Liebe um Mitternacht
oder später wird derjenige, der es von Elizabeth Delmont gestohlen hat, mit dir in Kontakt treten und versuchen, Geld von dir zu erpressen, genau wie Elizabeth Delmont es getan hat. Und wenn es so weit ist, dann wirst du auch den neuen Erpresser finden, genau wie du Elizabeth Delmont gefunden hast.« Wilson zog seine schmalen Schultern hoch. »Es ist ganz einfach nur eine Frage der Zeit.«
Wilsons Logik ist einleuchtend, wie immer, dachte Adam. Aber er war nicht in der Lage, dieses Problem genauso optimistisch zu betrachten.
»Es liegt mir nicht, auf einen Erpresser zu warten, der sehr wahrscheinlich sogar ein Mörder ist«, erklärte er ruhig.
Wilson seufzte. »Nein, natürlich nicht. Also gut, finde unseren Erpresser und rechne mit ihm ab. Dann kannst du dich wieder den wichtigeren Dingen zuwenden.«
Es gab nach Wilsons Meinung im Augenblick nur eine einzige wichtige Angelegenheit. Er war entschlossen, Adam verheiratet zu sehen. Und nachdem er diesen Entschluss getroffen hatte, war er unerbittlich geworden.
Adam fühlte die Art von Zuneigung und Respekt für seinen Mentor, die seiner Vorstellung nach andere Männer wohl für ihre Väter fühlen würden. Dennoch hatte er nicht die Absicht, nur aus dem einzigen Grund zu heiraten, um Wilson Grendons Forderungen zu erfüllen.
Wilson Grendon war in der zweiten Hälfte der Sechzig. Er war der letzte Abkömmling einer früher einmal mächtigen Adelsfamilie, deren Grundbesitz und Finanzen von einer langen Reihe von Lebemännern und Tunichtguten verschwendet worden waren. Wilson besaß einen eisernen Willen und ein großes Geschick für Geschäfte, er hatte sich daran gemacht, den Reichtum der Familie wieder aufzubauen. Und das war ihm gelungen, entgegen der Erwartung aller anderen, doch dabei hatte er den einzigen Grund verloren, der ihm die Kraft dazu gegeben hatte, seine geliebte Frau und seine beiden Kinder.
Mit gebrochenem Herzen hatte sich Wilson darangemacht, ein noch größeres Imperium aufzubauen. Er hatte sich in den vielschichtigen Machenschaften seiner weit gestreuten Unternehmungen in England und auf dem Kontinent verloren. Bei mehreren Gelegenheiten in den vergangenen Jahren hatten sich die weitreichenden Verbindungen des Grendon Imperiums nützlich für die Regierung Ihrer Majestät erwiesen.
Wilsons Agenten und seine Angestellten in Übersee hörten oft Gerüchte und bekamen Informationen über geheime Intrigen und ausländische Verschwörungen. Diese Dinge wurden dann an die Krone weitergeleitet, die dadurch wieder aus den Verbindungen Grendons ihren Vorteil zog und geheime diplomatische Botschaften weiterleitete.
Diese formlose Regelung war auch noch weitergeführt worden, nachdem Adam in Wilsons Dienste eingetreten war, daher hatte es auch die gelegentlichen Frühstücksunterhaltungen über Mord und andere Unannehmlichkeiten gegeben. Für Adam zählte all das zu den geschäftlichen Aktivitäten, es war eine natürliche Ausweitung seiner Laufbahn, die er bereits verfolgt hatte, als er seinen Lebensunterhalt noch auf der Straße verdiente. Informationen waren eine Ware wie alles andere auch. Man konnte sie kaufen, stehlen, damit handeln oder verkaufen.
Vieles in seiner Welt hatte sich vor vierzehn Jahren verändert, als er und Julia und Jessica und Nathan in Wilsons großes, einsames Haus am Laxton Square eingezogen waren, doch die Art, wie er seinen Lebensunterhalt verdiente, gehörte nicht dazu, überlegte er jetzt.
In der Gesellschaft hatte man den Eindruck erweckt, dass er und die anderen drei lang verschollene Verwandte von Wilson waren. Wenn man der Geschichte glaubte, die Grendon erzählte, so hatte sein Anwalt die Familienbindung zufällig entdeckt, als er einige alte Papiere durchsah. Wilson hatte sofort die vier jungen Leute ausfindig gemacht, hatte sie in sein Haus aufgenommen und sie zu seinen Erben gemacht.
Einige Teile dieser Geschichte stimmten wirklich, überlegte Adam. Er und Julia, Jessica und Nathan waren wirklich Wilsons Erben. Aber die Verbindung zwischen ihnen war bei weitem undurchsichtiger und verwickelter, als es sich jemand in der Gesellschaft vorstellen konnte.
Während Wilson in den letzten Jahren immer mehr der täglichen Routine auf Adam übertragen hatte, war er doch noch immer so aufmerksam und gerissen wie immer. Und weil es für ihn nicht länger nötig war, seine beträchtlichen Fähigkeiten auf seine Geschäfte zu konzentrieren, hatte er wesentlich mehr freie Zeit für andere Dinge, wie zum Beispiel, Adam zu
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