Liebe und andere Schmerzen
einem Umfeld sind, wo an uns geglaubt wird«, erklärte Nifa und flog zu mir herüber.
»Aber … «, sie konnte doch nicht einfach so gehen.
Jetzt, da Mary mich höchstwahrscheinlich hassen würde, war Nifa doch die Einzige, mit der ich reden konnte, auch wenn ich sie noch keinen Tag kannte.
»Ich muss weiter, Tina. Ich kann nicht bleiben. Aber es wird gewiss alles wieder gut. Gib nicht auf. Das Glück wartet überall auf seine Chance, den Menschen zu helfen«, meinte Nifa sanft und sah mir noch einen Moment in die Augen.
»Auf Wiedersehen. Es war schön, dich kennengelernt zu haben«, meinte sie sanft, verschwand in einer pinken, hell leuchtenden Kugel und flog aus dem angelehnten Fenster.
Ich blickte ihr einen Moment nach. Nun war sie fort und Ted und ich blieben alleine zurück. Seufzend drehte ich mich zu Ted um und nahm ihn auf die Arme.
»Morgen wird ein harter Tag für uns. Lass uns noch etwas Spaß haben«, sagte ich sanft und spürte Teds tastende Hände in meinem Gesicht.
»Darf ich den Tag mit euch verbringen?«, erklang plötzlich eine Stimme aus der Tür und verwundert, leicht erschrocken, sah ich auf und erkannte Mary. Sie schien etwas verlegen und zurückhaltend.
»Du bist noch da?«, fragte ich verwundert und bekam ein Nicken zur Antwort. Hatte sie etwa alles mit angesehen und gehört?
»Ja. Die ganze Zeit. Ich glaub es nicht, dass du echt eine Fee im Haus hattest«, seufzte sie und trat etwas näher heran.
Ted drückte ich dabei näher an mich.
»Es … «, ich wollte mich eigentlich entschuldigen, doch Mary schüttelte den Kopf, als würde sie ahnen, was ich vorhatte.
»Lass uns raus gehen und mit Ted etwas spielen, bevor er morgen seinen großen Tag hat«, lächelte Mary und ich stimmte zu.
Der Tag verlief wunderbar und ich hatte mir im Anschluss für eine Woche bei meinem Arbeitgeber freigenommen. Als es Abend war und Ted von Mary ins Bett gebracht wurde, beobachtete ich die beiden von der Kinderzimmertür aus. Mary, die leise aus dem Zimmer kam, schob mich etwas zurück, schloss die Tür hinter sich und blickte mir in die Augen.
»Er schläft. Der Tag hat ihn wohl geschafft«, wisperte Mary, während wir einander gegenüberstanden.
»Danke«, seufzte ich leise, doch sie winkte lächelnd ab.
»Doch nicht dafür. Ich bringe Ted doch gerne ins Bett«, lächelte sie, doch ich schüttelte den Kopf.
»Danke dafür, dass du wieder zurückgekommen bist«, ergänzte ich meinen Dank und sie schien zu verstehen, da ihr Blick nachdenklich wurde.
»Du hast mich mit dem Kuss ziemlich erschreckt und wirklich romantisch war das auch nicht gerade«, sprach Mary und nahm mich beim Arm, um mich von dem Kinderzimmer fort zu ziehen. Bald kamen wir im Schlafzimmer an und ich sah Mary zu, wie sie sich auf dem Bett niederließ. Mein Herz schlug etwas schneller.
»Hast du mitbekommen, was die Fee und ich geredet haben?«, fragte ich leise und nahm die Hand an, welche mir gereicht wurde.
»Ja. Ich dachte erst, ich sehe nicht recht, doch als du die Wahl hattest, hatte ich gehofft, dass du dich für Ted entscheiden würdest«, sprach sie ruhig und zog mich neben sich aufs Bett.
Fragend sah ich sie an. Wieso war sie froh darüber? Wollte sie etwa wirklich nichts von mir?
»Dein Wunsch wäre verschwendet gewesen, wenn du dich für mich entschieden hättest. Ich war zwar erschrocken, doch … doch ich erwidere deine Gefühle. Ich habe mich, seit ich hierher gezogen bin, in dich verliebt. Nie hätte ich damit gerechnet, dass du irgendwann wie ich fühlen würdest, doch nun bin ich umso glücklicher«, lächelte sie liebevoll und beugte sich zu mir herrüber.
Keine zwei Sekunden später spürte ich ihre Lippen auf den meinen und ich schloss die Augen automatisch. Leise seufzte ich gegen den weichen Mund und lehnte mich in ihre Arme. Ich konnte es kaum glauben. Ich saß hier küssend mit der Frau, die ich liebte, und die mich liebte. Es war ein Wunder.
Peter Nathschläger
LEERE TÜREN
C arl stand knapp hinter dem nackten Jungen und sah ihm dabei zu, wie er sich über dem Porzellanwaschtisch das Gel aus den langen Haaren wusch. Sein Rücken war ebenso makellos wie sein Lächeln und der Rest seines Körpers. Der Junge hatte sich ihm vor knapp drei Stunden als Jeremiah vorgestellt und Carls Aufmerksamkeit erregt, weil er völlig schamlos war; nicht verhalten und zurückgenommen, wie der Großteil der Leute in der schwulen Bar.
Das Lokal war kurz vor Mitternacht so voll gewesen, dass Carl nur mit Müh und
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