Liebe um Mitternacht
Hause, Mrs. Fordyce?«
»Ungefähr eine halbe Stunde, das hängt allerdings vom Verkehr ab.«
»In diesem Fall wären Sie bereits weit vor Mitternacht zu Hause gewesen, und Mr. Hardesty hätte genügend Zeit gehabt, hierher zurückzukommen und den Mord zu begehen«, behauptete Jackson.
Wütend sah Caroline auf den kleineren Mann hinunter. »Mr. Hardesty und ich sind nicht gleich nach der Seance zu mir nach Hause gefahren. Wir haben noch mehrere Stunden zusammen verbracht. Er hat mich erst gegen zwei Uhr am Morgen nach Hause gebracht.«
»Ist das so?« Der Inspektor holte ein Notizbuch aus seiner Tasche. »Also wirklich, das ist sehr interessant, Mrs. Fordyce. Sie sind beide noch auf einer Party gewesen oder vielleicht im Theater?«
»Nein, Inspektor. Wir waren allein in einem Zimmer in der Stone Street. Mr. Hardestys Kutscher hat uns dorthin gebracht und hat uns mehrere Stunden später dort wieder abgeholt.«
Adam atmete tief aus und schien sich einem unabwendbaren Schicksal zu ergeben.
»Sie waren allein in einem Zimmer in der Stone Street«, wiederholte Jackson leise und machte sich Notizen. »Sehr interessant, Mrs. Fordyce.« Er warf Adam einen fragenden Blick zu. »Ich habe gar nicht gewusst, dass Sie beide einander so gut kennen.«
Caroline rief sich ins Gedächtnis, dass sie seit dem gestrigen Abend immerhin eine welterfahrene Frau war. Sie lächelte den Inspektor höflich an. »Ja, in der Tat, Mr. Hardesty und ich sind sehr gut befreundet, Inspektor. Intim befreundet, um es genauer zu sagen. Und ich bin gern bereit, vor Gericht auszusagen, dass er in der vergangenen Nacht zum Zeitpunkt des Mordes mit mir zusammen war.«
Adam legte die Hand fest um ihren Arm. »Wenn Sie uns bitte entschuldigen würden, Inspektor, dann werde ich Mrs. Fordyce jetzt nach Hause bringen. Sollten Sie noch irgend welche Fragen haben, dann kennen Sie ja meine Adresse.«
Jackson steckte sein Notizbuch wieder ein. »Danke, Sir.«
Adam schob Caroline durch die Haustür hinaus und dann die Treppe hinunter. In der Menge entdeckten sie ein bekanntes Gesicht, und ein Mann kam auf sie zugeeilt. Er hielt die Ausgabe einer Zeitung unter dem Arm.
»Mrs. Fordyce. Mr. Grove.«
Caroline blickte erstaunt auf. »Mr. Smith. Was tun Sie denn hier?«
»Eigentlich ist mein Name Otford. Gilbert Otford.« Er zog die Zeitung unter seinem Arm hervor und hielt sie wie eine Fahne vor sich. »Als wir uns gestern Abend auf der Seance bei Irene Toller begegnet sind, konnte ich Ihnen nicht sagen, dass ich Reporter für den
Flying Intelligencer
bin.«
»Ihren Namen kenne ich«, erklärte Caroline, die plötzlich wütend wurde. »Sie haben diesen schrecklichen Artikel über mich geschrieben, nicht wahr? Den Artikel über meine angebliche Vorstellung übersinnlicher Kräfte bei einer gewissen Teegesellschaft.«
»Ja. Es war alles sehr interessant, aber ich fürchte, das sind alte Nachrichten.« Gilberts aufmerksamer Blick ging zwischen Adam und Caroline hin und her. »Man hat mich darüber informiert, dass Mrs. Toller in dieser Nacht umgebracht worden ist. Stimmt das?«
»Woher haben Sie denn von dem Mord von Mrs. Toller erfahren?«, fragte Adam, noch ehe Caroline etwas sagen konnte.
Ein geheimnisvolles Lächeln huschte über Otfords Gesicht. Er legte einen Finger an die spitze Nase. »Man könnte sagen, dass ich erst vor kurzer Zeit diese Information bekommen habe. Wir Reporter haben unsere Informanten, müssen Sie wissen. Es freut mich, behaupten zu können, dass mein Informant zu den schnellsten und genauesten gehört.«
»Wenn man Ihren irreführenden Artikel über mich betrachtet, sollten Sie sich vielleicht doch einmal über die Genauigkeit Ihrer Informanten Gedanken machen«, fuhr ihn Caroline an.
Adam verzog nachdenklich das Gesicht, als überlege er, ob er eine Rattenfalle aufstellen oder ganz einfach einen Besen nehmen und Otford in die Gosse kehren sollte. »Warum waren Sie gestern Abend auf der Seance?«
Otford sah sich schnell um, dann sprach er ein wenig leiser, damit niemand sonst ihn hören konnte. »Um ganz ehrlich zu sein, Sir, ich arbeite an einem Artikel über die Medien, mit der Absicht, ihre betrügerischen Machenschaften ans Licht zu bringen. Die Öffentlichkeit hat ein Recht, Bescheid zu wissen. Deshalb habe ich auch gestern Abend nicht meinen richtigen Namen genannt. Ich war inkognito dort, um es genauer zu sagen.«
»Was für ein Zufall.« Adam zog eine Visitenkarte aus der Tasche. Anstatt sie allerdings Otford zu
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