Liebe um Mitternacht
wissen müssen. Machen Sie sich über dieses Problem keine Sorgen. Ich werde gleich morgen früh kommen, wenn Ihnen das passt. Und wir werden dann zu meiner Schneiderin gehen. Sie wird sich um alles kümmern.«
»Aber«, brachte Caroline hervor, »die Kosten …«
»Das wird auch kein Problem sein«, versicherte ihnen Wilson. »Die Schneiderin soll die Rechnung an Adam schicken.«
»Aber …«, unterbrach Caroline ihn noch einmal.
»Sehen Sie die Kleider als eine Art Gebühr an, die ich dafür bezahle, dass Sie mir bei der Beschaffung des Tagebuches helfen«, meinte Adam.
Eine geschäftliche Vereinbarung, dachte Caroline. Wie bedrückend.
24
»Mir gefällt der Gedanke gar nicht, zum Ball deiner Schwester zu gehen«, behauptete Caroline.
Diese Bemerkung hatte sie nicht zum ersten Mal gemacht.
Nachdem Julia, Robert und Wilson abgefahren waren, waren sie und Adam den weiteren Fragen von Emma und Milly ausgewichen, indem sie mit einer Mietkutsche in diese ruhige, von Bäumen bestandene Straße gefahren waren. Sie hatten die Absicht, Miss Brick und Mrs. Trent zu befragen, die beiden Frauen, denen man versprochen hatte, dass ein Mann mit einem Vorschlag für eine ausgezeichnete Investition auf sie zukommen würde.
»Hör auf, dir wegen dieser verdammten Kleider Sorgen zu machen«, wehrte Adam ab. Eine Spur von Ungeduld lag in seiner Stimme, wahrscheinlich weil sie diese Bemerkung nicht zum ersten Mal gemacht hatte. »Julia wird schon dafür sorgen, dass du für den Ball perfekt ausgestattet bist.«
»Aber drei Ballkleider mit all dem Zubehör werden ein Vermögen kosten, Adam.«
Er sah sie belustigt an. »Bitte, glaube mir, wenn ich dir sage, dass ich sehr gut weiß, wie viel solche Kleider kosten. Ich habe für Julias Kleider bezahlt, ehe Southwood dafür verantwortlich war, und ich zahle noch immer für die von Jessica.« Die Kutsche hielt an, und Adam warf einen Blick auf die Notiz, die er sich gemacht hatte. »Wie es scheint, sind wir an der richtigen Adresse. Ich würde vorschlagen, wir hören mit dieser ständig wiederkehrenden Diskussion auf und widmen uns unseren Geschäften.«
»Ständig wiederkehrend? Willst du etwa behaupten, dass ich mich ständig wiederhole?«
Er lächelte. »Das würde ich im Traum nicht wagen. Bist du bereit, um mit Miss Brick und Mrs. Trent zu reden?«
Caroline zwang sich, sich auf die Dinge zu konzentrieren, die im Augenblick wichtig waren. »Ja, natürlich. Und es wäre besser, wenn du mich die Fragen stellen ließest. Denke daran, sie kennen dich nur als meinen Assistenten,
Mr. Grove.«
»Ich werde daran denken, meine Stellung nicht zu vergessen.«
Sie stiegen aus der Kutsche und gingen die Treppe vor dem Haus hoch. Adam klopfte an der Tür, und einen Augenblick später wurde ihnen geöffnet. Eine junge, ein wenig schlampig aussehende Haushälterin in einer zerschlissenen Schürze öffnete ihnen.
»Was kann ich für Sie tun?« fragte sie.
»Wie möchten Miss Brick und Mrs. Trent sprechen«, erklärte Adam. »Sie können ihnen sagen, dass Mrs. Fordyce und Mr. Grove mit ihnen sprechen möchten.«
Die Haushälterin runzelte die Stirn. »Warten Sie bitte hier.«
Einen Augenblick später kam sie zurück und führte Adam und Caroline in ein winziges, düsteres Wohnzimmer.
Miss Brick und Mrs. Trent waren begeistert, sie wiederzusehen.
»Das ist wirklich eine Ehre, Mrs. Fordyce«, rief Miss Brick aus, »Uns hat noch nie eine Schriftstellerin besucht. Möchten Sie eine Tasse Tee?«
»Das wäre nett.« Caroline setzte sich auf ein kleines grünes Sofa. Der Bezug war abgeschabt und glänzte vor Alter.
»Danke, dass Sie uns empfangen. Mr. Grove und ich würden Ihnen gern einige Fragen stellen über die Dinge, die nach der Seance bei Mrs. Toller geschehen sind.«
Ad^m stellte sich an den Kamin und stützte eine Hand auf den Sims. Caroline wusste, dass er die beiden Frauen eingehend betrachtete. Keine von ihnen machte den Anschein, als hätten sie bereits von dem Mord an dem Medium gehört.
»Das war ganz sicher eine sehr befriedigende Seance«, meinte Miss Brick.
»Es hat gut getan, mit unserer großzügigen Freundin von der anderen Seite zu sprechen«, fügte Mrs. Trent hinzu.
Caroline lächelte. »Wie ich Ihnen schon gestern Abend erzählt habe, mache ich Nachforschungen über Seancen und Medien, und Mr. Grove hilft mir dabei. Eine der wichtigsten Fragen, die man sich in diesem Zusammenhang stellen muss, ist die, ob auch wirklich eintrifft, was ein Medium
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