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Liebe stand nicht auf dem Plan

Liebe stand nicht auf dem Plan

Titel: Liebe stand nicht auf dem Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Rapp
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Schnapsidee, sie einzuladen! Während Keath die vollen Kisten unter die Theke stellt, starrt Dali Lars an. Er hat sich entschlossen, bei dem Bild die Technik von Keaths Porträt umzukehren.
Die Leute vor der Bar wird er scharf und mit klaren Konturen malen, Lars dagegen aus der Bewegung heraus wie im Zeitraffer. Da stellt Janina Joh ihre leere Flasche auf der Theke ab, dreht sich um, streift ihn mit ihrem Blick. Das reißt ihn aus seiner Betrachtung. Sie verschwindet auf der Tanzfläche und er im Büro. Hektisch zieht er leere Seiten aus dem Faxpapierfach, fängt an, sie zu skizzieren. Als er sie hat, vor sich auf dem Blatt, Aug in Aug, holt er tief Luft, geht sie suchen, findet aber nur Keath, der endlich tanzt, und Mehmet hinterm Mischpult, der fuchtelnd klarmacht, dass seine Wasserflasche leer und er am Verdursten ist. Das Gleiche gilt für Hunter. Sollen sie doch, denkt Dali auf dem Weg zur Bar, dann hat das hier bald mal ein Ende.
    »Danke, Sepp«, stöhnt Mehmet, knackt den Deckel und trinkt.
    »Zum Wohl, Depp«, motzt Dali, »zieh endlich den Stecker raus. Ich will heute noch malen.«

    Klimper, klimper, pling, pling, was für ein einschläferndes Gedudel. Maika gähnt ausgiebig und leert ihren dritten Früchtecocktail. Ein Gutes hat es, wenn sie mit Leif nachts durch noble Clubs zieht: Ihr Vitaminbedarf wird ausreichend gedeckt. Sie betrachtet sich in der verspiegelten Bar und mag, was sie sieht. Vielleicht ein bisschen blass um die Nase, vornehm blass, passend zum Ambiente, aber sehr geheimnisvoll und sehr erwachsen. Die wölfischen Blicke der alten Knacker um sie herum können als Bestätigung gewertet werden. Vor zwanzig Minuten ist Leif mit dem Geschäftsführer verschwunden, und Maika ist zufrieden, dass er ohne sie als der stumm Lauschenden auskommt, obwohl sie zu gern gewusst hätte, was Leif dauernd mit den Club-Managern zu besprechen hat. Wahrscheinlich koksen sie, wundern würde sie das nicht. Er macht keine Anstalten, ihr was anderes als Fruchtsäfte und Schokolade anzubieten, aber bei seinem ausgeprägten
Hang zur Nachtaktivität ist es wahrscheinlich, dass er sich mit irgendwas aufputscht, sonst könnte er nicht so viel Whisky wegkippen und trotzdem putzmunter sein. Maika ist es egal. Dank ihres innerfamiliären Studiums der Süchte und Abhängigkeiten interessiert sie sich ausschließlich für ihre eigene Unabhängigkeit und übersieht das ihr entgegengereckte Gläschen in der Hand des Sumo-Ringers am Ende der Bar geflissentlich.
    Er rutscht vom Hocker und nähert sich mit wippendem Pferdeschwänzchen. »Nicht mal im Raffles kriegen Sie einen besseren Singapore Sling. Darf ich Ihnen einen bestellen?«
    »Danke, nein.«
    Er entblößt seine Zähne, die Wangen schieben sich zwei Zentimeter nach oben, und die Äuglein verschwinden. »Der Anblick einer Lady mit leerem Glas an der Bar ist unerträglich«, grinst er.
    »Blicken Sie einfach tief in ihr volles Glas.«
    Das tut er, setzt es an die Lippen und seufzt: »Hmm.«
    »Trinken wird überschätzt«, grummelt Maika. »Was ist das Raffles? «
    »Ein Luxushotel. Dreizehn Jahre, nachdem unter dem erhöht gebauten Bar & Billard Room der letzte wilde Tiger erlegt worden ist, hat dort ein Barkeeper zum ersten Mal den Singapore Sling gemixt. 1915 war das.«
    »Und was jagen Sie hier und heute?«
    »Geschäften nach.« Wieder sind die Augen weg.
    Ob er noch was sieht, wenn er grinst? Sie kann weder seine Wimpern noch die Pupillen erkennen, verwirft aber die Idee, ihn danach zu fragen, als zu privat.
    »Was führt Sie nach Hamburg?«, will er wissen.
    »Sagen wir so, nichts führt mich weg.« Das stimmt nicht ganz, denn gerade nähert Leif sich mit der Absicht, zum Abmarsch zu blasen.

    »Hat mich gefreut, mit Ihnen zu plaudern«, sagt der Sumo-Ringer, als Maika vom Hocker rutscht.
    »Viel Erfolg beim Leute-übern-Tisch-ziehen«, wünscht Maika und sieht zu, wie die Äuglein wieder verschwinden.
    »Wer war das?« Leif winkt ein Taxi her.
    »Ein Sumo-Ringer aus Singapur.«
    »Fahren wir zu mir?«
    »Nein, ich muss heim. Muss früh raus.« Das stimmt zwar nicht, aber Leif ist gegen neun in der Früh immer in der Tiefschlafphase. Er lässt sie leichter ziehen, wenn sie damit droht, früh aufzustehen.

    »Die kenn ich.« Das Mädchen an der Bar kommt Nora bekannt vor, sie weiß bloß nicht, woher.
    »Die gibt’s nicht in echt«, sagt Dali, vielleicht eine Spur zu schnell.
    Der Club ist total ausgeleuchtet. »Wow«, sagt Keath und dreht sich einmal um. »Man

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