Liebe um Mitternacht
Adam und öffnete Caroline die Tür. »Aber ich an Ihrer Stelle würde mir nicht die Mühe machen, einen Reporter loszuschicken, um ihn zu suchen.«
»Warum denn nicht?«
»Falls Bassingthorpe sich nicht sehr geändert hat, und das bezweifle ich wirklich, dann werden Sie aus ihm nichts herausbekommen. Nach allem, was ich gehört habe, hat er seinen Ruf nur deshalb, weil er sehr diskret ist.«
Adam schob Caroline aus dem Büro und schloss die Tür hinter sich, noch ehe Spraggett weitere Fragen stellen konnte.
Draußen im Flur sah Caroline ihn interessiert an. »Was genau hat denn Mr. Bassingthorpe für einen Ruf?«
»Man hat behauptet, dass er nicht nur ab und zu falsche Zeugnisse für Mediziner ausgestellt hat, sondern dass er auch Banknoten nachahmen konnte, die man von den echten nicht unterscheiden konnte.«
»In diesem Fall verstehe ich, warum er ein vorsichtiger Mann gewesen ist.« Sie zögerte. »Aber wenn Mr. Bassingthorpe nicht über seine Kunden spricht, wie willst du ihn dann überreden, mit uns zu sprechen?«
»Bassingthorpe hat noch gearbeitet, als ich auf den Straßen die Geheimnisse verkauft habe. Ich habe ihm ein paar Mal einen Gefallen getan. Und wenn wir Glück haben, erinnert er sich noch daran.«
»Wir müssen ihn sofort besuchen.«
Adam schüttelte den Kopf. »Man erscheint nicht unangemeldet vor Bassingthorpes Haus. Es gibt gewisse Regeln, die man beachten muss. Ich werde ihm eine Nachricht schicken. Und wenn wir Glück haben, wird er zustimmen, sich mit uns zu treffen, zu einem Zeitpunkt und an einem Ort, den er bestimmen wird.«
29
Das Innere des Salons erstaunte Adam immer wieder. Er war unglaublich üppig und extravagant eingerichtet. Der Innenarchitekt hatte offensichtlich alle Regeln des guten Geschmacks über den Haufen geworfen und sich um dramatische Effekte bemüht.
Rot war die beherrschende Farbe. Das riesige Sofa und die Sessel waren mit roter Seide bezogen. Zinnoberrote Samtvorhänge vor den Fenstern reichten bis auf den Boden. Der Teppich hatte ein Muster aus Scharlachrot und Gold.
Wie in so vielen Haushalten überall im Land, so hing auch hier ein großes, gerahmtes Bild der Königin in ihrer Trauerkleidung an dem wichtigen Platz über dem Kamin. Aber die anderen Bilder an der Wand sahen so ganz anders aus. Auf allen Bildern waren kühne Ritter in glänzender Rüstung zu sehen, die gerade eine wunderschöne Frau in nur hauchzarter Kleidung retteten – oder von ihr gerettet wurden.
Florence Stotley liebte ritterliche Motive.
Florence war eine nette, untersetzte, grauhaarige Frau, die sich ihrem sechzigsten Lebensjahr näherte. Mit ihren warmen, strahlenden Augen, den Grübchen und ihrem charmanten Äußeren hätte sie eine liebevolle Großmutter oder eine herzliche Großtante sein können. Nur wenige konnten glauben, dass sie ihren Reichtum als Besitzerin eines der exklusivsten Londoner Bordelle verdient hatte.
Sie hatte sich offiziell aus ihrem Geschäft zurückgezogen, dennoch setzte sie ihre geschäftlichen Talente noch auf die unterschiedlichsten Arten ein. Viele Menschen hatten über Jahre hinweg Florence Stotley unterschätzt, überlegte Adam. Aber er kannte sie seit seiner Zeit auf der Straße, und er empfand den größten Respekt für sie.
In gewisser Weise waren sie Geschäftspartner, doch unterschieden sich ihre Interessen ein wenig. Während er sich in letzter Zeit mit den Dingen der gehobenen Gesellschaft befasste, beschäftigte Florence sich noch immer mit den finsteren Aktivitäten der Menschen der Londoner Unterwelt.
Es war gar nicht ungewöhnlich, dass einer der beiden bei dem anderen Hilfe suchte. Immerhin waren die Geschäfte der Reichen und Mächtigen verwoben mit den geschäftlichen Aktivitäten ihrer Gegenspieler in den weniger exklusiven Teilen der Stadt, und so etwas war viel öfter der Fall, als viele Menschen glaubten.
»Wie schön, dich wiederzusehen, Adam.« Florence goss Tee aus einer reich verzierten silbernen Kanne ein, die einem wilden Drachen ähnelte. »Es ist schon eine ganze Weile her, seit wir uns zum letzten Mal gesehen haben. Geht es Julia und den Kindern gut?«
»Sie sind alle glücklich und gesund, danke.« Adam lehnte sich in einem großen Ohrensessel zurück und streckte die Beine aus. »Im Augenblick ist meine Schwester damit beschäftigt, einen weiteren unvergesslichen Ball vorzubereiten.«
»Ich bin sicher, sie wird auch in diesem Jahr wieder ein phantastisches Ereignis auf die Beine stellen.« Florence lachte leise
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