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Liebe und andere Parasiten

Liebe und andere Parasiten

Titel: Liebe und andere Parasiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Meek
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sagen«, sagte sie, und ihre Stimme versagte kurz. »Ich will mit dir zusammenbleiben. Warte, das ist schwach.« Sie legte den Zeigefinger nachdenklich auf die Lippen. »Ich werde mit dir zusammenbleiben. Wie klingt das?«
    Alex schluckte, fasste sie an den Schultern und blickte ihr in die Augen, als wollte er sie ganz und gar verschlingen und neu erschaffen. Auch er hatte das Gefühl, nach der richtigen Antwort in einem improvisierten Sakrament zu suchen. »Ja, ich liebe dich«, sagte er.
    »Aber?«
    »Aber ›Ich liebe dich ‹ ist mir zu wenig. Es reicht nicht. Ich möchte mehr sagen. Ich möchte dir meine Treue schwören.« Er guckte, als rechnete er damit, ausgelacht zu werden, doch Bec presste sich an ihn, schob ihm die Zunge in den Mund und legte ihm die Schenkel um die Hüften.
    Nicht lange, bevor Alex nach London zurückkehren musste, konnte Bec sich für einen Tagesausflug nach Sansibar freinehmen. Früh am Morgen standen sie am Pier und warteten auf die Fähre. Es gab nur wenige andere Passagiere. Eine Familie saß auf einer Kofferpyramide, die Kinder oben auf der Spitze Ausschau haltend, die Eltern auf dem Sockel kauernd; ein junger Mann, dessen kurzärmeliges Hemd offen über der nackten Brust hing, hockte an der Ecke des Piers und blickte aufs Meer hinaus; zwei amerikanische Missionare mit Schirmmützen und knielangen Shorts, Kamerariemen über der Brust, unterhielten sich über ihre Heimatstadt. Bec saß auf einem hohen Poller und Alex neben ihr auf dem Boden, den Kopf auf der Höhe ihrer Knöchel, und ließ die Füße über die Kante baumeln. Kein Wind wehte. Das Wasser war wie türkisblaue Milch. Die Horizontlinie war im Dunst nicht zu sehen. Alex blickte zu Bec auf, die mit der Hand die Augen abschirmte und nach etwas zu suchen schien. Er hatte sich am zweiten Tag einen Sonnenbrand geholt, und Gesicht und Hals waren mit hochschützender Sonnencreme eingeschmiert.
    »Was hast du mit der Sonne laufen?«, sagte er. »Sie liegt den ganzen Tag auf dir, und deine Haut bleibt doch makellos, und sobald ich mich ihr aussetze, macht sie mich fertig.«
    Bec sprang vom Poller ab und setzte sich neben Alex. »Du bist echt eifersüchtig, was?«
    »Du pflegst gehobenen Umgang.«
    »Mit wem?«
    »Na, mit der Sonne zum Beispiel. Und mit Ritchie.« Er lachte zum Zeichen, dass er es nicht ernst meinte, und zeigte damit, dass er es ernst meinte.
    »Er ist mein Bruder! Und dein Freund!«
    »Er wollte nicht, dass ich herkomme.«
    »Er ist besorgt um mich. Und besitzergreifend. Er spielt bei mir gern die Vaterfigur.«
    »Du bist auf eine vornehme Schule gegangen.«
    »Eine miese Privatschule, auf der Offizierstöchter lernen sollten, gute Ehefrauen zu sein. Sie konnten es nicht fassen, dass ich Wissenschaftlerin werden wollte.«
    »Du hattest ein Verhältnis mit einem Zeitungsmacher.«
    »Aber du hast herausgefunden, wie man es schafft, dass die Menschen ewig leben«, sagte Bec und legte ihm den Arm um die Schulter. »Wenn jemand gehoben ist, dann du.«
    »Ich habe gesagt, es sei theoretisch möglich, weil Harry das wollte, und jetzt habe ich den Rummel am Hals.«
    Bec setzte die Sonnenbrille auf. »Ist das besser?«, fragte sie.
    Alex trommelte mit beiden Händen auf der Kante des Piers. »Schau, Pelikane«, sagte er und sang: »Mr Sheen shine s / Umpteen things clean.«
    »Was ist?«, sagte Bec.
    »Nichts.«
    »Du hast einen von deinen Jingles gesungen.«
    »Ich wüsste gern, warum du mit Val gegangen bist«, sagte Alex. Er wandte sich von den Pelikanen ab und sah Bec in die Augen.
    »Er war attraktiv – und mächtig«, sagte Bec. »Am Anfang stand Neugier – und Sex. Ich dachte, ich wäre nett zu einem Mann, der seine Frau verloren hatte, aber ich glaube, ich habe mir schmeicheln lassen. Und mich aushalten lassen. Er hatte viel zu bieten, was das Aushalten und Schickmachen betraf. Ich dachte, er wäre ein freundlicher Mensch, aber das stimmt nicht. Er war nur freundlich zu mir . Ich hätte wissen sollen, dass der Ton seiner Zeitung von ihm kam, aber das habe ich erst kapiert, als ich ihm den Ring zurückgab.«
    »Du wolltest ihn heiraten?«
    »Ich war dumm.«
    Alex sah sich abrupt um, als ob er von einem Insekt gestochen worden wäre. Er tat es aus dem Drang heraus, etwas mit Gewalt ins Wasser zu werfen, aber es war nichts in Reichweite.
    »Warum war er freundlich zu dir?«
    »Er wollte eine neue und passende Frau haben.«
    Sollte ich fragen, ob ich passend bin?, überlegte Alex. »Er könnte dich trotzdem geliebt

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