Liebe um Mitternacht
zwang sich, klar zu denken. »Sie kann aber noch nicht sehr lange tot gewesen sein.«
J. J. Jackson wippte auf den Fersen auf und ab. »Sie ist um Mitternacht ermordet worden.«
»Genau wie die andere«, murmelte der Polizist.
»Mitternacht? Aber das ist ganz unmöglich. Ich habe doch gerade erst eine Nachricht von Mrs. Toller bekommen.« Caroline warf einen Blick auf ihre Uhr. »Die Nachricht wurde mir erst vor etwa vierzig Minuten gebracht.«
Jackson zuckte mit den Schultern. »Sie muss sie schon in der Nacht geschrieben und dann ihrer Haushälterin gegeben haben, damit diese sie heute Morgen losschickt.«
Caroline sah sich um. »Und wo ist die Haushälterin?«
»Die ist noch nicht aufgetaucht«, erklärte der Polizist.
»Und wie haben Sie dann von dem Mord erfahren?«, wollte Caroline wissen.
»Wir haben eine anonyme Nachricht bekommen«, erklärte Jackson. »Einen Hinweis, könnte man sagen. Wir sind auf so etwas angewiesen.«
»Und was macht Sie so sicher, dass Mrs. Toller um Mitternacht umgebracht wurde?«, fragte Caroline.
Jackson räusperte sich und sah dann zu Adam. »Wir haben ganz zufällig die Taschenuhr eines Gentleman auf dem Boden neben der Leiche gefunden. Mr. Hardesty und ich sprachen gerade darüber, als Sie gekommen sind.«
Mr. Hardesty. Also hatte Adam dem Inspektor seinen richtigen Namen genannt. Sie wusste nicht, ob das etwas Gutes zu bedeuten hatte oder nicht.
»Eine Taschenuhr?«, fragte sie vorsichtig.
»Genau wie beim letzten Mal«, wiederholte der Polizist noch einmal und nickte ernst.
Caroline erinnerte sich daran, dass Adam ihr erzählt hatte, er hätte eine Taschenuhr neben der Leiche von Elizabeth Delmont gefunden.
»Das verstehe ich nicht«, meinte sie mit ausdrucksloser Stimme. »Was verrät Ihnen denn eine Taschenuhr über den Zeitpunkt des Todes?«
»Wie es scheint, ist die Uhr bei dem Kampf zerbrochen.« J. J. Jackson machte eine ausladende Bewegung mit der Hand, wie ein Zauberer, der einen neuen Trick vorführen will. »Die Zeiger der Uhr sind genau um zwölf Uhr stehen geblieben.«
»Glauben Sie denn, dass die Taschenuhr dem Mörder gehört?«, fragte Caroline, deren Neugier langsam wieder erwachte.
Der Inspektor und der Polizist sahen sie an, als fänden sie ihre Frage äußerst eigenartig. Wieder rann ein Schauer durch Carolines Körper.
Adam verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich mit der Schulter gegen die Wand. »Auf der fraglichen Taschenuhr war mein Namen eingraviert, Mrs. Fordyce.«
»Was!«
Entsetzt sprang Caroline auf. »Aber das ist ganz unmöglich.«
Dies war alles noch viel schlimmer, als sie geglaubt hatte. Hier ging es um einen Mord. Adam würde vielleicht sogar gehängt. Das Bild, das sich in ihrem Kopf formte, ließ sie beinahe ohnmächtig werden.
Sie bemühte sich, ihre Panik zu unterdrücken und warf Adam einen schnellen, fragenden Blick zu, insgeheim hoffte sie darauf, dass er ihr weiterhelfen würde. Doch sein Gesicht blieb unbewegt.
»Das sind die Tatsachen, Ma’am«, erklärte Jackson. »Der Name auf der Uhr ist eindeutig. Daran lässt sich nichts ändern.«
Caroline wandte sich zu ihm. »Ich kann Ihnen versiehern, dass Mr. Hardesty nichts mit dem Tod von Irene Toller zu tun hat.«
Inspektor Jackson zog seine dichten Augenbrauen hoch.
»Mrs. Fordyce«, unterbrach Adam sie. »Ich denke, es wäre besser, wenn Sie jeden weiteren Kommentar in dieser Angelegenheit zurückhalten würden.«
Das war ein Befehl, den sie auf keinen Fall befolgen würde.
»Inspektor Jackson«, brachte sie mit überzeugender Stimme hervor. »Ich kann Ihnen zwar nicht erklären, wie Mr. Hardestys Taschenuhr an den Tatort gekommen ist, aber ich kann Ihnen versichern, dass Mr. Hardesty selbst um Mitternacht nicht in der Nähe dieses Hauses gewesen ist.«
Adam biss verärgert die Zähne zusammen. »Mrs. Fordyce, Sie haben genug gesagt.«
»Und woher sind Sie so sicher, wo Mr. Hardesty in der letzten Nacht gewesen ist?«, fragte Jackson mit höflichem Interesse.
»Mr. Hardesty war um Mitternacht mit mir zusammen, Inspektor.« Sie hob das Kinn. »Wie beide haben hier in Mrs. Tollers Haus zuvor an einer Seance teilgenommen, dann sind wir zusammen in Mr. Hardestys Kutsche weggefahren. Die anderen Teilnehmer können das bestätigen.«
Jackson nickte. »Mr. Hardesty hat behauptet, dass die Seance gegen zehn Uhr beendet war.«
»Das ist richtig«, stimmte sie zu.
Jackson betrachtete sie voller Interesse. »Wie weit ist es denn bis zu Ihnen nach
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