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Liebe stand nicht auf dem Plan

Liebe stand nicht auf dem Plan

Titel: Liebe stand nicht auf dem Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Rapp
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Lautsprechern, angenehm vermischt mit den entspannt geführten Unterhaltungen. Im oberen Klangbereich perlt das Gelächter eines Mädchens auf. Dali dreht sich nach ihr um und stutzt. Sie kommt ihm vage bekannt vor. Ist sie nicht aus seiner neuen Schule?
    »Hast du Another Brick in the Wall von Pink Floyd?«, fragt er den Barmann, als der ihm die Biere hinstellt.
    Ein feines Lächeln zum Hinterkopf von Dalis Vater hin ist die Antwort.
    In der rechten Hosentasche ertastet Dali einen Geldschein. »Kannst du Teil 2 abspielen, wenn ich die Arme im Nacken verschränke? «
    »Aber gern«, grinst der Barmann noch breiter und steckt den Fünfer ein. »Wird selten genug verlangt.«

    Wieder am Tisch sehen Vater und Sohn zu, wie draußen auf dem Platz Krähen einen Abfallkorb leer räumen.
    »Wann wolltest du mir von dem Job erzählen?« Die Frage unterbricht das einträchtige Schweigen.
    Achselzucken. Was soll er dazu sagen. Die Frage stellt sich für ihn nicht.
    »Wie soll ich dein Achselzucken verstehen?«
    »Was weiß ich? Vielleicht nie? Du weißt es jetzt doch. Noch mal erzähl ich’s dir nicht.«
    Eine Krähe hat was Fressbares gefunden und verteidigt es gegen die Angreifer.
    »Tut mir echt leid, dass du uns jetzt nicht mehr in unserem schlechten Gewissen schmoren lassen kannst, weil wir dich gegen deinen Willen nach Hamburg gezerrt haben«, sagt sein Vater genüsslich.
    »Ihr hattet ein schlechtes Gewissen?« Die Eltern können nicht wissen, dass Mary sich sowieso von ihm getrennt hätte, auch ohne Umzug. Sie hatten in letzter Zeit dauernd Streit, ohne sich anschließend leidenschaftlich zu versöhnen. Mary hatte weder für seine Freunde noch für sein »beknacktes Hobby«, O-Ton letzter Streit, etwas übrig.
    »Trotzdem müssen wir uns an ein verbindliches Regelwerk halten, wie wir unser gemeinsames Leben handeln wollen«, fährt sein Vater fort, als hätte er Dalis Spitze nicht gehört. »Je größer unser Vertrauen, umso größer deine Freiheiten.«
    »Glaub nicht, ich würde mit vertrauensbildenden Maßnahmen anfangen, als wär ich zwölf, bloß weil ihr einen Unterschied zwischen dem Stadt- und Landleben macht«, sagt Dali ruhig.
    »Dann muss ich mich wohl mit dem Clubbesitzer unterhalten. «

    »Mach das, und ich bin weg. Ich riskier nicht meinen ersten künstlerischen Auftrag wegen dir.«
    Sein Vater trinkt, lässt sich Zeit und setzt dann zu einer Rede an, die Dali an die gestrige erinnert. Er hört nicht hin, sondern sieht den beiden gut gelaunten Mädchen nach. Die eine hält der anderen die Tür auf. Sie steht dicht neben ihm, und da fällt es ihm ein: Lange braune Haare, schlank, groß, schöne Hände, Brille. Es ist die Kunstreferendarin. An ihren Namen erinnert er sich nicht, er hatte bisher noch keinen Kunstunterricht. Aber Katie aus seiner Klasse hat ihm auf der Fotowand die Lehrkräfte gezeigt, bei denen er Unterricht haben wird. Er starrt sie an, sie lächelt zurück. Ihre Augen blitzen, dann schließt sich die Tür hinter ihr.
    Dali wird es schwindelig. Die Krähen fliegen auf, sie dreht sich um, winkt und verschwindet in der Nacht.
    »… durch den Umzug hast du einen Wissensvorsprung gegenüber deinen Mitschülern, aber wir wollen, dass du dich nicht auf deinen Lorbeeren ausruhst, sondern dich voll auf die Schule konzentrierst. Das eine Jahr bis zum Abi kannst du voll …«
    Dali lehnt sich zurück und verschränkt die Arme hinter dem Kopf.
    We don’t need no education
We don’t need no thought control
No dark sarcasm in the class room
Teacher leave them kids alone
    Die Lautstärke ist beträchtlich, vereinzelt singen welche mit, ein paar lachen laut. Dali verzieht keine Miene. Mann, haut das rein, denkt er.
    Sein Vater sieht ihn seltsam an, und seine Rede versiegt wie
der letzte Tropfen, der in einem leeren Trinkwasserreservoir in der Sonne verdampft …
    »Ist das nicht Pink Floyd?«, fragt Dali. »Unglaublich, deine Generation hat echt Musikgeschichte geschrieben.«
    Schweigen, keine Antwort.
    »Hammer … War das nicht deine Lieblingsband?« Dali summt mit.
    Hey teacher leave them kids alone
    All in all it’s just another brick in the wall …

12
Underage
    Leif verlässt wütend die Davidwache. Wieder hat sich bestätigt: Wenn man die Polizei braucht, ist sie nicht da, und wenn man sie absolut nicht brauchen kann, geht sie einem auf den Sack, verdreht Ursache und Wirkung und macht den Ankläger zum Angeklagten. Zumindest kommt er sich so vor nach den Fragen nach seiner Aufsichtspflicht:

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