Liebe um Mitternacht
seine Stimme uninteressiert klingen.
»Ich kenne dich besser als jeder andere Mensch auf der Welt, wahrscheinlich nur mit Ausnahme von Onkel Wilson. Mir ist bereits seit einiger Zeit klar, dass du ganz besondere Regeln hast, wenn es um intime Beziehungen geht.« Sie machte eine bedeutungsvolle Pause. »Weißt du, ich denke, das ist eigentlich dein größtes Problem, Adam.«
Er sah sie verständnislos an. »Wie bitte?«
»Du bestehst darauf, dein ganzes Leben nach
Regeln
zu leben. Um Himmels willen, du hast Regeln für alles aufgestellt, sogar für deine romantischen Beziehungen.«
Er zog eine Augenbraue hoch. »Du erstaunst mich, Madam. Ich hatte immer den Eindruck, dass eine anständig erzogene Dame sich nicht mit einem Gentleman über seine romantischen Bindungen unterhält.«
Sie lächelte. »Ich versichere dir, jede Lady, die ich kenne, findet das Thema, wer mit wem tändelt, sehr faszinierend. In der Tat ist es meistens das erste Thema, das bei einem Tee oder einer gesellschaftlichen Veranstaltung diskutiert wird.«
»Wieder eine Illusion über das Verhalten von Damen, die zerbricht.« Er griff nach einem Stift. »Und ich habe immer geglaubt, dass die Themen, über die du dich mit deinen Freundinnen unterhältst, sich nur um Mode und die letzten Sensationsromane drehen.«
Sie schnalzte mit der Zunge. »Es ist immer wieder verwunderlich, dass so viele, anscheinend intelligente Gentleman sich einzureden versuchen, dass wir Frauen entsetzlich unwissend sind, was das wahre Leben betrifft.«
Der Kommentar ließ ihn verstummen. »Wir wissen wohl beide, dass das Einzige, in dem du wohl kaum unwissend bist, das wahre Leben ist, Julia«, versicherte er ihr leise. »Ich wünschte nur, ich hätte bessere Arbeit geleistet, dich und die anderen davor zu beschützen.«
»Unsinn.« Das neckische Aufblitzen aus ihren Augen verschwand sofort. »Sage so etwas nicht, Adam. Du hast uns alle sehr gut beschützt, als wir noch jung waren. Ich denke, Jessica, Nathan und ich hätten ohne dich nicht überlebt. Aber du hast doch sicher nicht angenommen, dass ich glaube, du würdest wie ein Mönch leben?«
Er zuckte zusammen. »Ich hätte nicht geglaubt, dass du dir so viele Gedanken über mein Privatleben machst.«
»Ich bin deine Schwester, in jeder Hinsicht, wenn auch nicht durch Blutsverwandtschaft«, rief sie ihm ins Gedächtnis. »Natürlich mache ich mir große Gedanken über dein Privatleben.« Ihre zierlichen Augenbrauen zogen sich hoch. »Und wenn ich mich recht erinnere, hast du mein Privatleben noch weitaus mehr unter die Lupe genommen, als ich dir erklärt habe, ich hätte mich unsterblich in Robert verliebt.«
»Du warst immerhin eine Erbin. Es war meine Pflicht, mich zu versichern, dass du nicht nur wegen deines Reichtums geheiratet wurdest.«
»Ja, das weiß ich, und du hast nicht eher Ruhe gegeben, bis du dich versichert hattest, dass Robert und ich einander wirklich liebten. Robert erschauert noch immer, wenn ich ihn an die verschiedenen Inquisitionen erinnere, denen er sich unterwerfen musste, um dein Vertrauen und deinen Respekt zu erringen.«
»Ich habe diese Treffen mit ihm niemals als Inquisition gesehen. Ich würde viel eher sagen, dass es Gelegenheiten waren für Southwood und mich, einander kennen zu lernen und eine Freundschaft aufzubauen.«
Sie lachte. »Er hat mir erzählt, dass er auf der ersten Angelreise nach Schottland wirklich den Wunsch hatte, dich zu ertränken. Er meinte, das Einzige, was ihn davon abgehalten habe, dich in den See zu stoßen war das Wissen, dass du ein ausgezeichneter Schwimmer bist.«
»Wir haben auf dieser Reise immerhin einige sehr großartige Fische gefangen.«
»Und dann war da noch diese Einladung auf Wilsons Yacht, zu einer dreitägigen Segeltour, die Küste entlang. Er hat die Einladung nicht abgelehnt, weil er Angst hatte, du würdest ihn als Schwächling abtun.«
»Es war ausgezeichnetes Segelwetter.«
»Er war während der ganzen Fahrt schrecklich seekrank. Er behauptet, dass er noch immer nicht weiß, woher du schon vor der Reise geahnt hast, dass er anfällig ist für
mal de mer.«
Adam nickte ernst. »Ich habe meine Quellen.«
»Was ich damit sagen will ist, dass du immer sehr auf mein Privatleben geachtet hast, und ich finde es nur verständlich, wenn ich das Gleiche tue. Doch leider hast du mir bis jetzt nur sehr wenig Grund gegeben, Interesse zu zeigen.«
»Es tut mir Leid, wenn du mich so äußerst langweilig findest, aber daran kann ich nur wenig
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