Liebe, Stolz und Leidenschaft
aufziehen sollte, oder, noch besser für alle, daß ich es weggeben sollte. Aber das wäre nicht besser für mich gewesen und auch nicht für Bryan."
"Nein. Das System hat Fehler, Savannah. Es ist überlastet. Aber es gibt sich Mühe."
"Ich brauchte das System nicht", entgegnete sie scharf. "Ich habe mir einen Job besorgt und hart gearbeitet. Ich habe die Tische bedient, die Drinks serviert, den Fußboden gewischt. Was für Arbeit es war, war mir egal, Hauptsache, sie wurde ganz gut bezahlt. Bryan mußte niemals hungern. Mein Sohn hatte immer etwas zu essen und ein Dach über dem Kopf. Er hatte immer mich. Er wußte, daß ich ihn liebe und daß er an erster Stelle steht."
"So wie du es bei deinen Eltern niemals tatest", sagte Jared leise.
"Ja, so wie ich es bei meinen Eltern niemals tat. Egal was es mich kostete, ich wollte ihm ein a nständiges Leben bieten. Und wenn das bedeutete, daß ich mich ausziehen und vor einem Haufen gröhlender Idioten tanzen mußte, dann habe ich es eben getan. Ich war nicht lange genug zur Schule gegangen und hatte auch keinen Beruf gelernt. Hätte ich Kunst studieren können ..." Savannah verstummte und schüttelte heftig den Kopf.
"Wolltest du das denn?" fragte Jared ganz sachlich und ruhig, wie bei einer nervösen Zeugin vor Gericht. "Kunst studieren?"
"Es spielt doch keine Rolle."
"Doch, es spielt eine Rolle, Savannah", widersprach er ernst.
"Ich wollte Bryan bekommen, und ich wollte ihn behalten: Alles andere war zweitrangig. Du wolltest etwas über Männer wissen. Okay. Es gab einige. Wesentlich weniger, als du anzunehmen scheinst. Ich war nicht tot, nur in Not. Ich habe niemals Geld von ihnen genommen. Ich habe ein paarmal Essen genommen, und vielleicht ist das kein großer Unterschied. Und, verdammt noch mal, ich schäme mich nicht dafür. Der einzige Grund, warum ich nie gestohlen habe, war, daß sie mir dann vielleicht Bryan weggenommen hätten. Aber ich hätte gestohlen, wenn ich gewußt hätte, daß ich damit durchkomme. Ich hatte keine Ahnung, daß sich meine Bilder verkaufen lassen, bis mich eines Tages eins der Mädchen im Klub ansprach. Sie fragte mich, ob ich eins für ihren Freund malen würde, und bot mir zwanzig Dollar.
Da kam mir die Idee, mit Bry nach New Orleans zu ziehen."
Savannah ging wie gehetzt auf und ab, während sie erzählte, so als wollte sie es möglichst schnell hinter sich bringen. Doch dann blieb sie plötzlich stehen und fuhr langsamer fort. "Das ist alles, mehr gibt es nicht. Jedenfalls fallen mir im Moment keine Einzelheiten ein." Sie drehte sich zu Jared um und sah ihn mit kühlem Blick an.
"Kreuzverhör, Herr Anwalt?"
"Du hättest andere Wege einschlagen können."
"Natürlich."
"Sicherere", ergänzte er. "Einfachere ... für dich einfachere."
"Vielleicht. Aber ich wollte keine sichereren. Ich wollte keine einfacheren."
"Was wolltest du, Savannah? Was willst du jetzt?"
"Wie gesagt, das spielt keine Rolle."
"Doch, das tut es." Jared stand auf, ging jedoch nicht zu ihr. "Für mich spielt es eine sehr große Rolle."
"Ich will ein Zuhause. Ich will irgendwo leben, wo die Leute mich nicht anschauen, als wäre ich ein Stück Dreck. Wo die Leute, die sich für anständig halten, nicht hinter vorgehaltener Hand über mich tuscheln."
"Hier hast du das alles."
"Und ich werde es behalten."
Er mußte seinen Stolz opfern, um die nächste Frage zu stellen, stellte aber erstaunt fest, daß es ihm gar nicht schwerfiel. "Willst du mich?"
Überrascht starrte Savannah ihn einen Moment an. "Das ist nicht der Punkt."
"Dann sollte ich es vielleicht anders formulieren." Er griff in die Tasche und holte die kleine Schachtel heraus, die er auf der Farm eingesteckt hatte. "Ich bin gekommen, um dir das hier zu geben."
Der Ring war schlicht und traditionell, ein einzelner Diamant in einer altmodischen, wunderhübschen Fassung. Wie verzaubert betrachtete Savannah ihn, bevor sie langsam einen Schritt nach hinten machte.
"Er hat meiner Mutter gehört", sagte Jared, und nichts in seiner Stimme verriet, wie bloß seine Gefühle lagen. "Als Ältester habe ich ihn bekommen. Ich bitte dich, mich zu heiraten, Savannah."
Ihr stockte der Atem. "Hast du denn nichts von dem verstanden, was ich dir gerade erzählt habe?"
"Doch, ich habe alles verstanden, und ich bin dir dankbar, daß du es mir erzählt hast, auch wenn es unter diesen Umständen geschehen mußte. Aber jetzt kann ich dir sagen, daß ich die Frau liebe, die du einmal warst, die du jetzt bist und
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