Liebe um Mitternacht
Kunden in diesem Haus. Es interessiert mich wirklich, was du über die Männer auf dieser Liste weißt.«
Er zuckte mit den Schultern. »Wie mir scheint, ist es die üblich Ansammlung von unerträglichen Tugendbolden und Heuchlern. Es sind Menschen, die sehr hochnäsig sind und so tun, als hätten sie eine großartige Moral, und hinter den Kulissen drängen sie sich dann ihren Dienerinnen auf und besuchen Bordelle.« Er hielt inne. »Aber du hast gesagt, dass dich ganz besonders ihre Finanzen interessieren?«
»Ja. Wenn man ihre Lage bedenkt, dann wird Mrs. Lash mittellos sein, wenn es sich herausstellt, dass einer dieser Männer nicht verlässlich ist.«
Er gab ihr eine kurze Beurteilung der finanziellen Situation dieser Männer, soweit ihm das möglich war.
»Danke.« Florence legte die Liste in die Schublade zurück. »Ich kann also Mrs. Lash mitteilen, dass keiner ihrer potenziellen Investoren kurz vor dem Bankrott steht.«
»Aber du solltest sie daran erinnern, dass es noch andere Risiken gibt. Keinem dieser Männer kann sie vollkommen vertrauen.«
»Ich bin mir sicher, dass sie sich vollkommen im Klaren ist, was den Charakter dieser Männer betrifft.«
»Wenn das alles ist, dann muss ich jetzt weiter.« Er griff nach ihrer Hand und beugte sich darüber. »Auf Wiedersehen, Florence. Wie immer, so war es mir auch heute wieder eine große Freude, dich zu sehen.«
»Du bist so galant«, murmelte Florence. Ein sehnsüchtiger Ausdruck trat in ihre Augen. »Ich schwöre, wenn ich dich jetzt sehe, in deiner eleganten Kleidung und mit dem feinen Benehmen, dann kann ich kaum glauben, dass du früher einmal dieser abgerissene Junge warst, der an meine Hintertür kam, um mir Geheimnisse und Klatsch von Mauds Kunden zu verkaufen. Aber ich habe schon immer gewusst, dass du eines Tages ein erfolgreicher Mann werden würdest.«
Er griente sie an. »Wirklich?«
»Jawohl. Die einzige Frage für mich war, ob du deinen Reichtum auf die legale oder die illegale Art und Weise erwerben würdest.«
»Eine der vielen Lektionen, die ich gelernt habe, Madam, war die, dass es oft nur einen sehr kleinen Unterschied zwischen diesen beiden Möglichkeiten gibt.«
»Bah. Jetzt versuchst du, der Welt ein kaltes und rücksichtsloses Gesicht zu zeigen, aber ich kenne dich schon sehr lange, Adam Hardesty. Ich weiß, wie du deinen Bruder und deine Schwestern gerettet hast. Ich kenne die Wohltätigkeitshäuser für Kinder, die du in den armen Gegenden errichtet hast. Unter deiner entschieden rostigen Rüstung besitzt du ein Gefühl für Ehre und einen Edelmut, der jedem Ritter der Tafelrunde gut angestanden hätte.«
Belustigt betrachtete er eines der Bilder, das am nächsten hing. Es zeigte einen Ritter in einer kunstvoll geschmiedeten Rüstung, der sich der Aufmerksamkeit einer Gruppe spärlich bekleideter Nymphen erfreute. »Und warum werde ich dann nur so selten von Reihen von wunderschönen nackten Frauen belagert?«
»Sehr wahrscheinlich wegen deiner berüchtigten Regeln, von denen du in den letzten Jahren besessen bist, um einen Skandal zu vermeiden.«
Er betrachtete ein weiteres der Bilder, das eine wunderschöne nackte Frau in den Armen eines Ritters in goldener Rüstung zeigte. Erinnerungen an die heiße, süße Leidenschaft, die er in Carolines Armen gefunden hatte, brachten sein Blut in Wallung.
»Wie es scheint, habe ich in letzter Zeit eine ganze Anzahl dieser Regeln umgestoßen«, meinte er.
»Wie es scheint, bist du der Mittelpunkt einer großen Sensation in der Presse.« Florence lachte. »Und das erinnert mich daran, dass ich dich fragen wollte, ob deine Verbindung mit Mrs. Fordyce eine ernsthafte Sache ist oder nur eine wilde, kurze Affäre? Ich hoffe, es ist etwas von beidem.«
»Kennst du ihre Romane?«
»Natürlich. Ich liebe die Romane von Mrs. Fordyce.«
»Du zwingst mich, die erniedrigende Wahrheit zu gestehen, Madam. Ich habe alle Gründe anzunehmen, dass Mrs. Fordyce mich als ihre Muse betrachtet. Sie hat mir gesagt, dass ich ihr Modell für den Charakter von Edmund Drake in ihrem neuen Roman bin.«
»Wie aufregend. Ich kann gar nicht erwarten, herauszufinden, ob du dem üblichen Schicksal entgehen wirst, das die Bösewichte von Mrs. Fordyce ereilt.«
30
Adam ging die breite Marmortreppe vor dem Haus von Florence Stotley herunter und trat in eine Nacht voller Nebel und Dunkelheit. Gaslampen leuchteten vor den eleganten Häusern in dieser Straße, doch ihr Licht wurde von dem dichten Nebel
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