Liebe stand nicht auf dem Plan
rein.«
So schnell sie kann, verzieht sie sich wieder in den Club, drückt sich durch die Menge und tanzt zu ihrem You sound like laughter- Lied.
Über fünf Reihen dicht gedrängter Fans, ein regelrechter Fanblock, der nur Mehmet antanzt, winkt der ihr zu. Als sie zurückwinkt, kann er es nur erahnen. Hunderte reißen vor ihr die Arme in die Luft.
Regen auf Staub, Keaths Lieblingsgeruch Nummer eins. Vier lange Tage war es warm und trocken. Seine Augen sind geschlossen.
Die Kätzchen haben ihre heute zum ersten Mal aufgemacht. Sie werden es packen und er auch. Ihm geht’s gut. Er hat fünf Tanzgruppen oder Kurse, sein tägliches Training, den Clubjob, und er weiß, was er will.
»Ich bin spät dran, aber ich muss unbedingt rein.«
Vor ihm steht ein türkisches Mädchen, die es auch weiß. »Ich hab auf meinen kleinen Scheißbruder aufpassen müssen.« Sie hat eine Kapuze auf, die Schultern hochgezogen und keine Zeit.
Keath gerät ins Wanken wie ein Halm im Wind. »Und schreit der jetzt?«
»Nein, aber ich gleich, wenn du mich nicht reinlässt. Ich hab Geburtstag und mich den ganzen Tag aufs Tanzen gefreut.«
»Gratuliere«, Keath steht auf und schüttelt ihr die Hand.
»Fünfzehn«, sie lächelt nicht.
Er hält ihr die Tür auf. »Alles Gute.«
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Wort von dem, was sie gesagt hat, stimmt? Sehr hoch, kein Zweifel. Jedes. Keine Frage.
»Und, wie läuft es?« Leif springt vom Rad und schließt es ab. »Irgendwelche Vorkommnisse?« Er schüttelt den Regen aus den Haaren.
»Alles ruhig.« Was, verdammt noch mal, hat Leif vor?
»Vier Kilometer in 09:23 Minuten, meine persönliche Bestzeit.« Er zieht den Tacho ab. »Du bist doch trainiert, wieso fährst du nicht Rad?«
»Mit der Vespa geht’s schneller, bin froh, dass sie wieder läuft. Du kannst da nicht rein.«
Leif ist schon fast an der Tür. »Quatsch, ich muss ins Büro.« Er lacht auf und schüttelt den Kopf. »Das muss drin sein, findest du nicht?«
Fieberhaft überlegt Keith, wie er Leif aufhalten kann.
»Soll ich dir was rausholen?«
»Nein, sollst du nicht.« Das klingt ernst. »Ich geh selber rein, Keath, wenn’s recht ist.«
»Wir haben Ratten im Hof.« Was Besseres ist ihm nicht eingefallen.
»Was? Meinst du die Nager mit den pesttragenden Flöhen?« Keine gute Nachricht. Leif kriegt ein nervöses Zucken im rechten Arm. »Das nennst du, alles ruhig?«
»Drei Stück, in den letzten zwanzig Minuten.«
»Wo kommen die raus? Aus dem Getränkeschuppen?« Panik vibriert in Leifs Stimme.
»Nein, andere Seite.« Ein Gutes hat diese blöde Rattengeschichte, denkt Keath. Wir können ihm die Hofkatze als nützliche Sache verkaufen, falls er je was von ihr mitkriegt. »Vermutlich über die Mauer. An den Müll gehen die nicht, wir haben keine Lebensmittelabfälle. Den Kammerjäger brauchen wir also nicht zu bestellen.«
»Hunde, Ratten, hinterm Getränkeschuppen hat sich ein fetter Kater eingenistet. Was ist bloß aus der lebensfeindlichen Großstadt geworden?«
Ein Kater? Eingenistet? Leif weiß also Bescheid. Keath beschließt, schnell heitere Tiergeschichten nachzulegen. »In Berlin gibt’s mitten in der City Wildschweine und Füchse. Und ein Kumpel von mir schwört, dass er dort ein Reh gesehen hat, als er nachts stocknüchtern mit dem Taxi gefahren ist.«
»Verdammter Aufstand der Tiere. Würde mich nicht wundern, wenn bald echte Affen auf der Reeperbahn abhängen, weil sie im Tierpark nichts mehr zu futtern kriegen. Die haben auch Kohle verzockt und leiden unter der Wirtschaftskrise.«
Der Boss hat Fantasie und verfällt ins Grübeln, wie er seine Finanzen rattensicher anlegen könnte. Keath hat keine mehr und
zermartert sich das Hirn, wie er ihn aufhalten könnte. »Willst du Quitte?«
»Was ’n das?«
»Sportlergetränk, alkoholfrei mit Calcium«, beschränkt sich Keath auf die Stichworte, die den Dialog hoffentlich am Laufen halten. Er knackt den Kronkorken ab, reicht Leif die volle Flasche und prostet ihm zu.
Der trinkt und lässt die rechte Hinterhofseite nicht aus den Augen. »Wir sollten dem fetten Kater Kraftfutter geben, dann kann der das Rattenproblem beseitigen.«
Leif, der Mann für nachhaltige Schädlingsbekämpfung, ist immer für eine Überraschung gut.
»Und für den Fall, dass die Ratten das Kraftfutter fressen, können wir die auf die Hunde hetzen«, sagt Keath.
»Ja, so könnten wir ewig im Regen weiterspinnen.«
Die Quitte ist alle, Flasche und Chef verschwinden
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