade herum.

    Alles Vorwand. Mehmet ist bereit, sein gesamtes schwarz verdientes Geld zu verwetten, dass er nichts sucht.
    »Wollt ihr was trinken?«
    Die Frage gilt ausschließlich Maika, also schüttelt Mehmet den Kopf.
    »Danke, ich hätte gern O-Saft mit einem Tropfen Zitrone.«
    Maika sieht kurz zu Leif rüber, bevor sie Mehmet auf dessen Fingerschnipsen hin den Kreuzschlitzschraubenzieher reicht.… Sie ist sich nicht sicher. Kann es sein, dass Leif schöne Augen hat? Kann es sein, dass sie bis zum heutigen Tag nicht gemerkt hat, dass er so einen Zug um den Mund hat, der … so ein bisschen … tragisch, leidend, grüblerisch aussieht und … sexy ist? Unmöglich! Eigentlich hätte ihr das früher auffallen müssen. Warum erst heute?
    »Gern«, sagt Leif, als wäre es die wichtigste berufliche Herausforderung, seinen jugendlichen 400-€-Jobbern die Drinks zu holen. Er stützt sich kurz und mit sanftem Druck auf Maikas Schulter ab, als er hinter ihr vorbei zur Tür geht.
    Sie kniet vor der Box, an der Mehmet hektisch schraubt, weil er fürchtet, ins Gehäuse kotzen zu müssen, wenn die beiden noch länger weiterturteln.
    Und Maika kämpft um Fassung. Sie hat einen Schlag in der Magengrube verspürt und weiß genau: Es hat sie erwischt. Nix zu wollen. Das hier wird nicht mehr übern Kopf gesteuert. Das ist nicht zu kontrollieren. Nicht von ihr. Zum Glück steckt Mehmet bis zum Hals im Lautsprechergehäuse und hat nichts mitgekriegt. Maika ballt die Fäuste. Mistmistmist! Das ist nicht gut und auch nicht witzig für ein ferngesteuertes, charakterloses, unschlüssiges Mädchen, das keinen – wie sagt man? – festen Halt im Leben hat.
    »Geschafft.« Mehmet stellt den Lautsprecher an die Wand.
Zum gemurmelten »Danke« nickt er Maika zu und schiebt ein »muss los« nach. Dazu wedelt er mit der rechten Hand, und das kann alles Mögliche heißen:
    Tschüss. Ich muss raus hier. Furchtbar. Du bist total verknallt, das hab ich sehr wohl gemerkt. Tickst du nicht richtig? Das ist unser Chef, und in der Zeit, in der er schon auf der Welt war und du nicht, war Deutschland zweimal Weltmeister, wurde John Lennon erschossen und ist die Mauer gefallen …
    Dann ist er weg. Maika lässt Luft aus ihren vollgepumpten Backen entweichen, »fffffffffffffffffffffffffffff«. Soll sie sich vom Acker machen, hinaus in die Nacht, wo vielleicht ein hungriger Hund auf sie wartet, oder bleiben und auf das Erfrischungsgetränk warten? In ihren Ohren schrillt ein imaginäres panisches Martinshorn, und das beruhigt ihre aufgewühlten Gefühle absolut nicht. Alarm! Besser wär’s mit Sicherheit, wenn sie nicht die Haare dekorativ verwuscheln und auch nicht am Blusenknopf rumspielen, sondern sofort aufstehen und rausgehen würde wie ein Mann. Wie Mehmet. Mann, Maika, das kann doch nicht so schwer sein!
    Leif kommt Mehmet entgegen und trägt vorsichtig in jeder Hand ein Glas. Eiswürfel klirren. »Und?«, fragt er.
    »Die Box tut’s wieder.«
    »Gut«, sagt Leif, »danke«, und geht an ihm vorbei zu seinem Büro.
    Das Eiswürfelklirren wird leiser. Mehmet richtet seine Lauscher nach hinten aus. Die Bürotür fällt ins Schloss. Was verspricht sich Maika davon? Keine Ahnung, denkt Mehmet und stellt irritiert fest, dass er vor Wut beinahe platzt.

06
Höhenzug
    An sonnigen Tagen

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