Liebe um Mitternacht
reichen, ließ er sie einfach in die Hand des Reporters fallen und gab ihm so deutlich zu verstehen, dass er jeden körperlichen Kontakt mit ihm verabscheute. »Ich habe auch nicht meine wahre Identität enthüllt. Adam Hardesty. Ich bin nicht der persönliche Assistent von Mrs. Fordyce, ich bin ihr Freund.«
Caroline sah, wie Otford auf die Karte starrte und seine Augen immer größer wurden. Sie wusste, dass er sofort Hardestys Namen erkannt hatte. Und als er schließlich den Zusammenhang begriffen zu haben schien, leuchteten seine Augen vor mühsam unterdrückter Erregung.
»Wirklich, Sir, das ist alles äußerst ungewöhnlich.« Otford holte einen kleinen Notizblock und einen Stift aus der Tasche. »Falsche Identität und alles. Ich bin sehr neugierig. Würden Sie mir vielleicht erklären, was Sie beide heute hier am Tatort tun?«
Caroline sah förmlich schon, wie Otford seine nächste Sensationsreportage schrieb. Die Katastrophe wurde immer größer.
Adam streckte lässig die Hand aus und nahm dem Reporter den Notizblock aus den Fingern. »Im Vertrauen, Otford, Mrs. Fordyce und ich helfen der Polizei bei ihren Nachforschungen. Falls Mrs. Fordyces Name in einem der Artikel erscheint, die über den Mord veröffentlicht werden, dann werden Sie ganz sicher von mir hören. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt, Mr. Otford?«
Otford öffnete den Mund zwei Mal und schloss ihn dann wieder. Er machte einen Schritt zurück. »Wirklich, Sir, Sie können nicht so einfach einen Gentleman der Presse unter Druck setzen.«
»Ich sehe hier in der Nähe keinen Gentleman«, behauptete Adam. »Ich sehe nur Sie. Und um Ihrer guten Gesundheit willen würde ich Ihnen wirklich sehr dazu raten, zu bedenken, dass ich niemals irgendwelche Drohungen ausspreche, Mr. Otford. Ich mache lediglich Versprechen. Guten Tag.«
Adam zog Caroline mit sich zu einer wartenden Mietkutsche.
21
Während der ganzen Fahrt zurück zur Corley Lane sprach Caroline kein Wort. Es gelang ihr kaum, ihre Gedanken zu sortieren, geschweige denn, sie laut auszusprechen. Adam saß neben ihr, einen Fuß hatte er auf den Sitz gegenüber gestützt, seine Aufmerksamkeit richtete er auf die Straße. Er machte keine Anstalten, das Schweigen zu brechen. Sie hatte keine Ahnung, was er dachte.
Als sie vor dem Haus in der Corley Lane vorfuhren, stellte sie zu ihrer Erleichterung fest, dass Emma und Milly noch nicht von ihrem Morgenspaziergang zurückgekommen waren. Sie stürmte in ihr Arbeitszimmer und sank in den Sessel hinter ihrem Schreibtisch.
»Das war wirklich knapp«, erklärte sie. »Ich zittere noch immer.«
Adam schlenderte hinter ihr in das Zimmer und blieb dann mitten im Raum stehen. Er schob beide Hände in die Hosentaschen und betrachtete sie nachdenklich.
»Es war wirklich einen Augenblick lang ziemlich riskant«, stimmte er ihr zu.
»Jetzt ist nicht die Zeit, um schlechte Scherze zu machen, Sir.« Sie runzelte die Stirn. »Dir ist doch hoffentlich klar, dass deine Drohungen Otford nicht davon abbringen werden, einen Artikel im
Flying Intelligencer
über den Mord zu schreiben, und er wird auch erwähnen, dass wir beide darin verwickelt sind.«
»Ich gebe zu, in diesem Punkt mache ich mir keine großen Hoffnungen.«
»Ich versichere dir, ein Artikel, in dem es um ein weiteres ermordetes Medium geht, um einen mächtigen Gentleman und eine Schriftstellerin von Sensationsromanen wird für Otford und Mr. Spraggett einfach unwiderstehlich sein.« Sie hob warnend einen Finger. »Denke an meine Worte, die Geschichte wird früher oder später gedruckt erscheinen, in der einen oder anderen Version.«
»Ich nehme an, du hast Recht.« Er sah sich erwartungsvoll um. »Hast du vielleicht zufällig etwas Brandy da?«
Sie schloss die Augen. »Wir scheinen es hier mit einem Skandal zu tun zu haben, der immer größer wird. Wie kannst du da nur so ruhig bleiben?«
»Du solltest meine Stimmung nicht falsch einschätzen. Ich bin ganz und gar nicht unberührt. Mir ist schon klar, dass uns einige Probleme erwarten werden.«
Sie öffnete die Augen wieder. »Es freut mich, das zu hören.«
»Und was ist jetzt mit dem Brandy? Ich weiß, es ist noch recht früh am Tag, aber ich könnte ihn jetzt gut gebrauchen. Ich habe einen recht anstrengenden Morgen hinter mir.«
»Dort im Schrank ist Sherry«, gab sie murrend nach.
»Danke.« Er öffnete den Schrank und holte die Karaffe mit dem Sherry heraus. »Nicht ganz so stark, wie ich es gern hätte, aber es wird auch
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