Liebe um Mitternacht
hat erzählt, dass er Sie in der vergangenen Nacht mit in die Stone Street genommen hat.«
Caroline war klar, dass Emma und Milly sie mit kaum verhüllter Neugier betrachteten. Sie versuchte, die heiße Röte zu unterdrücken, die ihr in die Wangen stieg. Sie war wirklich jetzt eine erfahrene Frau, und sie musste sich verhalten wie die Witwe, die sie ja eigentlich sein sollte. Witwen, die Affären mit hochgestellten Gentlemen hatten, ließen nicht zu, dass man sie so schnell in Verlegenheit bringen konnte.
»Ja«, stimmte sie zu und versuchte, ihrer Stimme einen ruhigen Klang zu geben. »Er hat mir dort etwas über Ihre Vergangenheit erzählt und darüber, wie Sie alle die Bekanntschaft von Mr. Grendon gemacht haben.«
»Wenn Adam Ihnen das Geheimnis der Stone Street anvertraut hat, dann zögere auch ich nicht, Ihnen zu vertrauen«, erklärte Julia schlicht.
Wilson nahm sich noch ein Törtchen von dem Tablett. »Da stimme ich mit Julia überein.«
Robert zuckte mit den Schultern. »Hardesty hat seine beunruhigenden kleinen Eigenarten, aber ich muss zugeben, dass er normalerweise immer richtig liegt, wenn es darum geht, anderen Menschen zu vertrauen.«
Adam zog die Mundwinkel ein wenig hoch. »Danke, Southwood. Ich hatte ja keine Ahnung, dass du eine so hohe Meinung von mir hast.«
Richard griente ganz unerwartet. »Immerhin hast du mich doch als Ehemann für Julia akzeptiert, nicht wahr? Offensichtlich erkennst du einen anständigen Charakter, wenn es darauf ankommt, selbst wenn du ab und zu erst dazu überzeugt werden musst.«
»Du hast deinen Charakter bewiesen, als du dich geweigert hast, dich durch meine Vergangenheit abschrecken zu lassen, Robert«, warf Julia ein.
Er legte ihr sanft beide Hände auf die Schultern. »Wie hätte ich mich denn nicht in eine so tapfere junge Frau verlieben können?«
Julia lächelte, aus ihren Augen strahlte die Liebe.
Milly tupfte sich die Augen mit einem Spitzentaschentuch. »Wie romantisch.«
Wilson räusperte sich. »Ich habe Adam versichert, dass jeglicher Klatsch, der aus der Veröffentlichung des Tagebuches rühren würde, heruntergespielt werden könnte, aber er ist entschlossen, dieses Tagebuch zu finden und es, wenn möglich, zu verbrennen. Ich muss zugeben, es wäre einfacher, das Ding loszuwerden, ehe es jemand liest. Ich mache mir ein wenig Sorgen, wie es Jessica in der nächsten Saison gehen wird, wenn es Gerüchte über ihre Vergangenheit gibt.«
»Jawohl«, stimmte ihm Robert zu, und sein Gesichtsausdruck wurde hart. »Auch mir wäre es lieber, wenn Julia nicht zum Ziel solcher Gerüchte werden würde.«
»Erpressung ist normalerweise eine geschäftliche Angelegenheit«, versicherte Wilson ihnen. »Und damit kann niemand besser umgehen als Adam.«
Julia, Robert und Wilson stiegen kurz darauf in die glänzende Kutsche des Grafen. Adam stand mit Caroline, Emma und Milly an der Tür und sah zu, wie der livrierte Lakai die Tür der Kutsche schloss.
»Du liebe Güte, bei all der Aufregung hätte ich das beinahe vergessen.« Julia lehnte sich aus dem Fenster und sah Caroline, Emma und Milly an. »Robert und ich geben übermorgen einen Ball. Sie müssen natürlich alle kommen.«
Caroline blickte alarmiert auf. »Ganz unmöglich. Das wird nicht gehen.«
»Haben Sie schon andere Pläne? Ich weiß, es ist schon ziemlich spät, Sie jetzt noch zu fragen.«
Emma schüttelte den Kopf. »Caroline hat Recht. Wir drei können ganz unmöglich kommen. Aber es ist sehr freundlich von Ihnen, uns einzuladen.«
»Aber Sie müssen kommen«, bestand Julia auf ihrer Einladung. »Das Gerücht von Adams Verbindung zu Caroline wird bis dahin durch die ganze Stadt gelaufen sein. Es wird sehr komisch aussehen, wenn Sie nicht da sind.« »Es geht leider nicht anders, fürchte ich«, erklärte Milly, die sich gar nicht die Mühe machte, ihre Enttäuschung zu verbergen.
Adam betrachtete die drei Frauen der Reihe nach.
»Warum denn nicht?«, wollte er wissen.
»Nun ja«, begann Caroline und hielt dann verlegen inne.
»Das ist schwierig zu erklären«, murmelte Emma.
»Die Kleider«, meldete sich Milly unverblümt. »Um ganz ehrlich zu sein, keine von uns besitzt ein Kleid, das für einen solchen Ball angemessen wäre. Es stimmt, wir haben einige sehr hübsche Kleider, und das verdanken wir Carolines neuem Vertrag, aber es sind keine Kleider, die man zu einem solchen gesellschaftlichen Ereignis tragen könnte.«
»Ja, natürlich«, stimmte Julia ihr zu. »Das hätte ich
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