Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe stand nicht auf dem Plan

Liebe stand nicht auf dem Plan

Titel: Liebe stand nicht auf dem Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Rapp
Vom Netzwerk:
ich, du kippst weg«, flüstert Keath.
    Mit geschlossenen Augen kann sie ihn besser spüren. Sein Herz schlägt gegen ihres. Er duftet gut. Die Clubtür fällt laut ins Schloss. Nora schlägt die Augen auf. »Oh«, das klingt enttäuscht. »Stell mich lieber hin.«
    An der Bar wird der Wasserhahn aufgedreht.
    »Deine Lieder sind wunderbar, und wenn ich sie nicht von dir kriege, lass ich dich fallen«, flüstert ihr Keath ins Ohr. Seine Lippen kitzeln, jagen Schauer durch ihr zerlöchertes Nervenkostüm, alles dreht sich.
    Sie nickt und hält sich an ihm fest. Langsam kommen die Wände zum Stehen, der Grund unter ihren Füßen wird fest. Sie umklammert das Wasserglas, das Maika ihr in die Hand gedrückt hat, und trinkt.
    »Die Kätzchen leben. Wir haben sie nicht angefasst. Bloß die Wasserschale und ein paar Flaschen, die oben drauf lagen, sind hin. Wie geht’s dir?«
    »Super. Bisschen komisch. Gut. Echt. Ihr habt mich gerettet.« Nora versucht zu lächeln. »Ich geh da rüber und setz mich hin.« Mit wackeligen Schritten setzt sie ihre Ankündigung in die Tat um.
    Mehmet kommt hereingestürzt, bremst vor Nora ab. »Hast du noch den Schuppenschlüssel?«
    In der Hosentasche. Nora zieht ihn raus. Vor Schmerz bleibt ihr die Luft weg. Irgendwas ist mit ihren Rippen nicht in Ordnung. In Mehmets Augen kann sie seine Angst sehen.
    »Geht schon, Mehmet«, sagt sie leise.

    »Ich schließ ab. Bin gleich wieder da. Du bleibst sitzen.«
    Sie spürt Keaths Blick, ohne hinzugucken.
    Nach dem zweiten Glas Wasser ist Nora stark genug für eine Wiedergabe der Ereignisse: Zuerst die Katzenfütterung, dann die Bestandsaufnahme der Getränke. Ihre Gedanken über die Reaktion auf ihre Lieder unterschlägt sie und kommt übergangslos auf die flüchtende Katze und die Bestie zu sprechen, die sich gegen den Schuppen geworfen hat, bis die Tür aufgesprungen ist.
    »Dann hat sich das Vieh gegen die Getränkekisten geschmissen. Ich konnte die vor mir nicht halten, bin nach unten ausgewichen und hab mich dünn gemacht.«
    Der Club hat zwei doppelte Schallschutzscheiben, eine in Leifs Büro und eine im Clubraum, die immer zugezogen ist, alle anderen sind zugemauert. »Wie hast du das hören können, Maika?« Das ist Mehmet unbegreiflich.
    »Ich hab’s nicht krachen hören, auch kein Gebell. Jemand hat gepfiffen, ein heller, scharfer Pfiff«, sagt Maika nachdenklich. »Nach deinen Liedern war’s erst mal still. Ich versteh übrigens nicht, wieso du dich so anstellst, die sind klasse. Deine Stimme ist toll. Die Melodien sind echt speziell. Das letzte Lied hat wie Lachen geklungen. Dann hab ich den Pfiff gehört. Ich hab natürlich sofort an die Pitbull-Idioten denken müssen, und weil du allein draußen warst, hat mich das alarmiert.«
    »Ein Pfiff?« Nora schüttelt den Kopf. »Ich war total damit beschäftigt, mich in ein Relief zu verwandeln und den Atem flach zu halten. Und dann hab ich darauf gewartet, dass mir Bierflaschen auf den Schädel knallen.«
    »Was’n Relief ist, kannst du mir später erklären. Ich bestell jetzt ’n Taxi«, sagt Maika bestimmt. »Wir müssen zur Ambulanz. Du kannst kaum Luft holen. Und das Veilchen neben deinem Auge kann ich schon riechen.«

    »Blödsinn.« Nora schüttelt eine Spur zu heftig den Kopf und presst die Lippen zusammen.
    »Lewandowskalingerin, niemand kann mit einer gebrochenen Rippe in der Lunge singen.« Dali übernimmt den drastischen Part.

    »Gequetscht, vor allem rechts, aber nicht gebrochen.« Kühlung für die Druckstelle neben Noras Auge wird verordnet, und künftigen Gesängen steht nichts im Weg. Die angebotenen Schmerzmittel lehnt sie ab. Das Arztgespräch dauert 45 Sekunden, und sie nimmt die Warnung, Lachen werde mindestens noch drei Wochen lang Schmerzen verursachen, und Bilder von ihrem Gerippe mit ins Taxi, das sie direkt nach Hause fährt.
    »Nix da. Du tickst ja nicht richtig! Von wegen, Hunters Verständnis von elektronischer Musik zielt in die Mitte des Dancefloors«, zitiert Maika die Ankündigung des Konzerts, das in einer halben Stunde anfängt. »Du verschwindest in der Mitte deines Betts. Der legt morgen noch mal auf.«
    Nora lehnt sich zurück und lässt den Abendhimmel an sich vorüberziehen.
    »Ich kann dir ja mal probehalber meinen Arm in die Rippen hauen.« Maika ist empört über Noras Unverstand. »Am Dienstag musst du fit sein, also wird heute nicht getanzt und morgen nicht geputzt. Wie ne polnische Dampfwalze durchs Leben zu gehen, ist nicht immer der

Weitere Kostenlose Bücher