Liebe, Stolz und Leidenschaft
und Rafes Lachen rissen Jared aus seinen Gedanken. "Das hat sie keineswegs.
Ich bin gegangen, um ihr etwas klarzumachen."
"So?" Rafe zwinkerte Devin zu. "Was denn?"
Jared nahm einen Schluck Bier. "Daß sie anfangen muß, die Dinge so zu sehen, wie sie sind."
Seine Brüder brachen in spöttischen Jubel aus.
"So, wie er selbst die Dinge sieht", sagte Rafe zu den anderen. "Wenn man das nicht tut, erreicht man bei ihm nichts."
"Blödsinn." Jared schlug die Beine übereinander. "Man muß die Dinge richtig sehen, mehr nicht."
Devin saß auf der obersten Stufe. Er drehte sich halb um und lehnte sich gegen den Pfosten. "Was hat sie denn falsch gesehen?"
"Sie ist verschlossen. Heute morgen rief mich Howard Beele an und bedankte sich dafür, daß ich ihn mit ihr bekannt gemacht habe. Offenbar war sie gestern bei ihm, und er hat drei von ihren Bildern gekauft." Dieser Gedanke allein machte Jared schon wieder wütend. "Hat sie es mir erzählt? Nein. Was soll das für eine Beziehung sein? Ich bekomme nichts aus ihr heraus, wenn ich sie nicht direkt danach frage, und selbst dann antwortet sie nicht immer."
Belustigt streckte Shane die Arme in die Höhe. "Und ich wette, du steckst voller Fragen. Was hat sich genau abgespielt? Wie hast du reagiert? Welche Abfolge von Ereignissen führte dazu? Und wie hast du dich in der fraglichen Nacht aufgehalten?"
Jareds Schlag wäre härter ausgefallen, hätte Shane nicht eine Armeslänge entfernt gesessen. "Ich verhöre sie nicht, ich frage nur. Ich will wissen, mit wem ich es zu tun habe. Ein Mann hat das Recht, die Frau zu kennen, die er heiraten wird."
Rafe verschluckte sich an seinem Bier. "Seit wann das denn?"
Seufzend griff Shane in die Kühltasche und nahm sich ebenfalls ein Bier. "Ich habe es geahnt."
Mit ausdruckslosem Gesicht musterte Devin Jared. "Du hast Savannah gefragt, ob sie dich heiraten will?"
"Nein. Ich hatte noch keine Gelegenheit, ihr zu sagen ..."
"Ihr zu sagen." Devin grinste. "Typisch."
"Du könntest wenigstens versuchen, es einmal aus meiner Sicht zu betrachten", knurrte Jared. "Mir ist eben klargeworden, daß ich sie heiraten will. Ich habe lange darüber nachgedacht, schließlich eine Entscheidung getroffen, und dann entdecke ich zufällig die Sachen ihres Vaters. Savannah hatte mir nicht erzählt, daß sie eingetroffen waren. Und darunter befand sich ein Foto, das sie mit Bryans Vater zeigt."
"Hmm ..." brummte Rafe stellvertretend für alle.
"Als ich sie danach fragte, reagierte sie abweisend."
"Feindlich gesinnte Zeugin", murmelte Shane, was ihm einen wütenden Blick einbrachte.
"Sie hat das Foto in den Papierkorb geworfen", fuhr Jared fort. "Als wäre es vollkommen bedeutungslos."
"Vielleicht wollte sie genau das damit ausdrücken", gab Devin zu bedenken.
"Hör mal, der Kerl hat sie geschwängert und dann im Stich gelassen. Ihr Vater setzt sie vor die Tür. Sie ist erst sechzehn, um Himmels willen. Natürlich bedeutet es etwas. Aber sie rückt nicht mit der Sprache heraus. Statt dessen macht sie mir irgendwelche! idiotischen Vorwürfe. Und dann sagt sie ... hört gut zu ... sie sagt, daß ich es in Ordnung finde, wenn ich selbst mich ausgetobt habe oder so etwas. Aber von ihr erwarte ich, daß sie unberührt oder ein Opfer oder so ähnlich sei. Ich finde das beleidigend."
Rafe betrachtete seine Bierflasche. "Ich finde, sie hat recht."
"Unsinn."
"Tut mir leid, Bruderherz. Du machst die Anwaltsprüfung, kaufst dir ein paar seriöse Anzüge ..."
"Soll ich dir ein zweites Mal die Nase brechen?"
"Gleich. Nach einer Weile beschließt du, daß es langsam Zeit wird zu heiraten, also suchst du dir eine Eisprinzessin, eine ohne Gepäck, ohne Geheimnisse, ohne sichtbare Fehler. Und weißt du, warum?"
Jared funkelte ihn an. "Warum sagst du es mir nicht?"
"Weil das Image zu dir paßte. Da du schlau bist, hast du leider schnell gemerkt, daß die Frau das nicht tat. Savannah dagegen ist eine Frau mit viel Gepäck, einigen Geheimnisse und vielleicht auch ein paar Fehlern. Das Image paßt nicht ganz in eine deiner Schubladen, aber die Frau paßt zu dir."
Jared wollte widersprechen, darüber diskutieren, die Argumente seines Bruders auseinandernehmen, wie er es vor Gericht mit denen des gegnerischen Anwalts getan hätte. Und mußte feststellen, daß er es nicht konnte. Also fluchte er.
"Kafka", flüsterte er, als ihm ein Licht aufging. "Barbara hat Kafka gelesen."
"Überrascht mich nicht", sagte Rafe fröhlich.
Jared steckte sich ein Zigarillo an und
Weitere Kostenlose Bücher