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Liebe stand nicht auf dem Plan

Liebe stand nicht auf dem Plan

Titel: Liebe stand nicht auf dem Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Rapp
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rechts.

    »Danke«, sagt er. Mittlerweile hat er sich gefangen.
    »Ich muss dich was fragen«, sagt Nora.
    »Hier, oder können wir in mein Büro?«, fragt Leif und sieht sich kopfschüttelnd um. Geputzt wird erst um fünf.
    »Ich pack mein Zeug zusammen, dann komm ich«, sagt Nora schnell.
    Zuerst haut sie den restlichen Mörtel in einen Müllsack und spült den Eimer aus. Dann schrubbt sie sich die Hände. Sie hat keine Ahnung, wie sie ihm verklickern soll, was sie vorhat, geschweige denn, wie sie damit anfangen soll.

    »Also, was willst du? Ich hab mich schon gefragt, was dich reitet, das Scheißhaus zu renovieren. Beruhigt mich regelrecht, dass du was willst, denn das gehört ja nun wirklich nicht zu deinem Aufgabenbereich.«
    Nora holt tief Luft. »Ich will einmal, oder wenn’s geht, auch zweimal die Woche von 17 bis 21 Uhr den Club mieten. Dienstags, da ist sowieso zu, und wenn’s geht, auch freitags, von 17 bis 21 Uhr. Der Einlass ist in der Regel ja erst um 21:30, und bis dahin ist alles wieder, wie’s war.«
    »Bisschen wenig Zeit für den Aufbau. Meinst du nicht?«
    Leif nimmt sie keine Spur ernst. Das sieht sie ihm an. Mal abgesehen davon, dass er recht hat.
    »Ich hab nachgerechnet. Im letzten Jahr haben nur an zehn Freitagen Gruppen gespielt, sonst hast du immer DJs gebucht. Da brauchen wir nicht lang. Außerdem kann Mehmet den Bühnenaufbau schon um sechzehn Uhr machen.«
    »Wozu willst du denn den Club mieten?« Leif übt schon mal den onkelhaften Ton.
    »Ich will einen Underage-Club für Vierzehn- bis Achtzehnjährige machen, wie gesagt, ein- bis zweimal pro Woche.«

    »Für Kinder?! Geht gar nicht. Schon gar nicht jetzt. Ich habe genug Stress am Hals.« Das klingt nicht mehr onkelhaft, sondern kategorisch.
    »Aber du hättest nichts damit zu tun. Und was hast du zu verlieren? Am Dienstag ist eh zu. Du verdienst doch nur dabei.«
    »Erklär das mal unseren Freunden, der Polizei, dass ich mit meinem Club nichts zu tun habe, wenn die Glatzen Bock darauf haben, die Szene aufzumischen. Hast du die Schlägerei gestern nicht mitgekriegt?« Jetzt wird er laut.
    »Leif, Vierzehn- bis Achtzehnjährige sind die friedlichste Klientel, die du dir vorstellen kannst. Wir wollen doch bloß Spaß haben und zu unsrer Musik tanzen. Alkohol wird nicht ausgeschenkt, das ist ja wohl klar. Ich besorg die Limo selbst. Underage-Clubs sind der neueste Hype aus England, und hier gibt’s noch fast gar keine. Du wärst einer der ersten. Das ist dein zukünftiges Publi…«
    »Nein.«
    »Ich putz jetzt das Klo, wenn ich schon da bin. Überleg es dir bitte noch mal in Ruhe«, sagt Nora und ist weg.
    »Da gibt’s nichts zu überlegen!«, brüllt er ihr hinterher und haut auf den Tisch.
    Leif reißt die Rechnungen auf, schiebt sie weg und sieht sich in seinem Büro um. Ein Saustall ist das. Hinter seiner Stirn pocht es schmerzhaft. Er fährt sich durch die Haare. Dünner sind die noch nicht geworden, aber Leif fühlt sich alt, trotz seiner Mitte dreißig. Nie hätte er gedacht, dass die kleine Person sich so fordernd aufmanteln würde. Verdammt noch mal, ein Kinderprogramm in seinem Club? Nicht zu fassen.

    Okay, dann eben nicht, denkt Nora und wischt wütend die Desinfektionslösung von den Spülkästen und Klobrillen. Nach Singen
ist ihr nicht mehr zumute. Sie ärgert sich maßlos über sich selbst. Sie hat’s falsch angepackt. Sie muss lernen zu warten. Immer will sie mit dem Kopf durch die Wand, egal, wie die anderen drauf sind. Das ist so undiplomatisch und blöd! Vielleicht ist er jetzt so sauer, dass er sie nicht mehr hierhaben will? In zunehmender Verzweiflung macht sich Nora über den Fußboden her und bläut sich ein, das Thema nicht mehr anzusprechen, zumindest in den nächsten Tagen nicht. Erst wenn Leif mal wieder gut drauf ist, vielleicht.

    Widerwillig klickt Leif die britische Underage-Club- und Festivalszene auf MySpace durch, sieht sich einen Konzertmitschnitt an, liest ein paar Kommentare und steht kopfschüttelnd auf. Das mit dem Hype stimmt, da hat die Nervensäge recht, aber es ist völliger Quatsch, so was in der jetzigen Situation hier auf dem Kiez aufzuziehen. Er zieht einen Ordner aus dem Regal und starrt auf seinen vollen Schreibtisch. Kein Platz, wo er die Papiere durchgehen kann. Er lässt die Ordner auf das Sofa fallen und zieht seine Jacke an. Raus hier, auf zum Frisör, und anschließend wird er sich eine Thai-Massage gönnen. Yep, das hat er sich verdient. Und dann ruft er Maika an. Leif

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