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Liebe stand nicht auf dem Plan

Liebe stand nicht auf dem Plan

Titel: Liebe stand nicht auf dem Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Rapp
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ich nicht gedacht. Und wie findest du Hamburg?«
    »Furchtbar.«
    Alle lachen. Einer haut Dali ins Kreuz. »Hamburg ist meine Perle! Nimm das zurück!«
    »Also gut, sagen wir mal – flach.«
    »Du kannst ja den Anstoß geben, die Deiche auf 2000 Meter Höhe zu ziehen. Dann hätten wir ein Skigebiet wie ihr in Bayern. Und die Wolken könnten sich über der Nord- und Ostsee ausregnen. Die Heringe stört das weniger als mich«, schlägt Nora vor.
    Mit Gejohle wird der Vorschlag aufgegriffen. Gemeinsam planen sie, Watzmann und Zugspitze abzutragen und damit die
Deiche aufzuschütten. Auswirkungen auf den maroden Arbeitsmarkt und die depressive Wirtschaftslage werden diskutiert, als dumpf ein dreifaches »Ding-dong« über den Schulhof bis unter den Baum wabert und der Pause und dem Traum vom Höhenzug in der Norddeutschen Tiefebene ein Ende setzt.
    Nora springt von der Mauer und verschwindet grußlos.
    Dali sieht ihr nach. »Denkt groß, die Lewandowskalingerin«, sagt er zu dem Typ, der neben ihm steht.
    »Und scheut keine radikalen Eingriffe in sensible ökologische Lebensräume«, grinst der Angesprochene.

07
Stay away from my Club
    Zum zweiten Mal kracht die Tür mit scharfem Knall ins Schloss. Die Druckwelle reißt die linke obere Ecke des Plakats ab, und in der nachfolgenden Stille hört Nora, wie das Papier sich wölbt und der Reißnagel über den Boden kullert.
    »Noch ein Mal, und ich werde dafür sorgen, dass du rausfliegst! «
    »Du kannst mich mal!« Die Tür knallt gleich noch einmal.
    Der Streit zwischen Mehmet und Maika eskaliert, sie haben sich nicht mehr unter Kontrolle, und den Zeugen bleibt nichts anderes übrig, als es über sich ergehen zu lassen. Keath verdreht die Augen. Noras Nerven haben sich von ihrem nächtlichen Albtraum nach dem Fest immer noch nicht erholt. Sie drückt die Reißzwecke wieder in die Wand und macht verbissen weiter, bis Mehmet die Kiste mit der Tontechnik genau über den von ihr frisch gewischten Boden zerrt.
    Das gemeinsame Putzen können sie knicken. Ein gemeinsames Underage-Club-Projekt, undenkbar. Es kann einfach nicht klappen, weil Maika bis ans Ende ihrer Tage nicht einsehen wird, dass die Voraussetzung für Gemeinsamkeit ist, dass auch sie sich im gleichen Umfang wie alle anderen beteiligt. Und Mehmet
kann mit Stress nicht umgehen. Wenn er aber die gesamte Tontechnik allein vorbereiten muss, steht er unter Zeitdruck – also ist er im Stress. Vollkommen illusorisch, ihn als DJ ins Auge zu fassen. Nora atmet tief durch und wischt noch einmal über Mehmets Schleifspur.
    »Willst du auch ’n Wasser?«
    Keath nickt, und sie geht zur Bar. Maika ist nicht zu sehen. Wahrscheinlich ist sie im Büro verschwunden. Die Bar ist nicht geputzt, auf der Theke stapeln sich die Gläser.
    »Servus.«
    »Was, schon sieben?« Nora fährt herum und starrt den Typen vom Schulhof an. Sieben, eine Stunde noch. Jetzt ist sie auch unter Druck und holt schnell die CD aus ihrer Tasche.
    »Was machst ’n du hier?«
    »Schuften, hab deshalb auch keine Zeit zum Plaudern. Wir sind spät dran. In ’ner Stunde machen wir auf.« Sie steckt den Fünfer in die Hosentasche.
    Dali sieht sich interessiert um. Schon der Weg durch den Stadtteil hat ihm gut gefallen. In Harkirchen stehen auf allen Fensterbrettern inklusive der Stallfenster Blumenkübel mit Geranien. Rote, violette, rosa- und orangefarbene, stehende, hängende, prächtige, zur Erblindung führende Massen an Geranien, korrekt: Pelargonien. Ein Geranien-Tsunami überschwemmt Bayern von Frühjahr bis Herbst und begräbt ganze Ortschaften unter einem Geranienmeer. In St. Pauli hat er nicht eine einzige Geranienblüte gesehen. Das macht ihn froh. Und der Club ist richtig gut, und das macht ihn glücklich. Er versucht, möglichst nicht dämlich zu grinsen.
    »Hör auf, hier Raubkopien zu verticken!«
    Nora fallen vor Schreck beinah die Wasserflaschen aus der Hand.

    »Tausendmal hab ich dir das gesagt! Inschallah!« Mehmet ist stocksauer.
    Nora zerrt ihn aus der Hörweite des Bayern. »Mit Ausnahme der Sachen, die ich für dich besorgen soll«, zischt sie zurück. »Schrei’s doch auf der Straße rum, du Denunziant!«
    Maika hat ihre Pause im Büro beendet und den Zwischenfall mitgekriegt. »Alter, du kriegst noch ’n Infarkt vor der Zeit und drückst die Herzinfarktstatistik für Männer runter aufs Knabenalter …« Sie sagt es auf ihre provozierend langsame Art und lässt dazu die Putzhandschuhe hin und her baumeln.
    »Du weißt ja, wovon du

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