Liebe um Mitternacht
genau wie im vergangenen Jahr.«
»Ich weiß euer Vertrauen zu schätzen.« Julia goss sich eine Tasse Tee ein. »Aber wenn die Sache wirklich so läuft, wie ich es geplant habe, dann ist das allein dein Verdienst, Onkel Wilson. Ich könnte eine solch große Veranstaltung nicht auf die Beine bringen, wenn ich dazu nicht den alten Ballsaal benutzen könnte. Im Stadthaus ist ganz einfach nicht genügend Platz für etwas, das größer ist als eine Dinnerparty oder eine kleine Soiree.«
»Dein Ehemann ist sehr vernünftig, wenn er sein Geld nicht in ein großes Haus hier in der Stadt steckt«, meinte Wilson. »Das wäre eine vollkommene Geldverschwendung. Er hat genügend Land zu verwalten, und deine Familie ist sowieso nie lange genug in London, um solche Kosten zu rechtfertigen.«
Julia nickte und stellte die Teekanne zurück auf den Tisch. »Da kann ich dir nicht widersprechen. Übrigens hat Robert mich gebeten, dir zu sagen, dass er die Kinder morgen mit in den Park nehmen wird zum Jahrmarkt. Er lässt fragen, ob du sie vielleicht begleiten möchtest.«
Wilson sah sehr erfreut aus. »Ich werde in meinem Terminkalender nachsehen, ob ich Zeit habe.«
Sein Terminkalender würde ihm zweifellos verraten, dass er genügend Zeit hatte, um die Kinder und deren Vater, den Grafen von Southwood, auf ihrem Ausflug zu begleiten, dachte Adam. Wilson würde mit Freuden sogar eine Besprechung mit der Königin verschieben, um sich den Nachmittag mit den beiden Kindern freizuhalten.
Julia warf Wilson einen wissenden Blick zu. »Wenn du mit ihnen zum Jahrmarkt gehst, hast du außerdem einen guten Grund, das Haus zu verlassen, während die Dekorateure und die Arbeiter sich hier breit machen. Ich muss dich warnen, dass ich dir für den Rest der Woche nichts anderes bieten kann als Lärm und Durcheinander.«
»Eine römische Villa lässt sich schließlich nicht an einem einzigen Tag aufbauen«, lenkte Wilson ein.
Julia nippte an ihrem Tee. »Übrigens habe ich heute Morgen einen Brief von Jessica bekommen. Sie hat eine wundervolle Zeit in Dorset. Ich nehme an, dass das Leben auf dem Familiensitz ihrer Freundin nur aus Picknicks und Spielen besteht.«
»Wir haben eine Nachricht von Nathan bekommen, in der er schreibt, dass er im nächsten Monat zu meinem Geburtstag kommen wird, um uns alle zu besuchen«, berichtete Wilson ihr.
»Geht es ihm gut?«, fragte Julia ein wenig ängstlich. »Ich mache mir Sorgen um ihn, immerhin steckt er so viel seiner Zeit in seine Bücher.«
»Du brauchst dir keine Sorgen zu machen«, wehrte Wilson leichtfertig ab. »Er ist vollkommen zufrieden. Ich glaube, er ist für ein Leben als Gelehrter geboren.«
Julia lächelte. »Wer hätte das gedacht?«
Die Unterhaltung am Frühstückstisch plätscherte dahin, und Adam bemühte sich gar nicht, dazu beizutragen. Nicht nur waren seine Gedanken auf viel dunklere Dinge gerichtet, auch die lange Nacht verlangte ihren Tribut. Er wollte ins Bett.
»Stimmt etwas nicht, Adam?«, fragte Julia plötzlich. »Du scheinst meilenweit weg zu sein. Langweile ich dich mit meinen Plänen für den Ball?«
»Nein, ich habe nur gerade an geschäftliche Dinge gedacht, um die ich mich unbedingt noch heute Morgen kümmern muss.« Er warf seine Serviette auf den Tisch. »Wenn du mich bitte entschuldigen würdest…«
Aber es war bereits zu spät. Julia betrachtete ihn sehr eingehend, voll schwesterlicher Neugier. »Was ist denn das? Dein Hemd ist ziemlich verknittert, und ich glaube, du hast dich auch heute Morgen noch nicht rasiert. Das sieht dir so gar nicht ähnlich.«
»Julia, wenn du nichts dagegen hast, ich muss wirklich gehen.« Er stand auf. »Genieße dein Frühstück, wir sehen uns dann später.«
Wilson senkte ein wenig den Kopf und kniff die Augen zusammen. »Ruh dich aus.«
Julia riss die Augen weit auf. »Warum musst du dich ausruhen? Bist du krank?«
»Ich fühle mich sehr wohl, danke.« Adam griff nach der gefalteten Zeitung und floh aus dem Frühstückszimmer.
Er hörte schnelle Schritte im Flur hinter sich und unterdrückte nur mit Mühe ein Aufstöhnen. Er hätte eigentlich wissen müssen, dass er nicht so einfach davonkommen würde.
»Adam«, rief Julia. »Ich möchte gern mit dir reden.«
»Was ist denn?« Er ging in die Bibliothek und setzte sich hinter seinen Schreibtisch. »Wie ich schon sagte, ich habe sehr viel zu tun.«
»Du hast dich heute Morgen nicht nur einfach nachlässig gekleidet.« Julia segelte hinter ihm in die Bibliothek und kam
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