Liebe um Mitternacht
ich nicht.« Wilson verzog unwillig das Gesicht. »Wenn du dorthin gehst, gehst du doch immer allein. Aber wer ist denn diese Bekannte, die dir dieses Alibi gegeben hat?«
»Meine sehr gute Freundin, Mrs. Fordyce.«
»Fordyce? Fordyce.« Wilson sah ihn verwirrt an. »Meinst du etwa die Schriftstellerin, Mrs. Fordyce?«
»Jawohl.«
Wilson war verblüfft. »Zum Teufel, was sagst du da? Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt für deinen exzentrischen Humor, Adam.«
»Das ist kein Spaß. Mache dich auf einiges gefasst, Sir. Ich stehe kurz davor, in einen schockierenden Skandal verwickelt zu werden, in dem es um Mord geht und um eine verbotene Beziehung zu einer berühmten Schriftstellerin von Sensationsromanen.«
23
»Macht euch auf einiges gefasst.« Caroline verschränkte die Hände auf der Schreibtischplatte und sah Emma und Milly an. »Eine ganze Anzahl erstaunlicher Dinge ist in der vergangenen Nacht und heute am frühen Morgen passiert, während ihr nicht zu Hause wart.«
»Wie aufregend.« Wie immer, so war auch Milly jetzt begeistert von der Aussicht auf anregende Unterhaltung, sie lief zum nächsten Sessel und machte es sich bequem. »Erzähle uns alles, Liebes.«
Wie zu erwarten war, schien Emmy bei weitem nicht so begeistert zu sein. Sie sank in einen der Lesesessel und betrachtete Caroline mit dem Blick eines Arztes, der sich um einen Patienten mit hohem Fieber sorgt. »Geht es dir gut?«
»Mir geht es ganz gut, das versichere ich euch.« Caroline hielt einen Augenblick lang inne. »Es ist in den vergangenen Stunden so vieles passiert, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll.« »Fange einfach irgendwo an, Liebes«, riet ihr Milly und machte eine ausladende Bewegung mit der Hand.
»Also gut. Ein weiteres Medium ist umgebracht worden, und die Art, wie der Tatort aussah, erinnert sehr stark an die Umstände, unter denen Elizabeth Delmont ermordet wurde.«
Das Ticken der Uhr war das Einzige, das man in der Stille hörte, die auf diese Erklärung folgte.
»Das ist aber eine schockierende Nachricht.« Emma sah benommen aus. »Absolut schockierend.«
Milly war aus ihrer ersten Begeisterung gerissen. »Noch ein ermordetes Medium, sagst du? Wer denn?«
»Irene Toller«, antwortete Caroline.
»Delmonts Konkurrentin?« Milly runzelte die Stirn. »Aber ich dachte, du und Adam wärt zu dem Schluss gekommen, dass Toller sehr wahrscheinlich verdächtigt wurde, Elizabeth Delmont umgebracht zu haben.«
»Mr. Hardesty und ich haben diese Möglichkeit sicher in Erwägung gezogen. Aber vielleicht haben wir uns ja auch geirrt.«
Ehe sie jedoch noch weiter von den Ereignissen erzählen konnte, hörte man von der Straße gedämpftes Klappern von Hufen und das Holpern einer Kutsche.
Der Lärm auf der Straße hörte ganz plötzlich auf, weil das schwere Gefährt vor dem Haus Nummer 22 angehalten hatte.
»Ich frage mich, wer das wohl sein kann«, meinte Emma.
Jemand klopfte an die Tür, dann hörte man Mrs. Plummers Schritte. Die Haustür wurde geöffnet, Stimmen waren zu hören.
Kurze Zeit später erschien Mrs. Plummer an der Tür des Arbeitszimmers. Ihr Gesicht war noch roter als üblich. Sie hielt sich sehr gerade, ihre Schultern waren gereckt, sie sah aus wie eine Frau, die eine wichtige Mitteilung zu machen hatte.
Sie räusperte sich.
»Der Graf von Southwood, Lady Southwood, Mr. Wilson Grendon und Mr. Hardesty sind hier. Soll ich sagen, dass Sie zu Hause sind?«
Milly sprang auf. »Oh, du liebe Güte. Ein Graf und eine Gräfin? Und auch noch Mr. Grendon. Was sollen die Nachbarn denken?«
Auch Emma war von ihrem Sessel aufgesprungen. »Warum bringt Mr. Hardesty sie alle mit? Sie müssen sich wohl in der Adresse geirrt haben, Mrs. Plummer.«
»Nein«, wehrte Caroline erschöpft ab. »Ich fürchte, sie sind an der richtigen Adresse.« Sie nickte Mrs. Plummer zu. »Bitte, führen Sie unsere Gäste in das Wohnzimmer.«
»Was ist denn los?«, wollte Milly wissen.
»Warum besuchen uns der Graf von Southwood und seine Frau?«, fragte Emma. »Und auch noch Mr. Wilson Grendon?«
Caroline stand auf. »Das hängt alles zusammen mit den anderen erstaunlichen Ereignissen. Ich hatte noch nicht die Gelegenheit, euch davon zu erzählen.«
»Was ist denn passiert?«
»Die Polizei hielt Mr. Hardesty für einen möglichen Verdächtigen am Mord von Mrs. Toller.«
Emma und Milly starrten Caroline mit offenen Mündern an.
»Macht euch keine Sorgen«, versicherte ihnen Caroline schnell. »Es ist alles in
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