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Liebe stand nicht auf dem Plan

Liebe stand nicht auf dem Plan

Titel: Liebe stand nicht auf dem Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Rapp
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die Leistungsgrenzen ausfahren.
    Und unter keinen Umständen hätten sie ihn alleine in Harkirchen wohnen lassen. Nein, alle anderen, ihre Schüler und Patienten, die sollen selbstständig sein, nur er nicht. Mitten im Schuljahr muss er die Schule wechseln, weil Mom eine eigene Praxis übernehmen kann und Dad passenderweise die Stelle eines Kollegen mit Burnout angeboten bekommen hat. Keine Chance haben sie ihm gegeben, in anderthalb Jahren auf seiner
alten Schule in aller Ruhe das Abi zu machen. Obwohl er bei Freunden hätte wohnen können. Oh nein, sie haben ruckzuck das Haus verkauft und am Hafen eine Eigentumswohnung gekauft. Klimakatastrophe? Scheißegal, wenn der Wasserspiegel steigt und die wahnsinnig überteuerte Immobilie feuchte Wände kriegt. City, Hafen, Flair, endlich ist was los, denk auch mal an uns, wir werden fünfzig, für uns ist Halbzeit, blablabla. Elende Egoisten.
    »Is was?«
    Dalis Gedanken kreisen über dem 800 km südlich liegenden Starnberger See, und er merkt nicht, dass er das mampfende Mädchen unentwegt anstarrt.
    »Wos is’n des?«
    Was meint der Bayer? Ihren Börek? Nora sieht den Börek an, dann den Typ.
    Er nickt.
    »Börek.«
    Katie verliert die Geduld. »Okay. Ich gehe. Du kannst ihm ja den Schulkomplex zeigen, wenn du das fettige Zeug aufgefr… futtert hast. Ekelhaft.«
    Selbst ihr Rücken sieht angewidert aus. Dali wartet, bis er sich entfernt hat, dann studiert er Nora mit Neugier.
    Sie wackelt vage mit dem Kopf in alle vier Himmelsrichtungen. »Mehr Komplexe kriegst du hier nicht, zumindest keine, die du sehen könntest.«
    Dies ist ein beruhigendes Versprechen für Dali. Er ist 1,87 groß und wiegt 88 kg. Fünf Kilo weniger und er hätte sein Traumgewicht. Er fühlt sich nicht fett, bloß zu schwer. Es ist nicht wirklich ein Komplex, aber es treibt ihn ziemlich oft um, weil er gerne isst, also jedes Mal, wenn er einen Imbiss sieht und Appetit kriegt. Das nervt. Zu gerne würde er so reinhauen wie die Kleine da, die gerade ihren zweiten Börek verkrümelt.

    »Wos host’n do für a Musik?« Dali kann sich verständlich machen, wenn er will.
    Drei der umstehenden Kerle klären ihn auf, und Dali zählt seine Münzen. Die Polite Punks -Compilation will er auch.
    »Könnt ihr mir mal erklären, was ihr hier für Geschäfte abwickelt? « Frau Pelzer hat rote Flecken am Hals. Seit geraumer Zeit kann sie die Augen nicht von dieser Gruppe abwenden, weil sie dauernd an die Drogendealerszenen in TV-Krimis denken muss.
    »Wir haben nur die Daten für unsere Projektarbeit ausgetauscht. «
    Weit offene, ehrliche Augen starren die Pausenaufsicht mit leichter Empörung an.
    »I wui den Börek kaffa, aber die gibt ’n net her. Und i hob an sakrischen Hunger.«
    Nora bricht ein Krümelchen vom Hackfleischstrudel ab und reicht ihn Dali. Frau Pelzer zieht sich zurück.
    »Ich nehm auch ne CD. Drei Euro hab ich.« Dali hält Nora seine Münzen hin.
    Die umstehenden Jungs brechen in Gelächter aus.
    Warum die so saublöd lachen, will er von Nora wissen.
    »Ich hab noch eine, und die kostet fünf.«
    »Morgen zahl ich den Rest«, schlägt er vor. Normal, so was.
    Wieherndes Gelächter der Umstehenden.
    »Ich gebe Doppelverdienerkids keinen Kredit«, sagt Nora in aller Ruhe und wischt sich den Mund ab. Sie schiebt »Ich komm aus Polen« als Erklärung hinterher.
    »Kid« ist gut, denkt Dali. Seine knüppelharte Verhandlungspartnerin sieht aus wie eins. Er nicht.
    Da er nicht rummeckert, keinen Aufstand macht und er sie nicht beleidigt, bietet sie ihm an: »Wenn du’s eilig hast, komm heute Abend um sieben in den Club.«

    »Mach ich. Welchen Club? Wo?«
    Nora kapiert, dass er bayerisch spricht, um sich die Leute vom Hals zu halten und klarzustellen, dass er hier fremd ist. Aber er kann offensichtlich auch so sprechen, dass man ihn mühelos versteht.
    Wortreiche Erklärungen, gestenreich ausgeführt, prasseln von allen Seiten auf Dali ein. Immerhin kriegt er mit, dass der Sound Club in St. Pauli liegt, nicht weiter als zehn Minuten mit dem Rad von seinem neuen Zuhause entfernt. Was zum ersten Pluspunkt seines neuen Wohnorts werden kann, vorausgesetzt, der Club ist gut.
    Er nickt und grinst, weil er gleich gewusst hat, dass die konspirative Gruppe unterm Baum interessant sein könnte. »Schöner Baum.«
    »117 Jahre alt ist …«
    »… die Purpurea-Buche. 100 Jährchen älter als ich. »
    »Du kennst dich mit Baumarten aus?«
    »I bin hoid a bayrischs Landei.«
    Nora grinst. »Aus Bayern? Hätte

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