Liebe stand nicht auf dem Plan
Katie?«
Dali denkt nach. »Katie? So ne Perlenketten-Tussi?«
»Brieftasche mit sechs Kartenfächern.« Keath verdreht die Augen.
»Bitte, bitte, lass mich nächsten Dienstag den Einlass machen«, bettelt Maika. Es ist ihr Traumberuf, solche Tussen auf den Mond zu schießen.
»Nee, das ist ne ideale Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für mich. Alle, die nicht reindürfen, lad ich in meine Kurse ein. Tut mir leid«, grinst Keath.
»Ich schicke sie auch zu dir!«
Keine Chance. Maika gibt auf, auch nicht schlimm. Im Gegenteil, es war lustig im Club, keine Spur schullandheimmäßig. Sie hat mit Sehproblemen gerechnet, weil sich die Kleinen oft gar nicht in der Dosierung von Make-up einschränken wollen. Bei ihr war das so. Noch vor einem Jahr. Aber die haben heutzutage bessere Kosmetikberaterinnen oder gar keine, wie auch immer. Dali und sie haben sich an der Bar abgewechselt, während Nora den U A-Vol.1-Mitschnitt unter das Partyvolk gebracht hat. Zum Schrubber-Lied haben sie zu viert ihr einstudiertes Stammestänzchen aufs Parkett gelegt. DJ Çay behauptet, die Bearbeitung sei noch nicht fertig, aber dafür war es verdammt gut und witzig, mit Gleichaltrigen abzufeiern.
Nora putzt wie der Teufel die Bar. Leif kommt bestimmt und kontroll … Da ist er schon.
»Und, wie war’s?«
Mit leuchtenden Augen kommt Maika angewetzt. Bevor sie mit einer Dummheit herausplatzen kann, sagt Nora: »Viel Arbeit.
Nicht schlecht. Muss sich noch rumsprechen.« Sie hat nicht vor, ihrem Boss zu stecken, wie der Laden brummt, wenn er nichts davon hat außer 200 Kröten.
Das kapiert Maika und gähnt. »Die Kleinen sind echt ruhig und friedlich.«
Das ist die Hauptsache, kein Ärger, denkt Leif. Noch ein Probelauf, dann wird sich herausstellen, wie wichtig dieser Underage-Club für seine Veranstalterin ist.
»Und das Jungvolk schmutzt weniger als die Alten.« Maika fährt zufrieden mit der Hand über die Theke. »Der Laden ist wieder blitzsauber.«
Immer muss sie maßlos übertreiben, denkt Nora und ringt um Fassung.
Die Tür fällt ins Schloss. Entgegen seiner eigenen strikten Anweisung hat der Chef versäumt, hinter sich abzuschließen. Eine Clubgängerin nähert sich der Bar, und bevor jemand darauf hinweisen kann, dass der Club geschlossen ist, fragt sie: »Kann ich mir die Wandmalereien ansehen?«
Dali reagiert bemerkenswert. Er schreitet/stelzt/balzt quasi aus dem großen Raum heraus auf sie zu. »Hallo, freut mich, dass Sie gekommen sind.« Er stellt sie vor. »Janina Joh, Kunstreferendarin an meiner Schule. Das ist Leif Borg. Ihm gehört der Club. Er ist … sozusagen … der Auftraggeber.«
Das ist doch die, die Dali gemalt hat! Mann, oh Mann, was für ein gewitzter Stratege, denkt Nora. Das gibt ne Eins, und in der Zwölften wählt er Kunst als Leistungskurs. Hut ab, schlauer Bayer.
Leif lässt es sich nicht nehmen, Dalis Referendarin herumzuführen. Es schmeichelt seiner Eitelkeit, als sie sich begeistert zur Maltechnik seines Portraits äußert. Es war schon immer sein Ding, Begabungen zu erkennen. Er hat den Riecher, sieht sich in
einer Liga mit berühmten Talent-Scouts, ob in der Musik oder in sonst einer Disziplin.
Maika reißt die Augen auf Bierdeckelgröße auf. »Ist das die auf Lars’ Bild?«, flüstert sie. »Echt, seine Lehrerin?«
Nora nickt und sieht zur Bühne rüber, wo Mehmet und Keath herumhantieren und sich nicht anmerken lassen, dass ihnen nichts entgeht. Als Dalis Referendarin sich der Rückseite der Bar zuwendet, sind ihre Ohren spitzer als die von Mister Spock. Bloß Leif hat da nicht so genau hingesehen wie bei seinem eigenen Konterfei und Maikas Schenkeln. Er zieht sich mit einem Gefühl der Zufriedenheit ins Büro zurück.
»Ich lass mir nie mehr ein Bier aufmachen«, ist alles, was Janina zu Lars’ Bild sagt. Sie meint die Schweißtröpfchen, aber Dali hört heraus, dass sie auch zukünftig in den Club kommen wird und ist darüber froh. Er weist auf das umgekehrte Unschärfeverhältnis zu Keaths Bild hin.
»Hab ich gesehen. Das ist alles sehr … bemerkenswert.«
Kein Ton über ihre Darstellung kommt über seine Lippen.
Über ihre auch nicht.
Dali bringt sie zur Tür und kontrolliert, ob der Hof hundefrei ist. Ist er. »Danke, dass Sie gekommen sind«, sagt Dali. »Ich will unbedingt in den Kunst-Leistungskurs und nach dem Abi Kunst studieren.«
Das Talent dazu hat er, denkt Janina. Aber dass er sie in einem öffentlichen Raum auf eine Bar gemalt hat, ist eine Provokation. Er wird von
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