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Liebe und andere Schmerzen

Liebe und andere Schmerzen

Titel: Liebe und andere Schmerzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hrg. Jannis Plastargias
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mit Ted, der genau zu Nifa sah, als würde er sie sehen und sich fragen, was sie war.
    »Ted?«, sanft berührte ich meinen Sohn an der Schulter, welcher aber nur die Hände nach Nifa ausstreckte.
    »Fee.«
    Ted lachte Nifa förmlich an, welche das mit einem Lächeln beantwortete.
    »Er kann dich sehen? Aber seine Augen …?«, fragte ich und brach ab. Der Tag war mehr als verwirrend.
    »Jedes Kind kann uns Feen sehen. Diese Gabe verlieren sie, wenn sie erwachsen werden und das Träumen verlernen. Selbst blinde Kinder wissen, dass wir da sind. Da ich verletzt bin, kann mich momentan leider jeder sehen, auch die Erwachsenen«, erklärte Nifa, während Ted die Hände nach der kleinen Frau ausstreckte. »Aber mal was anderes. Das war unüberlegt. Du hast die arme Frau ziemlich geschockt«, stellte sie fest, weswegen ich nur tief seufzte.
    »Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist. Ich wollte sie nicht überfallen. Doch … ich bin schon so lange in sie verliebt, dass es mich irgendwie überkommen hat«, meinte ich und erhob mich, um den Tisch abzuräumen. Während ich das tat, schwiegen wir, zumindest solange bis ich noch hinzufügte: »Sie wird mich nicht lieben und jetzt wahrscheinlich auch noch hassen.«
    »Dann wünsch es dir doch«, meinte Nifa ruhig.
    Ich sah verwundert und ein wenig fragend auf.
    »Wünsch dir, dass sie dich liebt. Schon vergessen? Ich bin eine Glücksfee und du hast einen Wunsch frei«, verdeutlichte Nifa ihre Aufforderung.
    Erstaunt sah ich sie an und vergaß sogar einen Moment das Brett in den Geschirrspüler zu stellen. Das wäre wirklich eine Möglichkeit. Sie würde mich auf jeden Fall lieben, wenn die Glücksfee mir den Wunsch wirklich gewährte. Doch … mein Blick wanderte zu Ted. Wenn ich wirklich einen Wunsch hätte, sollte er meinem Jungen zugute kommen, auch wenn ich Mary dafür nicht bekommen würde. Deswegen schüttelte ich den Kopf.
    »Nein, wenn ich mir wirklich etwas wünschen darf, dann dass Ted endlich sehen kann«, meinte ich ernst und blickte zu Nifa, welche mich beobachtete.
    »Du willst also den Jungen vor dein Glück stellen?«, fragte Nifa genauso ernst zurück und wanderte auf der Küchenzeile zu mir herüber, vorbei am Wasserkocher und an der Herdplatte. Mein Blick wanderte zu meinem Jungen und zur Tür, durch die Mary verschwunden war.
    »Ja. Mein Sohn ist mein Glück, auch wenn es mit Mary vollkommener wäre«, seufzte ich und sah wieder zu Nifa, während Ted die ganze Zeit nach der Fee krähte und die Ärmchen nach ihr ausstreckte.
    »Dann soll es so sein«, nickte Nifa nach einer Weile des Schweigens und schloss die Augen.
    Was hatte sie vor? Sie stand ganz still auf der Anrichte und fing ganz langsam an zu leuchten. Von innen heraus, immer hell und heller. Nicht grell, aber doch hell genug, sodass ich die Augen etwas zusammenkneifen musste. Der provisorische Verband, der ihren Flügel still halten sollte, verschwand einfach und sie spannte die filigranen Flügel an. Dann erhob sie sich mit zwei Schlägen von der Anrichte und flog zu Ted hinüber, welcher freudig jauchzte. Als Nifa ihm jedoch einen Kuss auf die Wange gab, war er ganz still.
    Das Klingeln des Telefons lenkte mich vom dem Geschehen ab. Doch jetzt abzunehmen kam nicht in Frage. So etwas wie eine leuchtende Fee sah man schließlich nicht alle Tage.
    »Nimm ab«, wies Nifa mich an. Doch ich zögerte, bis sie mir tief in die Augen blickte. So verließ ich die Küche und nahm im Wohnzimmer ab. Es war das Krankenhaus. Das, in welchem Ted auf der Warteliste für eine geeigneten Spender einer Netzhaut stand.
    »Was? Sie haben einen passenden Spender für meinen Sohn? Wirklich? Wann?«, fragte ich und glaubte, mir würde mein Herz stehen bleiben.
    »Ja, natürlich. Wir kommen morgen vorbei«, damit legte ich wieder auf und lehnte an der Wand neben dem Telefon im Wohnzimmer. War das ein Traum? Oder hatte mein Ted endlich die Chance richtig sehen zu können?
    Als ich Schritte vernahm, blickte ich auf und erkannte Ted, welcher einen Finger in Nifas Hand hatte. Sie führte ihn.
    »Dein Wunsch, er wird sich erfüllen, aber ich werde nun weiter müssen«, meinte Nifa sanft lächelnd und ließ Ted los, streichelte diesem über die Wange.
    »Aber was ist mit deinem Flügel?«, fragte ich und hatte mich erhoben. Eine dumme Frage, da sie ja offensichtlich wieder fliegen konnte.
    »Der ist in Ordnung. Wir Feen haben bessere Selbstheilungskräfte als die Menschen. Eine Nacht reicht normalerweise aus, wenn wir in

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