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Liebe und andere Schmerzen

Liebe und andere Schmerzen

Titel: Liebe und andere Schmerzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hrg. Jannis Plastargias
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Vorhölle. Nachdem Mei von ihrer Mandelentzündung genesen war, hatten sie eine wahrhaft magische Zeit miteinander verbracht und das, obwohl er seine leidige Pflicht erfüllt hatte! Am dritten Tag nach ihrer Ankunft hatte er ihr an ihrem Krankennbett den Schlüsselbund gegeben und ihr – wie all seinen Bräuten zuvor – eingeschärft, dass sie die unscheinbare Kammer neben dem Bad niemals mit dem kleinen eisernen Schlüssel öffnen dürfe. Niemals. Ansonsten stand es ihr frei sich in seiner Behausung zu bewegen. Mei hatte den Schlüsselbund entgegen genommen und genickt. Seit diesem Moment waren nun zwei Monate vergangen und sie hatte die Kammer immer noch nicht geöffnet. Zusammen waren sie nach Amsterdam auf eine Convention gefahren. Ihr Kurzurlaub auf Rügen war einfach nur traumhaft gewesen. Auf den Shoppingmeilen Berlins hatte er seine Kreditkarte zum Glühen gebracht. Für sie und für sie allein. Er wollte sie glücklich machen, einfach nur glücklich. Und so glücklich es Blaubart machte, sie aufblühen zu sehen, so sehr trieb ihn der Umstand ihrer Blüte langsam aber sicher in den Wahnsinn. Ihr Körper spielte dabei eine wesentliche Rolle. Angesichts Meis kurviger Formen, war es Ritter Blaubart mit Schrecken aufgefallen, dass er in seiner gesamten Laufbahn als märchenhafter Frauenschlächter noch nie mit einer seiner Bräute im lebenden Zustand den Geschlechtsverkehr ausgeübt hatte und dass dieser auch noch nie einvernehmlich geschehen war.
    Er kannte nur die Raserei nach dem sie ihm den Schlüssel zeigten. Hin und wieder hatte er diffuse Vorstellungen von normalem Sex, aber sonst? Just brach ihm schon wieder der Schweiß aus. Er hatte gar keine Ahnung, wie das mit einer lebendigen Frau überhaupt gehen sollte. Und nun stand in erschreckender Häufigkeit Mei, nur mit einem knappen Badetuch bekleidet, vor ihm. Nur ein kleines Stück Frottee, das ihn mehr schlecht als recht von ihrem willigen, drängenden Fleisch trennte. Eben gerade hatte sie nur ein langes T-Shirt und ein Paar Plüschpantoffeln getragen! Er hatte sie während ihres gesamten Aufenthaltes noch nie nackt gesehen. Aber es würde sicher nicht mehr lange dauern und sie würde auch die letzten Hüllen fallen lassen, um ihn aus der Reserve zu locken. Er konnte sich aus solchen Situation immer wieder herauswinden, indem er vortäuschte »arbeiten« zu müssen oder sich unwohl zu fühlen. Ersteres war eine glatte Lüge: Alle seine Termine und laufenden Projekte hatte er für Mei abgesagt. Lady Gagas Management drohte ihm bereits mit juristischen Folgen, da auch ihr Videodreh seiner Unlust an Billig-Kunstproduktionen zum Opfer gefallen war. Einige seiner russischen Kunden begannen ebenfalls nach der ausbleibenden Ware zu fragen.
    Und Mei wusste, dass seine Ablehnung hinsichtlich ihrer Annäherungsversuche sicher nicht an Überarbeitung lag. Er hatte seit anderthalb Monaten keinen mehr hoch bekommen. Das war nicht nur Lampenfieber hinsichtlich eines sexuellen Debuts geschuldet, das war nackte Angst. So sehr fürchtete er sich inzwischen. Es war so unheimlich. Keine seiner Bräute hatte es bisher länger als eine Woche ausgehalten, die Kammer nicht zu öffnen! Die erste Woche hatte er nur mit äußerster Anspannung ertragen können. In der zweiten Woche wähnte er sich im Himmel. In der dritten glaubte er an ein Wunder. Dann waren sie zusammen weggefahren. Die Kammer war ihnen natürlich ins Hotel gefolgt. Sie hatte sie entweder ignoriert oder gar nicht wahrgenommen. Nichts war passiert.
    Irgendwo zwischen der sechsten und der achten Woche hatte er angefangen an der Rechtmäßigkeit dieser Situation zu zweifeln. Er glaubte inzwischen, dass es nicht mit rechten Dingen zugehen konnte. Wieso öffnete sie die Kammer nicht? Oder war ihm etwas entgangen? Blaubart fand keine Ruhe. Des Nachts schlich er an ihr Bett, um den Schlüsselbund mit dem verhängnisvollen Anhängsel im Schein seines Smartphones zu begutachten. Nichts. Bei Restaurantbesuchen kramte er, wenn sie auf Toilette ging, den Bund aus ihrer Handtasche hervor. Nichts. Kein Rot an dem Schlüssel. Es machte ihn verrückt. Er hatte Tics entwickelt. Jetzt gerade in diesem Moment umgaben seine Mundwinkel ein nervöses Zucken. Und er wischte sich inzwischen schon fast automatisch mit dem Mittelfinger über die Augenbrauen. Alle zwei Minuten. Er konnte sich nur noch in der Blutkammer entspannen. Dort hatte er mit äußerster Beunruhigung festgestellt, dass auch die Häupter seiner Ehemaligen weiterhin

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